Jugendsozialarbeit

Aus der Praxis: Solinger Halfeshof nimmt Flüchtlinge auf

Lernen lohnt sich: Nach nur wenigen Monaten kann sich Amadou* gut auf Deutsch verständigen.

Die Clearingwohngruppe "Kompass" im Halfeshof in Solingen, einer Einrichtung der LVR-Jugendhilfe Rheinland, bietet Jugendlichen aus Krisenländern seit sechs Monaten ein Zuhause. Die minderjährigen Flüchtlinge stammen aus Guinea, Gambia, Somalia, Afghanistan, Algerien, Somalia und Marokko.

29.05.2015

Amadous größte Hobbies sind Fußballspielen und Lernen. Für einen 17-Jährigen ist das eine ungewöhnliche Kombination, aber Amadou* ist auch kein gewöhnlicher Jugendlicher: Zu Fuß hat er seine Heimat Guinea verlassen und war wochenlang unterwegs, um in Deutschland ein sicheres und freies Leben zu führen. In seiner Heimat herrscht große Armut und es kommt regelmäßig zu gewaltsamen Konflikten zwischen verschiedenen ethnischen Gruppen und Familienclans. Ein sicheres und freies Leben bietet ihm nun seit sechs Monaten die Clearingwohngruppe "Kompass" im Halfeshof in Solingen, einer Einrichtung der LVR-Jugendhilfe Rheinland.

"Flüchtlinge, die nach Deutschland kommen, haben oft Traumatisches erlebt. Minderjährig und auf sich alleine gestellt, benötigen sie besondere Betreuung und Unterstützung. Aus diesem Grund hat der LVR auch entschieden, die Kompetenzen seiner eigenen Jugendhilfeeinrichtungen zu nutzen und eine Clearingwohngruppe für diese besonderen Bedürfnisse zu eröffnen", erklärt LVR-Jugenddezernent Lorenz Bahr.

Rund 1.500 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge wurden 2013 in Nordrhein-Westfalen in Obhut genommen – so lautet eine Statistik des Landesbetriebs Information und Technik NRW. Die Zahlen nehmen seitdem eklatant zu. Zwölf von ihnen leben nun im Solinger Halfeshof. Sie stammen aus Gambia, Somalia, Afghanistan, Algerien, Somalia und Marokko. Neben qualifizierter pädagogischer Betreuung, medizinischer Versorgung, sauberer Kleidung und einer warmen Unterkunft erhalten die Jugendlichen in der Einrichtung des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) aufgrund der traumatischen Erlebnisse in ihren Herkunftsländern bei Bedarf auch psychologische Unterstützung.
"Die Jugendlichen sollen sich bei uns nicht nur sicher und willkommen fühlen, sondern auch lernen, ein eigenständiges Leben zu führen", erklärt Einrichtungsleiter Ben Repp. "Dazu gehört, dass sie neben der Schule auch Sprachkurse und Sportvereine besuchen."

Amadou kann sich nach nur sechs Monaten sehr gut auf Deutsch verständigen. Damit das klappt, ist vor allem auch Ehrgeiz gefordert. "Wenn du etwas wirklich lernen willst, dann klappt das auch", sagt der 17-Jährige.

Sobald die Jugendlichen 18 Jahre alt werden, müssen sie einen Asylantrag stellen. Dabei erhalten sie Unterstützung durch das Halfeshof-Team. Die Bearbeitung der Anträge kann bis zu zwei Jahren dauern. Ob die Jugendlichen in Deutschland bleiben dürfen, hängt auch davon ab, wie gut sie sich in Deutschland integriert haben.

Die Clearingwohngruppe im Halfeshof ist nur eine Maßnahme des LVR, um die Lebensbedingungen von Flüchtlingen in Deutschland zu verbessern: So stellt der Kommunalverband Kommunen Wohnraum zur Verfügung und die LVR-Kliniken bieten in ihren Trauma-Ambulanzen spezielle Sprechstunden an. Weitere Maßnahmen sind in Planung.

*Der Name wurde geändert

Quelle: Landschaftsverband Rheinland (LVR) vom 28.05.2015

Redaktion: Kerstin Boller

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