Filmfestival
Junge Deutsche und Franzosen und der Glamour von Cannes
In Zusammenarbeit mit der Semaine de la Critique in Cannes organisiert das Deutsch-Französische Jugendwerk jährlich einen Workshop für junge Menschen mit besonderem Förderbedarf aus Deutschland und Frankreich. Vom 12. bis 16. Juli tauchten die Jugendlichen an der Croisette in Cannes in die Welt des internationalen Films ein.
30.07.2021
Die Filmfestspiele von Cannes sind in jedem Jahr eines der weltweit großen Kulturhighlights. Dabei strahlt das Festival an der französischen Mittelmeerküste besonderen Glamour aus. Es gilt als Stelldichein von Prominenten, Politikern, Stars und Sternchen mit der filmschaffenden Kulturelite, bei Champagner und Delikatessen, zwischen Limousinen, Yachten und Grand Hotels.
Viele junge Menschen in Deutschland mögen hierauf schauen wie auf eine fremde Welt, insbesondere, wenn sie benachteiligt sind, wenn sie beispielsweise aus unvermögenden Elternhäusern stammen, in strukturschwachen Gegenden leben, Schulabbrecher/-innen sind oder als Geflohene noch auf ein dauerhaftes Bleiberecht warten.
Doch der Schein trügt. 20 junge, benachteiligte Menschen aus Deutschland und Frankreich nahmen auch dieses Jahr wieder an den Festspielen teil. Sie versuchten sich als Filmkritiker/-innen, schauten sich eine Reihe von Filmen an und interviewten Marie Larrivé, die Regisseurin des Kurzfilms Noir Soleil, einem farbenfrohen Animationsfilm, der dennoch melancholisch und poetisch ist und dessen Titel auf das Gedicht von Gérard de Nerval („El Desdechado“, übersetzt von Paul Celan) anspielt.
Nachteile überwinden – kulturelle Bildung fördern
Möglich gemacht wurde dies durch das Deutsch-Französische Jugendwerk. Dieses organisierte bereits zum fünften Mal in Folge den fünftägigen Workshop, an dem dieses Jahr zehn junge Menschen aus Baden-Württemberg und Sachsen sowie zehn aus den Regionen Île-de-France und Provence-Alpes-Côte d‘Azur teilnahmen. Mit Schreibworkshops und Filmvorführungen entwickelten die Jugendlichen ihr kritisches Denken gegenüber Bildern konnten dabei eine künstlerische Bildung erwerben.
Die Generalsekretäre des DFJW, Tobias Bütow und Anne Tallineau:
„Junge Menschen hatten noch nie so viel Zugang zu Bildern wie heute, sei es durch soziale Netzwerke oder durch die zunehmende Digitalisierung in Krisenzeiten. Unsere Rolle besteht darin, ihnen den Umgang mit diesem Bildmaterial und dessen Entschlüsselung näherzubringen. Durch den Vergleich ihrer Sichtweisen mit denen von Gleichaltrigen aus einer anderen Kultur, aber auch mit der von Fachleuten, haben die Teilnehmenden die einmalige Gelegenheit, [...] sich Gedanken über ihren Umgang mit Bildern zu machen und Teil eines Erlebnisses zu sein, das normalerweise einem Fachpublikum vorbehalten ist.“
Weitere Höhepunkte dieser interkulturellen Erfahrung waren ein Treffen mit Camélia Jordana, Jurymitglied der Semaine de la critique, die Abschlusszeremonie auf dem Boot des Europasenders ARTE und natürlich der Gang auf dem roten Teppich, zum Hip-Hop-Film Haut et fort des marokkanischen Regisseurs Nabil Ayouch.
Die jungen Menschen hatten den Kopf voller Sterne und schöner Bilder und nehmen von diesem deutsch-französischen Austausch viele neue Eindrücke und Emotionen mit. Wie Henri Miller sagte: „Ein Reiseziel ist niemals ein Ort, sondern eine neue Art, die Dinge zu sehen“.
Benachteiligungen können viele Gesichter haben. Sie können sozial, geographisch, wirtschaftlich, bildungsbezogen, kulturell oder gesundheitlich (körperlich, seelisch oder psychisch) sein. Das Deutsch-Französische Jugendwerk definiert in seinen Richtlinien, welche jungen Menschen besonders gefördert werden (PDF rechts: 64,2 KB).
Das Projekt richtet sich gezielt an diese jungen Menschen.
Quelle: Deutsch-Französisches Jugendwerk vom 20.07.2021
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