Kinder- und Jugendschutz

"Sweetie 2.0": terre des hommes-Kampagne gegen Webcam-Kinderprostitution

Die niederländische terre des hommes-Schwesterorganisation entwickelt eine spezielle Software zum Aufspüren von Tätern, die im Internet Kontakte zu Minderjährigen für Webcam-Kinderprostitution suchen.

03.02.2015

Das mehrjährige Projekt unter dem Titel "Sweetie 2.0" wird in Zusammenarbeit mit Experten der Universität Tilburg realisiert. Zur Finanzierung hat die niederländische Postcode-Lotterie 3,8 Millionen Euro bewilligt.

Webcam-Kinderprostitution als neue Form des Missbrauchs von Kindern breitet sich global rasant aus. Recherchen von terre des hommes haben ergeben, dass in jedem Moment weltweit rund 750.000 Täter auf der Suche nach Minderjährigen in rund 40.000 Chatrooms online sind. 2013 identifizierte terre des hommes mit Hilfe des virtuellen Mädchens "Sweetie" die IP-Adressen von 1.000 Tätern aus rund 70 Ländern und übergab sie an die jeweiligen nationalen Strafverfolgungsbehörden, was zu weltweiter Aufmerksamkeit auf diese spezielle Form des Kindesmissbrauchs und zu ersten Strafprozessen führte.

"Webcam-Kinderprostitution boomt nicht zuletzt, weil Millionen von Tätern sich unerkannt im Netz bewegen und keine Strafverfolgung fürchten müssen. Es ist zu einfach, sich Kindern im Netz zu nähern", sagte terre des hommes-Kampagnenleiter Hans Guyt. "Mit der neuen Kampagnen-Phase Sweetie 2.0 und der Hilfe internationaler Experten wollen wir eine weltweit anwendbare Software entwickeln, mit der wir Straftäter im Netz verfolgen und identifizieren können. Das Programm wird so konstruiert sein, dass es an die nationalen und internationalen rechtlichen Vorgaben und Datenschutzbestimmungen angepasst werden kann. Dazu wird es eine intensive wissenschaftliche Begleitung und Analyse der Wirkung der Kampagne geben."

Studien von terre des hommes belegen, dass Webcam-Kinderprostitution die Opfer in vergleichbarer Weise schädigt wie körperlicher Missbrauch. Die Kinder weisen Symptome von post-traumatischem Stress auf. Sie haben Schuldgefühle, und sie zeigen selbstzerstörerisches Verhalten, trinken Alkohol oder nehmen Drogen. Experten erwarten, dass die Zahl der Kinder, die durch Webcam-Kinderprostitution ausgebeutet werden, weiter steigt, denn die globale Nachfrage von Tätern und der Zugang zum billigen Internet auch in armen Ländern heizen das Geschäft weiter an. Partnerorganisationen von terre des hommes betreuen seit Jahrzehnten in zahlreichen Projekten vor allem in Südostasien Kinder und Jugendliche, die Opfer von sexuellem Missbrauch wurden.

Quelle: terre des hommes Deutschland e.V. vom 27.01.2015

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