Kinder- und Jugendschutz

Eltern in Schleswig-Holstein unterschätzen Alkoholkonsum ihrer Kinder

ltern in Schleswig-Holstein schätzen den Alkoholkonsum ihrer Kinder häufig falsch ein. Das ist das Ergebnis einer Studie der Universitätsklinik in Kiel an Jugendlichen, die nach einer Alkoholvergiftung in ein Krankenhaus eingeliefert wurden. Die Studie befragte 114 betroffene Jugendliche und ihre Eltern an der Universitätsklinik und dem Städtischen Krankenhaus in Kiel sowie am Krankenhaus Rendsburg-Eckernförde.

25.06.2010

 

Bier in GlasQuelle: sxc/StefanG81

Bundesweit ist die Zahl stationär behandelter Jugendlicher nach Alkoholmissbrauch vom Jahr 2000 bis 2008 von 9.500 auf fast 26.000 gestiegen.

Die Studie stellt fest, dass Alkoholvergiftungen bei Jugendlichen in der Regel durch den Konsum von hochprozentigem Alkohol, überwiegend Wodka – pur oder in Kombination mit anderen Getränken – entsteht. Obwohl die meisten der befragten Eltern „Alkohol als Problem“ mit ihren Kindern thematisieren, sind viele nicht über den Konsum hochprozentiger Alkoholika und über die Häufigkeit des Konsums orientiert. 92 Prozent der Jugendlichen geben an, schon Wodka konsumiert zu haben, während 45 Prozent der Eltern glauben, ihr Kind habe noch nie Wodka probiert. Auch vermuten nur 28 Prozent der Eltern regelmäßigen Alkoholkonsum ihrer Kinder, während 53 Prozent der Jugendlichen angeben, mehrmals im Monat Alkohol zu konsumieren.

Die befragten Jugendlichen waren zwischen 12 und 17 Jahren alt. 72 Prozent gaben an, wiederholt betrunken gewesen zu sein, 15 Prozent waren bereits mehrfach mit einer Alkoholvergiftung in ein Krankenhaus eingeliefert worden, das heißt, sie waren in einem lebensbedrohlichen Zustand aufgefunden worden. Die Hälfte der Jugendlichen konsumiert in der Öffentlichkeit, fast alle in einer Gruppe. Motiv ist gemeinsam „Spaß“ haben zu wollen.

Zu elterlichen Vorgaben und deren Kontrolle machen Jugendliche und Eltern übereinstimmende Angaben: 91 Prozent der Eltern geben eine Uhrzeit zur Rückkehr am Abend vor und der Freundeskreis ist ihnen in der Regel bekannt. Unterschiedlich die Angaben, ob in der Familie über Alkohol gesprochen wird: 93 Prozent der Eltern betonen dies, jedoch nur 84 Prozent der Kinder „erinnern“ sich an diese Gespräche.

Die Studie kommt zu dem Schluss, dass den Eltern neben der Häufigkeit und der Hochprozentigkeit des Alkoholkonsums ihrer Kinder auch deren „Konsummuster“ häufig nicht bekannt ist: Ziel ist es häufig, sich in kurzer Zeit einen nicht kalkulierbaren Rausch anzutrinken. Die Studie stellt fest, dass viele Eltern in Schleswig-Holstein ihre Kinder nicht ausreichend über die Gefahren des Alkohols informieren und regt landesweite Aufklärungskampagnen an.

Besondere Bedeutung gewinnt die Studie durch die Häufung stark alkoholisierter Jugendlicher auf der Kieler Woche. Ihre Zahl hat in den vergangenen Jahren weiter zugenommen. 2009 wurden allein auf diesem großen Volksfest 25 Jugendliche mit einer gefährlichen Alkoholvergiftung in eine Kieler Klinik eingeliefert, obwohl die Stadt Kiel – bundesweit vorbildlich – durch Jugendschutzstreifen gemeinsam mit der Polizei vorbeugend tätig ist. Das Projekt „HaLT – hart am Limit“ des Diakonischen Werks Schleswig-Holstein, der Kieler Kliniken und der Suchtselbsthilfeorganisation „Blaues Kreuz in der Evangelischen Kirche“ berät Jugendliche und Eltern noch in der Klinik, um Wiederholungen vorzubeugen.

Weitere Zahlen und Fakten zum Alkoholkonsum Jugendlicher:

  • Zwei Drittel der 12- bis 15-Jährigen haben schon einmal Alkohol getrunken.
  • Ein Drittel der 16- bis 17-Jährigen trinkt regelmäßig (mindestens einmal pro Woche).
  • Deutsche Jugendliche trinken häufiger und mehr Alkohol als Jugendliche in den meisten anderen europäischen Ländern.
  • 8 Prozent der 12- bis 17-Jährigen trinkt Alkoholmengen, die auch für gesunde Erwachsene gefährlich sind.
  • Jeder Deutsche konsumiert durchschnittlich zehn Liter Reinalkohol pro Jahr.

Quelle: Diakonisches Werk Schleswig-Holstein

ik

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