Kinder- und Jugendschutz

„JUGEND UND FAMILIE IM NETZ – sicher, sou­ve­rän, geschützt“: Kooperation im Saarland

Das Minis­te­ri­um für Sozia­les, Gesund­heit, Frau­en und Fami­lie und die Lan­des­me­di­en­an­stalt Saar­land (LMS) haben die Koope­ra­ti­ons­ver­ein­barung „JUGEND UND FAMILIE IM NETZ – sicher, sou­ve­rän, geschützt“ unterzeichnet. Die Koope­ra­ti­ons­part­ner kom­men über­ein, im Hin­blick auf den Schutz von Kin­dern und Jugend­li­chen vor Gefah­ren im digi­ta­len Raum sowie bei der Ver­mitt­lung von Medi­en­kom­pe­tenz noch inten­si­ver zusam­men­zu­ar­bei­ten.

14.08.2019

Das Minis­te­ri­um für Sozia­les, Gesund­heit, Frau­en und Fami­lie und die Lan­des­me­di­en­an­stalt Saar­land (LMS) haben Medi­en­ex­per­ten nach Saar­brücken ein­ge­la­den, um über neue Her­aus­for­de­run­gen für den Jugend­me­di­en­schutz zu dis­ku­tie­ren und Best-Practice Bei­spie­le im Bereich Medi­en­kom­pe­tenz vor­zu­stel­len. Minis­te­rin Moni­ka Bach­mann und LMS-Direktor Uwe Con­radt nah­men bei die­ser Fach­kon­fe­renz die anste­hen­de Novel­lie­rung des Jugend­me­di­en­schutz­staats­ver­trags zum Anlass, die Koope­ra­ti­ons­ver­ein­ba­rung „JUGEND UND FAMILIE IM NETZ – sicher, sou­ve­rän, geschützt“ vor­zu­stel­len und zu unter­zeich­nen. Die Koope­ra­ti­ons­part­ner kom­men über­ein, im Hin­blick auf den Schutz von Kin­dern und Jugend­li­chen vor Gefah­ren im digi­ta­len Raum sowie bei der Ver­mitt­lung von Medi­en­kom­pe­tenz noch inten­si­ver zusam­men­zu­ar­bei­ten.

Potenziale und Herausforderungen einer vernetzten Medienwelt

Minis­te­rin Moni­ka Bach­mann: „Die heu­ti­ge Medi­en­welt eröff­net einer­seits viel­fäl­ti­ge Poten­zia­le, die eine sou­ve­rä­ne Lebens­füh­rung unter­stüt­zen, ande­rer­seits kon­fron­tiert sie Kin­der, Jugend­li­che und Fami­li­en häu­fig mit neu­en Her­aus­for­de­run­gen und Pro­blem­la­gen. Daher dient die­se Koope­ra­ti­ons­ver­ein­ba­rung dazu, deren Unter­stüt­zungs­be­darf Rech­nung zu tra­gen, um die Poten­zia­le einer ver­netz­ten Medi­en­welt sicher, sou­ve­rän und geschützt nut­zen zu kön­nen.“

Schutz- und Förderleistungen im Internet besser durchsetzen

Neben den bereits bestehen­den Koope­ra­tio­nen des Sozi­al­mi­nis­te­ri­ums und der LMS im Bereich der Medi­en­kom­pe­tenz, wie dem Pro­jekt “Dop­pel­Ein­horn” und den “Vir­tu­el­len Mehr­ge­nera­tio­nen­häu­sern” sol­len laut LMS-Direktor Uwe Con­radt die Schutz- und För­der­leis­tun­gen im Inter­net gemein­sam bes­ser durch­ge­setzt wer­den: „Wir pla­nen, eine res­sort­über­grei­fen­de Koope­ra­ti­on nach dem Vor­bild der nordrhein-westfälischen Initia­ti­ve „Ver­fol­gen statt nur Löschen“ mit Ver­tre­tern der Straf­ver­fol­gung, der Uni­ver­si­tät und des Ver­brau­cher­schut­zes ins Leben zu rufen. Das Inter­net ist kein rechts­frei­er Raum und schon gar nicht, wenn es die Schutz­rech­te von Kin­dern und Jugend­li­chen betrifft.“ Saar­län­di­sche Medi­en­häu­ser sowie Ein­rich­tun­gen der Kinder- und Jugend­ar­beit kön­nen sich die­ser Initia­ti­ve nach ihrem Start anschlie­ßen. „Mit die­ser gemein­sa­men Ver­ein­ba­rung über­neh­men wir Ver­ant­wor­tung und sehen nicht weg“, so die Minis­te­rin Moni­ka Bach­mann wei­ter.

Weitere Themen der Veranstaltung

In Impul­sen, Spotlight-Vorträgen und Podi­en wur­de dar­über hin­aus über die The­men­be­rei­che Por­no­gra­phie im Netz, Cyber­groo­m­ing und Glücks­spiel­sucht infor­miert. Der Cyber­kri­mi­no­lo­ge Thomas-Gabriel Rüdi­ger stell­te die Risi­ken im Bereich der Online-Spiele vor. Online-Spiele ermög­li­chen viel­fäl­ti­ge Interaktions- und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­mög­lich­kei­ten. In kaum einem ande­ren digi­ta­len Bereich tref­fen Per­so­nen jeg­li­chen Alters in einem spie­le­ri­schen aber auch inter­ak­ti­ons­be­zo­ge­nen Pro­zess auf­ein­an­der. Das bedeu­tet, dass auch Kin­der mit Erwach­se­nen zusam­men spie­len und kom­mu­ni­zie­ren. Der Kri­mi­no­lo­ge Rüdi­ger dis­ku­tier­te im Anschluss an sei­nen Impuls mit Tobi­as Wolfan­ger, Vor­sit­zen­der des Lan­des­ju­gend­rings Saar, Harald Ebertz, Minis­te­ri­um für Inne­res, Bau­en und Sport des Saar­lan­des, und Eli­sa­beth Secker, Geschäfts­füh­re­rin der Unter­hal­tungs­soft­ware Selbst­kon­trol­le (USK), über das alters­lo­se Zusam­men­spiel in Online­spie­len und die Gefahr von Glücks­spiel durch soge­nann­te Loot­bo­xen.

