Kinder- und Jugendarbeit

Weltoffen leben! Parlamentarisches Frühstück der Europäischen und Internationalen Jugendarbeit

Jeder junge Mensch in Deutschland sollte die Möglichkeit bekommen, mindestens einmal während seines Bildungsweges an einem internationalen Austausch teilzunehmen! Mit ausreichender politischer Unterstützung könnte dieses Ziel erreicht werden. Die Fach- und Förderstellen der Europäischen und Internationalen Jugendarbeit hatten am 24. September 2019 deshalb zum Parlamentarischen Frühstück in Berlin geladen, um ihre Vorschläge für einen Aktionsplan mit Bundestagsabgeordneten zu diskutieren.

27.09.2019

Die Europäische und Internationale Jugendarbeit erreicht durch die Angebote vieler hundert außerschulischer Organisationen jährlich Hunderttausende junger Menschen. Doch reichen die Mittel längst nicht aus, um alle zu erreichen, und es gibt zahlreiche Hinderungsgründe, die Jugendliche von einer Teilnahme abhalten. Gerade Benachteiligungen aufgrund von Herkunft, individueller Beeinträchtigung, Wohnort oder mangelnder Bildungschancen gilt es zu überwinden. Die 2019 erschienene „Zugangsstudie zum internationalen Jugendaustausch“ zeigt, dass 63 Prozent aller Jugendlichen Interesse an einer internationalen Austauscherfahrung hätten, jedoch bislang nur 26 Prozent an einer solchen teilnehmen.

Es ist daher schlüssig, wenn eine Priorität des Aktionsplanes darauf liegt, die Informations- und Beratungsangebote für junge Menschen auszubauen. Dabei kann die Verantwortung nicht allein bei den ausrichtenden oder fördernden Organisationen liegen. Beratungsstrukturen müssen systematisch und zielgerichtet ausgebaut und verankert werden, so dass der Zugang hierzu nachhaltig für alle Jugendlichen gesichert ist.

Eine zweite Priorität ist, Angebote zur Qualifizierung von Fachkräften für Internationale Jugendarbeit offensiv auszuweiten. Erfolgreiche internationale Austauschprogramme bedürfen geschulter Fachkräfte. Qualifizierungsangebote zur Vermittlung von Diversitätsbewusstsein und interkulturellen Kompetenzen für die internationale Zusammenarbeit sollten intensiv erweitert werden.

Bild: Bettina Aussehofer

Ohne Geld geht es nicht

Grundlegend sind allerdings ausreichende finanzielle Mittel. IJAB-Direktorin Marie-Luise Dreber machte deutlich, dass eine Aufstockung der Mittel für Internationale Jugendarbeit im Kinder- und Jugendplan des Bundes (KJP) dringend notwendig sei. Aus dem KJP werden neben ConAct, Tandem und der Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch auch eine Vielzahl von Trägern mit weltweiten Partnerschaften gefördert. Derzeit müssen jedoch zwischen 30 und 50 Prozent aller förderfähigen Anträge abgelehnt oder Fördersätze gekürzt werden, da die zur Verfügung stehenden KJP-Mittel nicht ausreichen. Dies hat bereits dazu geführt, dass zahlreiche langjährige internationale Partnerschaften und Netzwerke aufgegeben werden mussten.

Außerhalb des KJPs war 2019 ein Anstieg der Mittel für das Deutsch-Französische und das Deutsch-Polnische Jugendwerk erfolgt, den die Veranstalter des Parlamentarischen Frühstücks begrüßen. Hier gilt es, die erhöhte Summe zu verstetigen, wonach es zum derzeitigen Stand der Haushaltsverhandlungen 2020 nicht aussieht.
Etwas besser scheint die Situation bei den EU-Programmen. Hier gibt es für die neue Programmgeneration ab 2021 bereits seitens der Politik Engagement für mindestens eine Verdopplung der Mittel von Erasmus+ und eine Erhöhung der Mittel für das Europäische Solidaritätskorps. Dieses Engagement sollte von deutscher Seite weiter unterstützt werden.

Noch ist die Umsetzung eines Aktionsplans für die Internationale und Europäische Jugendarbeit Zukunftsmusik. Doch die anwesenden Gäste waren den Anliegen der gastgebenden Organisationen gegenüber aufgeschlossen. Auch in der vorausgegangenen Aktionswoche #internationalheart hatten bereits Träger und Jugendliche mit Besuchen bei rund 40 Bundestagsabgeordneten die Zukunft der Internationalen Jugendarbeit im parlamentarischen Raum auf die Tagesordnung gebracht und für Unterstützung geworben. Zu hoffen bleibt, dass das gemeinsame Engagement sich langfristig in einer deutlichen Unterstützung der Europäischen und Internationalen Jugendarbeit aus der Politik auszahlt und sich auch in den aktuellen Haushaltsverhandlungen niederschlägt.

Zum Parlamentarischen Frühstück der Europäischen und Internationalen Jugendarbeit eingeladen hatten ConAct – Koordinierungszentrum Deutsch-Israelischer Jugendaustausch, das Deutsch-Französische Jugendwerk (DFJW), das Deutsch-Polnische Jugendwerk (DPJW), IJAB – Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland, JUGEND für Europa – Nationalagentur für das Programm Erasmus+, die Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch und Tandem – Koordinierungszentrum Deutsch-Tschechischer Jugendaustausch.

Quelle: IJAB – Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland e.V., Stephanie Bindzus 

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