Kinder- und Jugendschutz
Start der Initiative „Schule gegen sexuelle Gewalt“ in Berlin
Die bundesweite Initiative „Schule gegen sexuelle Gewalt“ verfolgt das Ziel, dass die mehr als 30.000 Schulen in Deutschland Konzepte zum Schutz vor sexueller Gewalt entwickeln. Nun ist die Initiative auch in Berlin gestartet.
05.10.2018
Sandra Scheeres, Senatorin für Bildung, Jugend und Familie: „Sexueller Kindesmissbrauch hat in Deutschland noch immer eine erschütternde Dimension. Bundesweit erleiden jedes Jahr Schülerinnen und Schüler sexuelle Gewalt, auch in Bildungs- und Betreuungseinrichtungen. Die betroffenen Mädchen und Jungen brauchen dringend kompetente Ansprechpersonen. Erfolgreiche Bildung und Kinderschutz sind für mich untrennbar miteinander verknüpft.“
Zahlen der Weltgesundheitsorganisation WHO und die Dunkelfeldforschung besagen, dass es in jeder Schulklasse ein bis zwei Kinder gibt, die von sexuellen Übergriffen betroffen sind. Opfer sind zu etwa 75 Prozent Mädchen und zu 25 Prozent Jungen.
Die Initiative „Schule gegen sexuelle Gewalt“ gibt Lehrkräften wichtige Basisinformationen zu Schutz und Hilfe bei sexueller Gewalt. Das reicht von der Ansprache von Kollegien und Eltern bis zu Fortbildungen oder der Entwicklung eines Verhaltenskodex oder eines Notfallplans. Neben einer umfangreichen Infomappe gibt es ein bundesweites Fachportal, das den Weg zu einem schulischen Schutzkonzept unterstützt, ergänzt um jeweils spezifische Länderinformationen.
Auf den Weg gebracht wurde die Initiative vom Unabhängigen Beauftragten der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM), Johannes-Wilhelm Rörig: „Nur in Schulen erreichen wir nahezu alle Kinder und Jugendlichen. Sie sind deshalb zentrale Partner, wenn es um Schutz, Hilfe und Aufklärung bei sexueller Gewalt geht. Sexueller Missbrauch findet vor allem in der Familie und im familiären Umfeld statt. Allerdings erleiden viele Kinder auch sexuelle Gewalt durch Gleichaltrige, was durch die digitalen Medien eine neue Dimension erlangt, die auch die Schulen erreicht hat. Meine Initiative „Schule gegen sexuelle Gewalt“ möchte erreichen, dass Schulen zu Schutzräumen werden, an denen Minderjährige vertrauensvolle Ansprechpersonen finden – unabhängig davon, ob sie sexuelle Gewalt in der Familie, durch Gleichaltrige, mittels digitaler Medien oder in der Schule erleiden. Lehrerinnen und Lehrer dürfen sich nicht scheuen, das Thema anzusprechen. Hierfür müssen sie fortgebildet werden und gemeinsam mit der Schulleitung, dem Kollegium und der Elternschaft Schutzkonzepte entwickeln, damit sie die Signale der Kinder erkennen und betroffenen Kindern Wege zur Hilfe aufzeigen können. Genau hierbei unterstützt die Initiative.”
An der Initiative „Schule gegen sexuelle Gewalt" zur Umsetzung von Schutzkonzepten an jeder Schule in Deutschland hat der Betroffenenrat beim Unabhängigen Beauftragten beratend mitgewirkt. Hjördis Wirth, Mitglied im Betroffenenrat, fordert: „Kinder stärken heißt, mit ihnen in den Dialog zu gehen, ihre Ressourcen anzuerkennen, sie an Entscheidungen zu beteiligen, sie über ihre Rechte aufzuklären, sie Fehler machen zu lassen und ihnen Möglichkeiten und Zeit zu geben, sich zu entwickeln. Wer an Kindern spart, trägt zur sozialen Verwahrlosung der Gesellschaft bei.“
Für hilfesuchende Betroffene und Menschen, die sexuelle Gewalt in ihrem Umfeld wahrnehmen und helfen wollen, gibt es in Berlin zahlreiche Anlaufstellen und Ansprechpersonen mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Ein Überblick ist hier verfügbar:
- www.berlin.de/sen/jugend/familie-und-kinder/kinderschutz/
- www.berlin.de/sen/gpg/service/berliner-netzwerk-gegen-sexuelle-gewalt/hilfe-und-beratung/
Die Hilfe- und Beratungsangebote umfassen telefonische Beratung, persönliche Unterstützung vor Ort, sowie finanzielle Hilfen.
Die bundesweite Initiative „Schule gegen sexuelle Gewalt“ begann im September 2016. Bis Ende 2018 soll die Initiative in allen Bundesländer gestartet sein. Informationen zur Initiative gibt es unter: www.berlin.schule-gegen-sexuelle-gewalt.de/home/
Quelle: Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie der Stadt Berlin vom 26.09.2018
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