Herausforderungen für den Jugendmedienschutz

Unter dem Titel “Für Schutz und Frei­heit in Euro­pa — Euro­päi­sche Regu­lie­rung zwi­schen Selbst­re­gu­lie­rung und Voll­zug” stell­te Dr. Jörg Ukrow, Geschäfts­füh­ren­des Vor­stands­mit­glied des Insti­tuts für Euro­päi­sches Medi­en­recht (EMR), die Anpas­sung der Bestim­mun­gen an neue tech­ni­sche Umge­bungs­be­din­gun­gen der EU durch die AVMD-Richtlinie auch im Bereich des Jugend­me­di­en­schut­zes vor. Die Erwei­te­rung des Anwen­dungs­be­reichs auf Abruf­diens­te wie Online­vi­deo­the­ken und Strea­ming­diens­ten führ­te 2007 zu einer Mischung ver­schie­de­ner Jugend­me­di­en­schutz­vor­schrif­ten. Mit Pierre Dagard, Char­gé de mis­si­on à la direc­tion des affai­res euro­péen­nes et inter­na­tio­na­les du Con­seil supé­ri­eur de l´audiovisuel (CSA), und Romain Kohn, Ver­tre­ter der Auto­rité luxem­bour­geoi­se indé­pen­dan­te de l‘audiovisuel (ALIA), dis­ku­tier­te Dr. Jörg Ukrow den Spiel­raum der EU-Mitgliedstaaten bei der Umset­zung der AVMD-Richtlinie ins­be­son­de­re der Jugend­me­di­en­schutz­vor­schrif­ten. Neben der Mög­lich­keit der Moder­ni­sie­rung und Erwei­te­rung des Jugend­me­di­en­schut­zes in Deutsch­land, Frank­reich und Luxem­burg durch die neue EU-Richtlinie stellt sich zukünf­tig noch mehr die Fra­ge der Rechts­durch­set­zung („enforce­ment“) ins­be­son­de­re online bei grenz­über­schrei­ten­den Inhal­ten.

Jochen Fas­co, Mit­glied der Kom­mis­si­on für Jugend­me­di­en­schutz (KJM) und Direk­tor der Thü­rin­ger Lan­des­me­di­en­an­stalt (TLM), prä­sen­tier­te den Jugendschutz- und Medi­en­kom­pe­tenz­be­richt „Der Ton wird här­ter. Hass, Mob­bing, Extre­mis­mus“ der Lan­des­me­di­en­an­stal­ten. Außer­dem stell­te er die Posi­tio­nen der Lan­des­me­di­en­an­stal­ten zum Jugend­me­di­en­schutz dar. Neben einem zukunfts­fä­hi­gen Kinder- und Jugend­me­di­en­schutz, wel­cher Kräf­te bün­delt, ver­netzt agiert und Risi­ken mini­miert, beton­te TLM-Direktor Fas­co die Bedeu­tung von neu­en tech­ni­schen Ansät­zen im Jugend­me­di­en­schutz. Dies erfor­de­re auch die Ein­for­de­rung von mehr Ver­ant­wor­tung von Content- und Dienste-Anbietern und eine effek­ti­ve Rechts­durch­set­zung im Netz, die über­grei­fend und inter­na­tio­nal gestal­tet wer­den soll.

Medienkompetenzinitiativen stellen sich vor

Im Anschluss prä­sen­tier­ten ver­schie­de­ne Medi­en­kom­pe­tenz­in­itia­ti­ven, dass Jugend­me­di­en­schutz und Medi­en­kom­pe­tenz zusam­men­ge­dacht wer­den muss, um Eltern und Schu­le aus der Zan­ge von You­tube, Fort­ni­te & Co. zu befrei­en. Neben den Pro­jek­ten „Das Dop­pel­Ein­horn“, „Medi­en­mie­ze und Medi­en­tau­cher“ und „Schu­le gegen Cyber­mob­bing“ der Lan­des­me­di­en­an­stalt Saar­land, stell­te die Baye­ri­sche Lan­des­zen­tra­le für neue Medi­en (BLM) den „Medi­en­füh­rer­schein“, jugendschutz.net das Infor­ma­ti­ons­an­ge­bot „Sala­fis­mus Online“, die Thü­rin­ger Lan­des­me­di­en­an­stalt den „MEDIENKOFFER gegen RECHTS“ und der Ver­ein Juuport das Enge­gament von Jugend­li­chen im Pro­jekt „WERTE LEBEN – ONLINE“ vor.

Die Koope­ra­ti­ons­ver­ein­ba­rung ist unter www.lmsaar.de/service/publikationen abruf­bar. Der Live­blog zur Ver­an­stal­tung kann unter www.twitter.com/medien_impulse nach­ge­le­sen wer­den.

Quelle: Landesmedienanstalt Saarland vom 09.08.2019

Redaktion: Kerstin Boller

Back to Top