Kinder- und Jugendarbeit

VISION:INKLUSION für die Internationale Jugendarbeit

Im Rahmen des IJAB-Projektes VISION:INKLUSION findet in den nächsten zwei Jahren die Entwicklung einer Inklusionsstrategie für die Internationale Jugendarbeit statt. Im Rahmen der Auftaktveranstaltung wurden erste Impulse diskutiert und Arbeitsvorhaben konkretisiert.

04.12.2015

Etwa 40 Fachkräfte der Internationalen Jugendarbeit und Inklusions-Expert(inn)en waren am 19. und 20. November 2015 zum Startschuss des IJAB-Projektes VISION:INKLUSION nach Berlin gekommen. Gemeinsam wollen sie in den kommenden zwei Jahren an einer Strategie für eine inklusive Internationale Jugendarbeit arbeiten. Die Tagung lieferte dafür erste Impulse.

Internationale Jugendarbeit leistet Beiträge für eine inklusive Gesellschaft

Elżbieta Kosek, stellvertretende Geschäftsführerin der Kreisau-Initiative, veranstaltet seit Jahren inklusive Jugendbegegnungen und erinnerte sich: „Wir führen unsere Begegnungen meistens mit mehreren internationalen Partnern durch, die jeweils zehn Teilnehmer/-innen schicken. Bei einem inklusiven Austausch hatten wir 6 internationale Partnerorganisationen, davon eine aus Rumänien, die die Jugendlichen nach dem Belohnungsprinzip ausgewählt hatte und sie von zwei Müttern begleiten ließ. Mit diesem Setting waren wir nicht wirklich glücklich. Als sie dann bei uns ankamen und die Mischung aus Jugendlichen mit und ohne Behinderungen sahen, waren die rumänischen Jugendlichen irritiert und die Mütter entrüstet. ‚Diese Jugendlichen kann man nicht gemeinsam unterrichten‘ sagten sie uns. Eine Woche hatten wir Zeit, an dieser Haltung zu arbeiten. Bei der Zwischenauswertung nach drei Tagen flossen bei den beiden Müttern Tränen, so sehr hatte sich ihre Perspektive verändert.“ Internationale Jugendarbeit kann also etwas für eine inklusive Gesellschaft und für Bildungsgerechtigkeit leisten. Diejenigen im Publikum, die selbst inklusive Projekte durchführen, wissen das. Andere im Raum würden diese Erfahrung gerne machen.

Inklusion heißt gleiche Rechte für alle

Dass es bei Inklusion nicht um Sonderrechte geht, verdeutlichte Eileen Moritz, Expertin bei der SOZIALHELDEN Akademie, in ihrer Key-Note. Vielmehr geht es um gleiche Rechte für alle. „Früher wurden Probleme über die einzelne Person definiert, heute definiert man sie über einstellungs- und umweltbedingte Barrieren“ sagte sie. Moritz schlug in ihrem Beitrag einen geschichtlichen Bogen von der Exklusion im Faschismus, der separierenden Krüppelfürsorge der 50er-Jahre, über die Integrationsstrategien der 70er-Jahre und prophezeit, Inklusion werde die Gesellschaft herausfordern und verändern.

Indizes – Checklisten für Inklusion auch in der Internationalen Jugendarbeit

Das Thema Inklusion ist nicht neu bei IJAB. In seiner Projektvorstellung erinnerte Christoph Bruners daran, dass man seit 2011 Seminare und Fachtagungen durchgeführt und eine Broschüre zum Thema veröffentlicht hat. Dabei wurde deutlich, dass großes Interesse und Bedarf besteht, das Thema Inklusion weiter zu vertiefen und zu konkretisieren. Um die bisherigen Impulse zu systematisieren,  hat IJAB sich nun zum  Ziel gesetzt, gemeinsam mit unterschiedlichen Akteuren eine Inklusionsstrategie für die Internationale Jugendarbeit zu erarbeiten. Eine Expert(inn)engruppe, bestehend aus Vertreter/-innen der Internationalen Jugendarbeit, von Selbstorganisationen, Behindertenhilfe, Wissenschaft und Verwaltung sowie Study-Visits und weitere Veranstaltungen sollen den Weg dafür ebnen. VISION:INKLUSION muss dafür Inklusion nicht neu erfinden. Eine Reihe von „Indizes für Inklusion“ – eine Art Checklisten, die Inklusion operationalisieren – gibt es bereits für andere Felder.

Indizes übersetzen Konzepte in konkrete Fragen

Mit den bestehenden Indizes beschäftigte sich Christian Papadopoulos von Designbar Consulting in seiner Key-Note. Die Ursprünge liegen in Großbritannien und bezogen sich auf schulische Inklusion. Von 2000 bis 2011 wurde dort eine „Schule der Vielfalt“ entwickelt und implementiert. Der entsprechende Index für Inklusion wurde immer wieder weiterentwickelt. Indizes übersetzen Konzepte in konkrete Fragen an die Institutionen, die sich dem Thema Inklusion stellen ohne dabei die Antworten vorzugeben. Eher handelt es sich um einen kontinuierlichen Reflexionsprozess, der immer wieder neu aufgenommen werden muss. Indizes orientieren sich an Menschenrechten und haben eine politische Dimension, denn – werden sie ernstgenommen – können sie zu einem Perspektivwechsel in der Gesellschaft führen. An den Bildungszielen ist dies deutlich ablesbar: Nachhaltigkeit, Partizipation und Gewaltlosigkeit werden eingefordert. Internationale Jugendarbeit teilt diese Bildungsziele schon seit langem.

Weitere Informationen zur Inklusionsstrategie für die Internationale Jugendarbeit und zur Auftaktveranstaltung in Berlin stehen auf der <link https: www.ijab.de aktuell themenfilter inklusion a show visioninklusion-wird-inklusionsstrategie-fuer-internationale-jugendarbeit-entwickeln _blank external-link-new-window zur>Internetseite von IJAB – Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland e. V. zur Verfügung.

Quelle: IJAB – Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland e. V., Christian Herrmann

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