Kinder- und Jugendarbeit

Was bedeutet jung und mobil? Ergebnisse aus dem Projekt MOVE

Das europäische Projekt MOVE will einen forschungsbasierten Beitrag leisten zur Verbesserung der Bedingungen für die Mobilität junger Menschen in Europa. Ein Forscherteam analysierte dazu mit wissenschaftlichen Methoden die Mobilität junger Menschen in der EU und vermittelt damit systematisches Wissen über deren Mobilitätsmuster. In einem Fachbeitrag für das IJAB Journal stellen Jutta Bissinger, Emilia Kmiotek­-Meier und Birte Nienaber schlaglichtartig Ergebnisse der großen europäischen Studie vor.

16.04.2019

MOVE1 (Mapping mobility – pathways, institutions and structural effects of youth mobility in Europe) setzte sich mit der innereuropäischen Mobilität auseinander. Zwischen Mai 2015 und April 2018 nahmen Wissenschaftler/innen aus Deutschland, Luxemburg, Norwegen, Rumänien, Spanien und Ungarn die Mobilität der 18- bis 29-Jährigen unter die Lupe, die Erfahrungen in einem der folgenden sechs Arten von Mobilität sammeln konnten: Mobilität von Studierenden, von Auszubildenden, von Schüler(inne)n, von freiwilligen Helfer(inne)n, von Arbeitskräften und von Unternehmer(inne)n. Im Folgenden werden Hauptbefunde vorgestellt, die auf zwei Onlineumfragen mit 8.706 Befragten sowie 206 Interviews mit jungen (ehemals) mobilen Menschen und 40 Expert(inn)en basieren.

Die Studie zeigte deutlich, dass die Daten zur geographischen Mobilität von (jungen) Menschen in Europa leider bisher nur punktuell vorhanden, inkompatibel oder veraltet sind.

Mobilitätsmuster junger Menschen in Europa

Die (Vor-)Bedingungen für eine Jugendmobilität (z.B. ökonomische Situation, Migrationsgeschichte) variieren zwischen den Staaten. Dies kann zu einem ungleichen Zugang zur Mobilität (wer möchte mobil sein und wer kann es sich leisten) und unterschiedlichem Erfolg der jungen Mobilen führen.

Besonders die sozioökonomische familiäre Situation (z. B. finanzielle Lage, Bildungsniveau der Eltern) ist einer der Hauptfaktoren der Jugendmobilität. In einigen Fällen sind die Organisationen selektiv: Diejenigen, die die Kriterien nicht erfüllen, können nicht an einer Mobilität teilnehmen. Dennoch geben 91,3 % der Befragten an, selbst die treibende Kraft für die Entscheidung zur Mobilität gewesen zu sein. Dabei wurden folgende Hauptmotive genannt: das Erlernen von Sprachkenntnissen (46,3 %); das Verbessern bereits existierender Sprachkenntnisse (33 %); die Optimierung der aktuellen und zukünftigen Arbeitssituation (31,2 %); persönliche und berufliche Entwicklungsmöglichkeiten (28,7 %).

Impulsgeber und hemmende Faktoren für Jugendmobilität

Nach Internetsuchmaschinen (48,5 %) sind Freunde die zweitwichtigste Informationsquelle, die von 37,5 % der Befragten genutzt wurde; gefolgt von Lehrer(inne)n und Tutor(inn)en (32,1 %). Zwar können Peers ein Faktor sein, Mobilität anzugehen und helfen z.B. die Einsamkeit im neuen Land zu überwinden. Gleichzeitig können jedoch zu enge Bindungen mit Peers der gleichen Nationalität hemmend für das eigene interkulturelle Lernen während des Auslandsaufenthaltes sein. Weitere hemmende Faktoren variieren zwischen den Mobilitätsarten.

