Kinder- und Jugendarbeit
Nur gute ästhetische Bildung erfüllt ihren Zweck
Die Stiftung Kinderland stellte 2006 für die Durchführung des Programms "Musisch-ästhetische Modellprojekte in Kindergärten und anderen Tageseinrichtungen für Kinder" insgesamt eine Million Euro zur Verfügung. 21 Projektpartner von Mannheim bis Weil am Rhein und von Karlsruhe bis Giengen haben an dem Programm teilgenommen.
19.11.2009
Kinder sind begeisterungsfähig, kreativ und können auch mit einfachen Mitteln sehr schöpferisch sein. Es ist unbestritten, dass Menschen, deren Kreativität schon in jungen Jahren gefördert wird, im späteren Leben die Früchte ernten: Sie offenbaren ein hohes Maß an sozialer Intelligenz und sind auch beruflich häufig erfolgreich.
Mit insgesamt sieben Projekten waren die bildenden Künste am stärksten vertreten. Mit Musik setzten sich fünf Projekte auseinander. Je drei Projekte widmeten sich dem Tanz, Theater und spartenübergreifenden Aktionen.
"Musikalische Bildung ist für eine positive Entwicklung der Kinder äußerst wertvoll, verlangt aber gerade deswegen auch ein hohes Maß an Verantwortung", sagte Staatssekretär Georg Wacker MdL bei der Fachtagung in Mannheim. "Es sind wichtige Netzwerke mit Partnern entstanden und der Funke ist in viele Familien übergesprungen - das zeigt die positive Resonanz und unterstreicht den Erfolg des Programms".
"Kinder, so jung sie auch sein mögen, versetzen uns mit ihrer Kreativität ins Staunen. Der kreative Umgang junger Menschen mit sich und ihrer Umwelt ist etwas ganz Natürliches", sagte Herbert Moser, Geschäftsführer der Landesstiftung Baden-Württemberg. "Wir betrachten es als unsere Aufgabe, diese Gabe zu fördern, anstatt den Dingen einfach ihren Lauf zu lassen und darauf zu spekulieren, dass die Kinder ihr Talent selbst entdecken und zum entsprechenden Zeitpunkt das Beste daraus machen." Er freue sich, dass das Programm bei Eltern, Erziehern, Künstlern und Kindern einen großen Zuspruch gefunden habe, so Moser.
Ein Team der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg unter Leitung von Professor Dr. Eckart Liebau begleitete die 21 Projekte im Laufe ihrer Durchführungsphase. Gerade in der frühkindlichen Bildung komme es darauf an, den Kindern gute Zugänge zu den verschiedenen Künsten zu eröffnen. "Nur dann können sie auch - gemeinsam mit den Eltern, Erzieherinnen und Künstlern - für sich herausfinden, wo sie besondere Interessen und Stärken entwickeln können und vielleicht wollen".
Eine Garantie, dass auf diese Weise allen Kindern Bildung angedeihe, gebe es indes nicht, so Liebau. "Zu unseren Beobachtungen in den Projekten gehört auch die Erfahrung, dass nicht alle Kinder in gleicher Intensität erreicht werden können, dass manchmal Kinder sich auch in den musisch-ästhetischen Situation ausklinken oder sie aktiv stören." Das geschehe unter anderem, wenn die Situation pädagogisch unangemessen gestaltet ist, zum Beispiel über- oder auch unterfordernd. "Das führt dann leicht zu Langeweile. Nur gute ästhetische Bildung ist gute ästhetische Bildung."
Wichtig ist nach Ansicht der Wissenschaftler, dass sich alle an der Erziehung von Kindern beteiligten (Künstler, Erzieherinnen, Eltern) intensiv und regelmäßig austauschen, miteinander kommunizieren und fortbilden. "Man kann nicht erwarten, dass Künstler oder Kunstvermittler von vornherein wissen, wie man mit Kindern, Erzieherinnen, Eltern umzugehen hat." Ebenso wenig sei davon auszugehen, dass Erzieherinnen von vornherein wüssten, wie mit den - zunächst - fremden künstlerischen Prozessen und Personen im Alltag umgehen könnten und sollten.
Die Wissenschaftler ziehen in ihrer Evaluation eine positive Bilanz über den Verlauf der einzelnen Vorhaben. "Die Projekte sind insgesamt sehr unterschiedliche Wege gegangen. Sie zeigen einen immensen Reichtum an pädagogischen und ästhetischen Möglichkeiten." Die richtigen Schlüsse aus diesem Erfahrungsreichtum zu ziehen, sei nun sowohl eine praktische wie eine politische Aufgabe. "Und auch die Wissenschaft hat da noch ziemlich viel zu tun."
Die Ergebnisse der begleitenden Studie sind bei der Landesstiftung veröffentlicht.
Quelle: Landesstiftung Baden-Württemberg
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