Jugendsozialarbeit

„Gemeinsam Klasse sein“: Online-Programm gegen Mobbing an Schulen jetzt auch bundesweit

Das Programm „Gemeinsam Klasse sein“ geht nach einer erfolgreichen anderthalbjährigen Pilotphase in Hamburg, Schleswig-Holstein und Bremen nun auch bundesweit an den Start. Die Lehrmaterialien sind auf einer digitalen Plattform verfügbar und richten sich an die Jahrgangsstufen fünf bis sieben.

19.12.2019

Mit dem neuen Online-Angebot gegen Mobbing an Schulen setzen die Kooperationspartner - die „Beratungsstelle Gewaltprävention“ der Behörde für Schule und Berufsbildung in Hamburg und die Techniker Krankenkasse (TK) - ihre erfolgreiche Zusammenarbeit aus dem Vorgängerprojekt, dem „Anti-Mobbing-Koffer“ von 2008, fort.

Teilnehmende Schulen können die umfangreichen, kostenfreien Materialien nutzen und damit bis zu fünf Projekttage gestalten. Ziel ist es, Mädchen und Jungen sowie Eltern und Lehrende für die Problematik zu sensibilisieren, um so Mobbing gar nicht erst entstehen zu lassen. Dabei kommen unter anderem Filmclips und Erklärvideos zum Einsatz, die an Hamburger Schulen erstellt wurden. Sie vermitteln die besonderen Merkmale von Mobbing und Cybermobbing und unterstützen Schülerinnen und Schüler dabei, Regeln für ein respektvolles Miteinander zu erarbeiten.

Schulungen für eine optimale Nutzung

Damit die Schulungsunterlagen von den teilnehmenden Bildungseinrichtungen optimal genutzt werden können, müssen die Lehrkräfte im Vorfeld entsprechend geschult werden. Diese Schulungen führen speziell dafür ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der regionalen Schulbehörden durch, sogenannte Ländermultiplikatoren. Die geschulten Lehrkräfte erhalten dann einen Zugangscode zum Online-Angebot und sind ihrerseits wieder Multiplikatoren innerhalb ihrer Schule.

Neben den Pilotregionen in Norddeutschland haben diese Möglichkeit seit diesem Schuljahr auch die Bundesländer Berlin, Sachsen-Anhalt, Rheinland-Pfalz, Saarland und Niedersachsen. In Hessen und Brandenburg sind die Schulungen ab dem kommenden Jahr möglich.

Neuer Schwerpunkt Cybermobbing

Bei dem neuen Angebot gibt es jetzt - neben der schnelleren Verfügbarkeit durch die online abrufbaren Materialien - vor allem inhaltliche Anpassungen. So finden sich in den komplett überarbeiteten und zum Teil auch an unterschiedlichen Leistungsniveaus ausgerichteten Schulungsunterlagen mehr Informationen und Module zum Thema Cybermobbing. Außerdem werden rechtliche Grundlagen und die Rolle von Zuschauerinnen und Zuschauern noch mehr beleuchtet sowie neueste wissenschaftliche Erkenntnisse und Methoden im Umgang mit Mobbing vermittelt.

Weitere Informationen für interessierte Schulen gibt es auf: www.gemeinsam-klasse-sein.de

Eine Kultur des Hinschauens fördern

Maren Puttfarcken, Leiterin TK-Landesvertretung Hamburg: „Laut PISA-Studie 2017 ist rund jeder sechste 15-jährige Schüler in Deutschland von Mobbing oder Cybermobbing betroffen. Gerade für Jugendliche kann jede Art von Mobbing weitreichende seelische und körperliche Folgen haben. Um das zu verhindern und Mobbing gar nicht erst entstehen zu lassen, hat die TK in Kooperation mit der Beratungsstelle für Gewaltprävention in Hamburg das neue Online-Angebot 'Gemeinsam Klasse sein' entwickelt. Durch auswählbare Module sollen alle Beteiligten mit zeitgemäßen Materialien für dieses Thema sensibilisiert werden. Wir freuen uns, dass die Online-Plattform nun auch über Hamburg, Schleswig-Holstein und Bremen hinaus in weiteren Bundesländern verfügbar ist.“

Dr. Christian Böhm, Leiter Beratungsstelle Gewaltprävention in Hamburg: „ 'Gemeinsam Klasse sein' setzt auf mehreren Ebenen im System Schule an, um eine Kultur des Hinschauens zu fördern: Auf Klassenebene, Elternebene und Schulebene. Auf Klassenebene arbeiten die Schülerinnen und Schüler mit ihren Lehrkräften daran, dass ein Umfeld entsteht, in dem offen kommuniziert werden kann und Mobbing und Cybermobbing nicht geduldet werden. Die Einbeziehung der Eltern erfolgt durch Flyer, selbst gestaltete Plakate und einen gemeinsamen Elternnachmittag, an dem die Schülerinnen und Schüler in ihrer Expertenrolle die Eltern aufklären und die Projektinhalte präsentieren. Auf Schulebene werden Lehrkräfte qualifiziert und Ansprechpersonen für die Schülerinnen und Schüler und Lehrkräfte benannt, die bei Verdacht auf Mobbing zur Stelle sind.“

Holger Hülsemann, Sozialpädagoge am Gymnasium Finkenwerder: „Unsere Erfahrungen mit dem neuen Online-Portal 'Gemeinsam Klasse sein' sind absolut positiv. Alle Schülerinnen und Schüler haben das Thema Mobbing und Cybermobbing sowie die dazugehörigen Bausteine genauso ernst und wichtig genommen wie die Fächer Deutsch, Mathe und Englisch. Die einzelnen Module bauen sehr gut aufeinander auf, in den Rollenspielen können sich die Schülerinnen und Schüler sehr einfühlsam in die verschiedenen Charaktere - betroffene Person, Täter und Zuschauende - hineinversetzen und gemeinsam Handlungsstrategien erarbeiten. Das Motto ist: 'Hilfe holen ist kein Petzen, sondern dient der Gerechtigkeit'. In Jahrgang fünf steht der Satz jetzt in jeder Klasse auf einem Plakat. Dank des großen Übungspools arbeiten wir auch in den sechsten Klassen konsequent an dem Thema weiter. Das gesamte Programm ist eine Bereicherung für alle Beteiligten.“

Quelle: Behörde für Schule und Berufsbildung Hamburg vom 03.12.2019

Redaktion: Kerstin Boller

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