Bei arbeitsbezogenen Mobilitäten (Arbeitnehmer/-innen und Unternehmer/-innen) sind an den Arbeitsmarkt gebundene Hindernisse von Bedeutung, z. B. unterschiedliche Bewerbungsregeln und Fremdsprachenkenntnisse. Bei Bildungsmobilitäten (Studierende, Auszubildende und Schüler/-innen) bestehen institutionelle Hindernisse, z. B. unterschiedliche Aufnahmetermine oder die Nicht-Anerkennung der Qualifikation. Insgesamt bewerten 74,7 % der Befragten ihre Mobilitätserfahrung jedoch positiv. Motivation und Hemmnisse der mobilen jungen Menschen können individuell unterschiedlich ausfallen, was bei Unterstützungsmaßnahmen beachtet werden sollte.

Der Namensbeitrag „Was bedeutet jung und mobil?  Ergebnisse aus dem Projekt MOVE“ von Prof. Dr. Birte Nienaber, Jutta Bissinger und Emilia Kmiotek-Meier wurde im IJAB Journal (Heft 02/2018) erstveröffentlich und steht dort mit weiteren Fachbeitragen zur Verfügung.

Das Heft mit dem Themenschwerpunkt „Im Fokus: Internationale Jugendarbeit – Zugang für alle?“ stellt verschiedene aktuelle Studien zur Internationalen Jugendarbeit und Jugendmobilität vor.

MOVE – Pfade, Institutionen und strukturelle Effekte der Mobilität von Jugendlichen

Im Rahmen des MOVE-Projekts wird die Mobilität junger Menschen in der Europäischen Union untersucht und systematisches Wissen über deren Mobilitätsmuster vermittelt. Mit verschiedenen wissenschaftlichen Methoden wird untersucht, wie Bedingungen für Mobilität verbessert und negative Einflüsse verhindert werden können. Die wichtigsten Forschungsfragen lauten:

  • Wie kann sich Mobilität positiv sowohl auf die sozio-ökonomische als auch auf die individuelle Entwicklung junger Menschen auswirken?
  • Welche Faktoren fördern/behindern diese nutzbringende Mobilität?

Die zentralen Ergebnisse des Projekts wurden in Policy Briefs zusammengefasst, die in mehreren Sprachen vorliegen. Der erste Policy Brief (Policy Brief I, PDF 879 KB) basiert auf ausgewählten Ergebnissen einer sekundären Makrodatenanalyse und auf ersten Ergebnissen einer Fallstudienanalyse. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf den positiven und negativen Einflussfaktoren für eine individuell zufriedenstellende Mobilitätserfahrung.

Der zweite Policy Brief (Policy Brief II, PDF 692 KB) enthält Empfehlungen, die auf den Gesamtergebnissen des Projekts basieren. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den Analysen aus den quantitativen und qualitativen Untersuchungen, mit denen Verbesserungsmöglichkeiten für die sechs Mobilitätstypen aufgezeigt werden sollen: Schüleraustausch, Freiwilligenmobilität, Mobilität von Beschäftigten, Studierenden, im Rahmen der Berufsausbildung sowie von Unternehmern.

Weitere vier Policy Briefe (in englischer Sprache) fassen zentrale Ergebnisse für verschiedene Mobilitätsarten zusammen. Eine Übersicht aller Ergebnisse findet sich unter www.move-project.eu/reports-publications/policy-briefs.

Das allgemeine Ziel des MOVE-Projekts ist, einen forschungsbasierten Beitrag zur Verbesserung der Mobilitätsbedingungen für junge Menschen in Europa zu leisten und die negativen Auswirkungen der Mobilität zu reduzieren, indem neue Wege für gute Praktiken aufgezeigt und damit eine nachhaltige Entwicklung und Zufriedenheit erzielt werden. Die  Forschungstätigkeiten wurden vom Forschungs-und Innovationsprogramm „Horizon 2020” der Europäischen Union unter der Zuschussvereinbarung Nr. 649263 gefördert.

Die detaillierten Ergebnisse sowie Empfehlungen der umfassenden Studie  finden sich unter ‚Reports & Publications‘ auf www.move­project.eu.

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