Kinder- und Jugendschutz

Schweiz: Alkoholgesetze wirken bei jungen Männern präventiv

Eine Studie der Universität Zürich kommt zu dem Ergebnis, dass junge Schweizer weniger oft zum Glas greifen, je mehr gesetzliche Vorschriften zur Alkoholprävention in Kraft sind. Die Schweizer Ergebnisse entsprechen den Erfahrungen aus anderen Ländern.

07.08.2015

Junge Männer sind alkoholgefährdet. Vorschriften etwa zum Mindestalter für den Kauf oder Ausschank von Alkohol können sie davor schützen. Eine nationale Studie unter der Leitung von UZH-Wissenschaftlern zeigt: Je mehr gesetzliche Maßnahmen zur Alkoholprävention in einem Kanton in Kraft sind, desto weniger junge Männer trinken übermäßig. Dies gilt jedoch nicht für Konsumenten mit einer Tendenz zu risikoreichem oder antisozialem Verhalten.

Risikoreiches Trinken relativ weit verbreitet – gesetzliche Vorschriften wirken präventiv 

Beim Griff zum Glas haben sie häufig kein Maß. Unter jungen Schweizer Männern ist risikoreiches Trinken relativ weit verbreitet. Die positive Nachricht: gesetzliche Vorschriften – etwa zum Mindestalter für den Ausschank, zu Einschränkungen für den Verkauf oder für die Bewerbung von Alkoholika – wirken bei jungen Konsumenten präventiv. Dies zeigen Wissenschaftler der Universität Zürich anhand einer Befragung von rund 5.700 jungen Schweizer Männern.

Die Schweizer Zahlen entsprechen Studien aus anderen Ländern

Von den Befragten, im Durchschnitt 20 Jahre alt, sind knapp die Hälfte risikoreiche Trinker. Sie konsumieren monatlich mindestens sechs oder mehr alkoholische Getränke auf einmal. Beinahe ein Drittel davon hat zudem Alkoholprobleme, die sich in einem wiederholten Trinkverhalten mit schädlichen Folgen oder Gefahren äußern. "Junge Erwachsene und junge Männer sind am meisten gefährdet für risikoreiches und missbräuchliches Trinken, das sich zu einer Alkoholabhängigkeit entwickeln kann", sagt Meichun Mohler-Kuo, Professorin am Institut für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention der Universität Zürich. Die in der Schweiz erhobenen hohen Zahlen stimmen überein mit Studienergebnissen aus anderen Ländern.

Je mehr kantonale Bestimmungen, desto geringer der Konsum

Die Wissenschaftler untersuchten den Einfluss der gesetzlich verankerten Präventionsmaßnahmen auf den Alkoholkonsum der Befragten. Die Auswertung ergab, dass in den Kantonen mit mehr Präventionsmaßnahmen weniger Männer risikoreich oder missbräuchlich Alkohol tranken. Auch dieses Resultat deckt sich mit internationalen Studien, die zeigen, dass die Einführung von Alkoholgesetzen zu einer Abnahme des Alkoholkonsums sowie alkoholbedingter Gesundheitsprobleme geführt hat.

Präventionsstrategien erreichen "Männer mit höchstem Risiko" nur schlecht

Hingegen hatten diese Präventionsmaßnahmen keinen Einfluss auf die Studienteilnehmer mit einer überdurchschnittlichen Tendenz zum "Sensation seeking" oder zu antisozialem Verhalten: Männer, die ungeachtet der Risiken verstärkt nach neuen oder aufregenden Erlebnissen suchen, sind anfälliger für einen Risikokonsum respektive Alkoholprobleme. Dasselbe gilt für Männer mit der Tendenz, die Rechte und Anliegen anderer weitgehend zu missachten. "Offenbar können mit den bestehenden Präventionsmaßnahmen die Männer mit dem höchsten Risiko nur schwer erreicht werde", erklärt Simon Foster, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention der Universität Zürich. Bei ihnen hat die persönliche Veranlagung einen stärkeren Einfluss auf den Alkoholkonsum als die gesetzlichen Vorschriften. "Für diese Untergruppe braucht es spezielle Präventionsmaßnahmen, welche auf die Früherkennung zielen und auf die Persönlichkeitsprofile der betroffenen Männer zugeschnitten sind", schließt Simon Foster.

Literatur:

Simon Foster, Leonhard Held, Natalia Estévez, Gerhard Gmel, and Meichun Mohler-Kuo. Liberal alcohol legislation: Does it amplify the effects among Swiss men of person-related risk factors on heavy alcohol use? Addiction. July 29, 2015. doi:10.1111/add.13032

Begriffsdefinitionen

Risikokonsum: Konsum von sechs oder mehr Standardgetränken auf einmal, mindestens einmal pro Monat.

Alkoholprobleme: Alkoholprobleme beinhalten den Alkoholmissbrauch sowie die Alkoholabhängigkeit. Alkoholmissbrauch zeigt sich in einem wiederholten Trinkverhalten, das schädliche Folgen oder Gefahren nach sich zieht – etwa Autofahren in angetrunkenem Zustand oder ein Alkoholkonsum, der sich negativ auf die Schule oder Berufsausübung auswirkt. Eine Alkoholabhängigkeit besteht in der körperlichen und/oder psychischen Abhängigkeit von Alkohol. Bei jungen Männern äussern sich Alkoholprobleme vor allem im Alkoholmissbrauch.

Hintergrund zur Studie

Für die Studie wurden rund 5.700 Männer im durchschnittlichen Alter von 20 Jahren befragt. Die Befragung ist Teil der nationalen Studie „Cohort Study on Substance Use Risk Factors“ (C-SURF), die vom Institut für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention der Universität Zürich und dem Universitätsspital Lausanne (CHUV) geleitet wird.

Das Ziel der C-SURF-Studie ist, den Gebrauch verschiedener Substanzen bei jungen Männern zu identifizieren und längerfristig zu verfolgen. Sie befasst sich mit dem berufssoziologischen und familiären Hintergrund der Männer, ihrem Lebensstil und ihrer Persönlichkeit, ihrem Konsum von Alkohol, Tabak, Cannabis und anderen Substanzen, ihren Gewohnheiten mit Glücksspielen und dem Internet, ihrer Sexualität, ihrer physischen und psychischen Gesundheit sowie ihrem Wissen über gesundheitsbezogene Aspekte.

Weitere Informationen: <link http: www.mediadesk.uzh.ch _blank external-link-new-window zur universität>www.mediadesk.uzh.ch

Quelle: idw – Informationsdienst Wissenschaft vom 29.07.2015 

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