Kinder- und Jugendarbeit

Studie belegt Wirkung von politischer Jugendbildung

In die politische Bildung von Kindern und Jugendlichen zu investieren, lohnt sich. Das ist der Befund einer neuen Wirkungsstudie von Prof. Dr. Achim Schröder und seinem Team vom Fachbereich Gesellschaftswissenschaften und Soziale Arbeit der Hochschule Darmstadt.

17.04.2015

Die von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Forschungsarbeit zeigt, dass politische Jugendbildung die Urteilsfähigkeit stärkt und eine Bereitschaft zur gesellschaftlichen Teilhabe hervorbringt. Dafür hat das Team junge Erwachsene, die fünf Jahre zuvor an Veranstaltungen teilgenommen haben, zu ihrem Werdegang befragt. Überraschendes Teilergebnis: Jugendbildung kann auch die berufliche Orientierung beeinflussen.

Ziel politischer Jugendbildung ist es, Jugendliche beim Heranwachsen zu aufgeklärten Bürgerinnen und Bürgern zu unterstützen. Doch wie misst man den Erfolg der zahlreichen unterschiedlichen Maßnahmen außerhalb der Schule? Pädagoginnen und Pädagogen verlieren die jungen Menschen nach den Veranstaltungen meist rasch aus den Augen. Andererseits lässt sich durch die Befragung von Jugendlichen direkt nach solchen Veranstaltungen nichts über die Langzeitwirkungen der Programme erfahren.

Die Studie "Wie politische Bildung wirkt" von Prof. Dr. Achim Schröder unter wissenschaftlicher Mitarbeit von Nadine Balzter und Yan Ristau soll diese Forschungslücke schließen. Für die Arbeit befragte die Forschungsgruppe zwischen 2010 und 2013 Jugendliche, die fünf Jahre zuvor an Maßnahmen politischer Bildung teilgenommen hatten, in Interviews zu ihrem persönlichen und beruflichen Werdegang. Dabei wurden Einflussfaktoren wie Familie, Schule, Freunde, Vereine oder Beruf berücksichtigt.

Langfristige Wirkung politischer Bildung

"In der Auswertung der Gespräche mit 50 Jugendlichen haben wir eine Vielzahl von Belegen für die langfristige Wirkung politischer Jugendbildung gefunden", sagt Prof. Dr. Achim Schröder. Die Einzelinterviews zeigten eindrücklich, dass sich junge Erwachsene durch politische Bildung nicht nur Wissen aneigneten, sondern auch zur Mitwirkung angeregt und zur Bildung eigener Urteile befähigt würden. Das gelte unabhängig von bestimmten Formaten, Trägern oder auch der Dauer von Programmen. Die Studie zeigt verschiedene Wirkungen auf: Manche Jugendliche würden zu politischem Engagement angeregt, andere zu einer veränderten beruflichen Orientierung. "Das ist überraschend, da die berufliche Orientierung kein Ziel der politischen Bildung ist", sagt Prof. Dr. Achim Schröder. Außerdem trage politische Bildung zu einer politisch aufgeklärten Haltung bei und vermittle grundlegende soziale Fertigkeiten.

Mehrere der befragten Jugendlichen aus so genannten bildungs- oder politikfernen Familien wurden, so Schröder, durch ihre Erfahrungen mit politischer Bildung ermuntert, einen höheren Bildungsabschluss anzustreben und engagierten sich konträr zu ihren Eltern stark im politischen Raum – etwa in Jugendparlamenten, Nichtregierungsorganisationen oder Parteien.

Handlungsempfehlungen

Ausgehend von ihren Ergebnissen formuliert die Forschungsgruppe Handlungsempfehlungen an Politik und Öffentlichkeit: Politische Jugendbildung brauche geeignete Rahmenbedingungen. Dazu gehörten eine gesicherte Förderung des Personals, eine professionelle Aus- und Weiterbildung von Jugendbildungsreferentinnen und -referenten sowie entsprechende Lernorte.

Quelle: Hochschule Darmstadt vom 16.04.2015

Redaktion: Kerstin Boller

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