Berufsausbildung

GEW fordert Ausbildungsgarantie

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) macht sich mit Blick auf die „Integrierte Ausbildungsberichterstattung“ des Statistischen Bundesamtes für mehr Qualität und Verbindlichkeit in der Berufsausbildung stark.

18.03.2021

„Die Zahl der Anfänger in der Berufsausbildung ist mit knapp 678.000 gegenüber dem Vorjahr um 6,5 Prozent gesunken. Auch im bislang wenig beachteten Gesundheits-, Erziehungs- und Sozialwesen haben lediglich 175.000 junge Menschen eine vollzeitschulische Ausbildung aufgenommen. Das bedeutet zwar einen Anstieg von knapp 23 Prozent gegenüber 2005, jedoch gegenüber dem Vorjahr einen Rückgang um 7 Prozent. Deshalb müssen diese nicht dualen Berufe dringend aufgewertet werden“, sagte Ansgar Klinger, für Berufliche Bildung und Weiterbildung verantwortliches GEW-Vorstandsmitglied, am Dienstag in Frankfurt a.M. Die Zahl der Anfängerinnen und Anfänger in dualen Berufen sei mit 451.000 auch infolge der Corona-Pandemie stark gesunken. Die Politik müsse nun deutliche Anstrengungen unternehmen, die Ausbildung in Deutschland krisenfest zu gestalten. Neben der Verstärkung und Ausweitung des Bundesprogramms „Ausbildungsplätze sichern“, mit dem auch bereits bestehende Ausbildungsverhältnisse unterstützt werden, gehöre hierzu, eine Ausbildungsgarantie einzuführen, wie es sie in Österreich bereits seit Jahren gibt.

Klare Beschäftigungs- und Aufstiegsperspektiven gefordert

Klinger betonte, dass die Abbrecherquote in der dualen Ausbildung bereits vor der Pandemie bei mehr als 25 Prozent gelegen habe, in einigen Berufen sogar bei über 50 Prozent. „Das sind Fehlentwicklungen, die ein genaues Überprüfen der Ausbildungsqualität erfordern. Diese Zahlen müssen Konsequenzen haben, wenn man die berufliche Bildung stärken will“, unterstrich der GEW-Berufsbildungsexperte. Die Zahl der Studienanfänger sei mit 493.000 gegenüber dem Vorjahr um 3,9 Prozent gesunken. Das sei unter anderem auf den unvollständigen Abiturjahrgang 2020 in Niedersachsen wegen der Schulzeitverlängerung zurückzuführen. Dies dürfe aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass dieser Sektor mittelfristig am stärksten gewachsen sei: seit 2005 um knapp 35 Prozent. „Das ist kein Beleg dafür, dass berufliche Abschlüsse entwertet werden“, sagte der Gewerkschafter. Diese Entwicklung sei mit dem individuellen Wunsch der Lernenden nach gesellschaftlichem Aufstieg zu erklären. Hier seien vor allem die Arbeitgeber gefordert, klare Beschäftigungs- und Aufstiegsperspektiven für beruflich Qualifizierte zu bieten und die berufliche Ausbildung attraktiver zu gestalten.

1,5 Millionen junge Erwachsene zwischen 25 und 34 Jahren ohne Berufsabschluss

„In der Debatte um die Zukunft der Ausbildung dürfen wir nicht aus dem Blick verlieren, dass mehr als 1,5 Millionen junge Erwachsene zwischen 25 und 34 Jahren keinen Berufsabschluss haben – Tendenz steigend. Das ist ein Skandal ersten Ranges. Wir brauchen eine verlässliche Förderung und Begleitung für junge Menschen am Übergang in den Beruf – und dringender denn je eine Ausbildungsgarantie“, betonte Klinger. Die Zahl der jungen Menschen im sogenannten „Übergangsbereich“ sei im vergangenen Jahr mit 4,7 Prozent nur unterdurchschnittlich gesunken und liege bei knapp 238.000. „Junge Menschen mit besonderem Förderbedarf brauchen passgenaue und verlässliche Unterstützung in der zentralen biografischen Phase des Übergangs von der Schule in Ausbildung und Beruf. Dazu müssen Förderinstrumente wie die Assistierte Ausbildung qualitativ gut gestaltet werden“, hob Klinger hervor.

Auch die Ausbildungsquote junger Geflüchteter müsse nach ersten Erfolgen weiter verbessert werden. Bei der Bildung und Qualifizierung geflüchteter Jugendlicher und junger Erwachsener sollten nicht nur die Betriebe, sondern auch die berufsbildenden Schulen besser unterstützt werden, sagte Klinger. Ferner sei das Deutschsprachförderkonzept des Bundes dringend nachzubessern.

Hintergrund

Die „Integrierte Ausbildungsberichterstattung“ informiert für die Bundes- und die Länderebene über die Zahl der Anfängerinnen und Anfänger in den „Sektoren“ der Berufsausbildung, im sogenannten Übergangsbereich sowie über den Erwerb der Hochschulzugangsberechtigung und das Studium.

Quelle: Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft vom 16.03.2021

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