Jugendsozialarbeit

Endlich hinsehen – Jugendarmut wahrnehmen und junge Menschen nicht verloren geben

Keine Altersgruppe ist stärker von Armut betroffen als die der Jugendlichen und jungen Erwachsenen. An dieser skandalösen Situation ändert sich seit Jahren nichts, sagt die Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS) e.V. Immer noch sei ein Fünftel aller Jugendlichen und ein Viertel aller jungen Erwachsenen bis 25 Jahren von Armut bedroht.

24.09.2019

Diese Zahlen bestätigt die Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Bundestagsfraktion der Linken (BT-Drs. Nr. 19/13039). Die Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS) bündelt mit dem „Update Jugendarmut 2019“ Fakten und zeigt Lösungswege auf.  Der Weg in das Erwachsenenleben ist besonders für junge alleinstehende Menschen äußerst riskant: 51,5 % aller alleinstehenden Jugendlichen und 56 % aller alleinstehenden jungen Erwachsenen sind von Armut bedroht.
 
Laut Studien des Deutschen Jugendinstituts (DJI) sind über 80.000 Jugendliche und junge Erwachsene nicht mehr im Blick von Jugendhilfe, Arbeitsförderung oder dem Jobcenter; sie gelten als „entkoppelt“, haben den Kontakt zu den Sozialbehörden abgebrochen oder sind „aussanktioniert“. Schon über 20 % der Wohnungslosen sind unter 25 Jahre alt. Sie und viele andere junge Menschen, die z. B. nach der Schule den Übergang in das Arbeitsleben (noch) nicht bewältigt haben, gehören zu den Zielgruppen der „schwer zu erreichenden Jugendlichen“.

Kooperation zwischen Jobcentern und Jugendhilfe ist unzureichend

Eigens zur Förderung dieser „schwer erreichbaren Jugendlichen“ wurde der § 16 h ins Sozialgesetzbuch II aufgenommen, jedoch sind die Förderzahlen bislang mit ca. 2.100 geförderten Jugendlichen und jungen Erwachsenen viel zu niedrig. „Dass die Hilfe bei vielen tausenden jungen Menschen derzeit nicht ankommt, offenbart die unzureichende Kooperation zwischen Jobcentern und Jugendhilfe. In dieser rechtskreisübergreifenden Zusammenarbeit muss die kommunale Jugendsozialarbeit eine starke Rolle spielen“, fordert die Vorsitzende der BAG KJS, Lisi Maier.
 
Die gesonderten Sanktionsregeln im SGB II für Jugendliche unter 25 Jahren verschärfen die Situation zusätzlich. Sie sind menschenunwürdig und verfassungsrechtlich höchst bedenklich. Junge Menschen unter 25 Jahren, die Hartz IV beziehen, können neben dem Regelsatz auch die Leistungen für Unterkunft und Heizung entzogen werden. „Die Spirale von Armut und Perspektivlosigkeit dreht sich so immer weiter und führt nicht selten zu Wohnungslosigkeit. Damit muss Schluss sein!“, mahnt Maier an.

Spirale von Armut und Perspektivlosigkeit

Noch immer hängen die Chancen junger Menschen enorm von der sozialen Herkunft ab. Dabei erhöht ein guter Schulabschluss die Chancen auf einen Ausbildungsplatz, der wiederum Voraussetzung für eine existenzsichernde Erwerbstätigkeit ist. Deshalb fordert Lisi Maier, die Vorsitzende der BAG KJS: „Damit die Armutsspirale durchbrochen wird, braucht Deutschland endlich ein gesetzlich verankertes Recht auf Ausbildung.“
 
Die BAG KJS versteht sich als Anwalt für sozial benachteiligte und/oder individuell beeinträchtigte junge Menschen, zu denen auch die von Armut bedrohten oder betroffenen gehören. Sie macht auf ihre Situation aufmerksam, weist auf Ungerechtigkeit hin und unterbreitet konkrete Vorschläge, was geändert werden muss, um Jugendarmut zu verhindern. In den Einrichtungen der Katholischen Jugendsozialarbeit erfahren junge Menschen Aufmerksamkeit, Zuwendung und aktive Unterstützung. 

Weiterführende Informationen

Das Update Jugendarmut 2019. Endlich hinsehen! steht mit seinen Zahlen und zusammenfassenden Fakten bei der BAG Katholische Jugendsozialarbeit zur Verfügung. Dort findet sich auch der Monitor Jugendarmut 2018 mit seinen ausführlichen Informationen.

Die BAG Katholische Jugendsozialarbeit versteht sich als Anwältin für die immer größer werdende Zahl sozial benachteiligter junger Menschen, zu denen auch die von Armut betroffenen gehören. Mit ihrer Initiative Jugendarmut fordert sie dazu auf, diese nachhaltig zu bekämpfen.

Die DJI-Expertise „Situation ausgegrenzter Jugendlicher“ (PDF 1,1 MB) von Frank Tillmann und Carsten Gehne steht beim Kooperationsverbund Jugendsozialarbeit als Download zur Verfügung. 

Quelle: Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS) e.V. vom 18.09.2019

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