Kinder- und Jugendschutz

Eltern fordern mehr Jugendschutz im Internet - DJI-Studie zur Webnutzung

Eine aktuelle Studie des Deutschen Jugendinstituts befragt Mütter und Väter zur Webnutzung ihrer Kinder. Fast 90 Prozent der befragten Mütter und rund 80 Prozent der Väter fordern eine verschärfte Durchsetzung des Kinder- und Jugendmedienschutzes. Vorhandene technische Möglichkeiten werden aber oft nicht ausgeschöpft.

25.07.2016

Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Digitale Medien: Beratungs-, Handlungs-, und Regulierungsbedarf aus Elternperspektive“ des Deutschen Jugendinstituts, die die Perspektiven und Wünsche von Müttern und Vätern in den Fokus nimmt. Sorgen machen den Eltern vor allem Werbung (21 Prozent), verstörende und beängstigende Inhalte, versteckte Kosten und Betrug sowie beleidigende und verletzende Aussagen (jeweils ca. 10 Prozent). Eltern von Schülerinnen und Schülern ab der 5. Klasse (Sekundarstufe) berichten deutlich häufiger von wahrgenommenen Problemen während der Internetnutzung ihrer Kinder. Gleichzeitig schöpfen Eltern die Möglichkeiten vorhandener technischer Schutzsoftware im Internet nicht aus.

Informationen über Risiken und Schutz im Netz

Je älter die Kinder werden, umso mehr Informationen wünschen sich Eltern über Risiken und Schutz im Netz, zu Social Media und zur alters- und kindgerechten Internetnutzung. Vor allem Mütter und Väter mit niedrigeren Bildungsabschlüssen sowie ausländische Eltern bevorzugen das Gespräch mit anderen Eltern, Familie, Freunden, mit dem Arzt oder bei Elternabenden, während Eltern ansonsten auch gerne auf Informationsbroschüren, Artikel und Elternbriefe zurückgreifen. Insbesondere Väter setzen verstärkt auf das Internet, um sich über Aspekte der Medienerziehung zu informieren.

Generell haben gerade Mütter und Väter mit niedrigeren Bildungsabschlüssen ein sehr breites Informationsbedürfnis nach der richtigen Mediennutzung für ihre Kinder, das offenbar noch nicht zufriedenstellend abgedeckt wird. Rund ein Drittel aller befragten Mütter und 16 Prozent der Väter halten es für „sehr wichtig“ zu wissen, an welche Beratungsstelle sie sich im Problemfall wenden können. Die meisten Eltern wünschen sich, dass auf Internetseiten und Apps darauf hingewiesen wird, für welches Alter diese geeignet sind.

Eltern formen das Medienverhalten 

Die Eltern formen das Medienverhalten, denn erste Webkontakte finden zu Hause statt. Väter stehen in der Regel der Internetnutzung etwas aufgeschlossener gegenüber als Mütter und schätzen sich selbst als kompetenter in der Interneterziehung ein. Bereits ein Zehntel der Klein- und Vorschulkinder und gut die Hälfte aller Grundschulkinder haben (erste) Interneterfahrung – meist gemeinsam mit den Eltern.

Die elterliche Begleitung nimmt mit dem Alter der Kinder ab: Während im Kleinkind- und Vorschulalter 82 Prozent der Mütter und 74 Prozent der Väter immer gemeinsam mit dem Nachwuchs surfen, sind es im Grundschulalter noch 50 Prozent der Mütter und 38 Prozent der Väter. Bei Sekundarschülerinnen und -schülern sind immerhin noch 27 Prozent der Mütter häufig anwesend, wenn Sohn oder Tochter im Web unterwegs sind. Im Ausland geborene Mütter erweisen sich dabei als ängstlicher und begleiten zu 37 Prozent ihre Kinder im Sekundarstufenalter noch häufig bei der Mediennutzung.

Mediennutzung steigt mit Lesealter

Die Mediennutzung steigt mit dem Lesealter rasant an: 63 Prozent aller Achtjährigen und über 80 Prozent aller Neun- bis Zehnjährigen surfen im Netz. In der 3. und 4. Klasse nutzt gut die Hälfte der Kinder das Internet mehrmals in der Woche. Kinder, die die Realschule oder das Gymnasium besuchen, nutzen fast zu 100 Prozent das Internet, in Hauptschulen liegt die Quote bei 94 Prozent. Spätestens mit Beginn der Pubertät gehört das ständige Surfen im Internet – meist mit eigenem Handy – zur Alltagsroutine, vor allem um mit Freunden zu chatten.

Eltern sehen sich für den Schutz ihrer Kinder vor den Gefahren des Internets in erster Linie selbst verantwortlich. Einer Medienerziehung in der Kindertageseinrichtung oder in der Tagespflege stehen Väter und vor allem Mütter zunächst kritisch gegenüber, häufig mangelt es dort bereits am technischen Zugang zum Internet. Je älter die Kinder werden, desto stärker wünschen sich aber vor allem die Mütter, dass Anbieter von Internetseiten und Apps mehr Verantwortung übernehmen; die Schule sollte in der Medienerziehung eine größere Rolle spielen, aber auch Staat und Politik.

Medienerziehung in Kita und Schule 

Fast in jeder Familie herrschen besondere Regeln über Inhalte und Geräte, vor allem aber über die Zeit, die Sohn und Tochter im Web verbringen dürfen. Gerade in der Pubertät wird zwischen Eltern und Kindern hart verhandelt, wie lange täglich gesurft werden darf. Mehr als der Hälfte aller Haushalte mit Kindern im Sekundarstufenalter nutzt Programme oder Einstellungen zum Schutz der Kinder im Internet. Gleichzeitig herrscht bei diesem Thema ein deutliches Informationsdefizit, da nach wie vor viele Eltern diese technischen Möglichkeiten nicht ausschöpfen.

Für die Studie wurden 4.690 Mütter und 3.089 Väter in 4.800 Haushalten im Rahmen des DJI-Surveys AID:A II befragt.

Weitere Informationen:

<link http: www.dji.de external-link-new-window und ergebnisse zum>Abschlussbericht DJI-Projekt: Digitale Medien: Beratungs-., Handlungs- und Regulierungsbedarf aus Elternperspektive

Quelle: Deutsches Jugendinstitut vom 20.07.2016

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