Kinder- und Jugendschutz
"Kein Täter werden" zieht Zwischenbilanz: Prävention ist der beste Opferschutz
Das vom Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz unterstützte Präventionsprojekt "Kein Täter werden" kann eine positive Zwischenbilanz ziehen. An der Charité Berlin sowie mittlerweile zehn weiteren Standorten in Deutschland wird Menschen, die sich sexuell zu Kindern hingezogen fühlen und daher Hilfe suchen, spezifische Diagnostik und Therapie unter Schweigepflicht angeboten.
25.10.2016
Auf einer Pressekonferenz unter Beteiligung der Staatssekretärin im BMJV Christiane Wirtz erläuterte Professor Beier, Sprecher des Netzwerks "Kein Täter werden" und Leiter des Instituts für Sexualwissenschaft und Sexualmedizin der Berliner Charité, dass sich in den letzten fünf Jahren bundesweit mehr als 7.000 Menschen an das Präventionsnetzwerk gewandt hätten. Über 2.000 Personen hätten sich zur Diagnostik und Beratung vorgestellt, 251 Betroffene bereits erfolgreich eine Therapie abgeschlossen.
Bedeutung der Präventionsarbeit
Staatssekretärin Wirtz hob anlässlich der Pressekonferenz die besondere Bedeutung der Präventionsarbeit hervor: "Die meisten Fälle von Kindesmissbrauch finden im so genannten Dunkelfeld statt und bleiben unerkannt. Am sinnvollsten ist es deshalb, bereits anzusetzen, bevor etwas passiert. Prävention ist der beste Opferschutz. Daher hat sich das damalige Bundesministerium der Justiz bereits sehr frühzeitig bei der Finanzierung des Präventionsprojekts Dunkelfeld engagiert. Zwar kann das BMJV das Projekt aus rechtlichen Gründen nicht mehr wie bislang weiterfinanzieren. Um dieses wichtige Angebot jedoch zu erhalten, haben wir uns – zusammen mit dem Gesundheitsministerium und dem Präventionsnetzwerk "Kein Täter werden" – zum Ziel gesetzt, den erprobten Behandlungsansatz dauerhaft im Bereich der Gesundheitsvorsorge zu verankern."
Hintergrund
Das Therapie- und Forschungsprojekt "Kein Täter werden" läuft seit 2005 am Institut für Sexualwissenschaft und Sexualmedizin der Charité. Ziel des Projektes ist es, Männern mit sexueller Ansprechbarkeit durch ein präpubertäres und/oder peripubertäres Körperschema therapeutische Maßnahmen anzubieten, um einem ersten oder einem wiederholten sexuellen Missbrauch Minderjähriger vorzubeugen. Potentielle Täter sollen erreicht werden, bevor sie sexuelle Übergriffe begehen.
In den letzten Jahren ist es schrittweise gelungen, das Angebot der Charité Berlin auf ganz Deutschland auszudehnen. Zurzeit bestehen entsprechende Angebote an elf Standorten, nämlich in Berlin, Kiel, Leipzig, Hannover, Hamburg, Stralsund, Regensburg, Gießen, Düsseldorf, Ulm und Mainz. Die Standorte bilden ein Netzwerk, das an der Charité koordiniert wird.
Seit 2008 wird das Projekt an der Charité vom BMJV finanziell unterstützt. Der anfängliche jährliche Förderbetrag von 250.000 € (2008) ist zwischenzeitlich gestiegen auf 585.000 € (2016). Mit den jährlichen Zuwendungen werden sowohl die Therapieleistungen an der Charité als auch die für das gesamte Netzwerk erbrachte Koordinierungs- und Öffentlichkeitsarbeit sowie die Forschungsarbeit finanziert.
Quelle: Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz vom 25.10.2016
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