Kinder- und Jugendarbeit

Nominierungen für BKM-Preis Kulturelle Bildung 2018 bekanntgegeben

Kulturstaatsministerin Monika Grütters hat die zehn für den BKM-Preis Kulturelle Bildung 2018 nominierten Projekte bekanntgegeben. Die ausgewählten Vorhaben, die von einer Fachjury aus 104 Vorschlägen ausgewählt wurden, verbinden Menschen und Lebenswelten, die im Alltag oft nur wenige oder gar keine Berührungspunkte haben. Zum Beispiel analoge und digitale, städtische und ländliche Räume, Geschichte und Gegenwart, kulturelle und politische Bildung, Migranten und Einheimische oder Menschen mit und ohne Behinderung.

17.05.2018

„Seit nunmehr zehn Jahren würdigen wir mit dem BKM-Preis Kulturelle Bildung all diejenigen, die sich mit Leidenschaft der kulturellen Bildung verschreiben und gerade so den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft stärken“, erklärte die Staatsministerin. „Mit der Sprache der Kunst verbinden die ausgewählten Vorhaben Menschen und Lebenswelten, die im Alltag oft nur wenige oder gar keine Berührungspunkte haben, so zum Beispiel analoge und digitale, städtische und ländliche Räume, Geschichte und Gegenwart, kulturelle und politische Bildung, Migranten und Einheimische oder Menschen mit und ohne Behinderung. Ob in der Hamburger Schule, die zur ‚Heilanstalt‘ wird, ob auf der Passerelle zwischen Kehl und Straßburg, ob als Unternehmer oder als Hacker – in jedem dieser Projekte erleben junge und ältere Menschen am eigenen Leib die Kraft der Künste. Sie überwindet Grenzen und Gegensätze, sie vermittelt Gemeinschaft und Gemeinsinn. ‚Mensch willkommen!‘ lautet der Slogan des Grips Theaters – das ist auch die zentrale Botschaft, die hinter allen zehn Nominierten steht“, betonte Grütters.

Ausgewählt wurden in diesem Jahr bundesweite sowie regionale Projekte aus Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Brandenburg, Hamburg, Niedersachsen und Sachsen. Jede Nominierung ist mit einer Prämie von 5.000 Euro verbunden, die drei Preisträger erhalten jeweils 20.000 Euro.

Nominierungen für den BKM-Preis Kulturelle Bildung

Die Nominierungen für den BKM-Preis Kulturelle Bildung 2018 in alphabetischer Reihenfolge:

DIE HEILANSTALT (Hamburg)

Projektträger: Kulturagenten für kreative Schulen HH Conecco gUG und Winterhuder Reformschule Hamburg
„Wir verändern unsere Schule, wir bauen sie um, materiell und inhaltlich, bis nichts mehr an unsere alltägliche Schule erinnert!“ – DIE HEILANSTALT ist eine begehbare Kunst-Welt, eine Theaterperformance, in der die Besucherinnen und Besucher mit dem „Klinikpersonal“ interagieren und ganz individuell ihre Krankheiten der Gegenwart behandeln lassen können. Nicht selten lautete die Diagnose „Sie sind an Individualität erkrankt“! Entwickelt wurden Geschichte, Ziele und die Methoden dieses „Sanatoriums“ von 110 Schülerinnen und Schülern im Rahmen eines dreiwöchigen Theater- und Performance-Projektes. In diesem fächer-, alters- und spartenübergreifenden Kunstprojekt erfanden und bauten sie gemeinsam mit fünf Künstlerinnen und Künstlern und zehn Lehrerinnen und Lehrern eine fiktionale Welt, in die die 500 Besucher als „Patienten“ eintauchen. Das vierstöckige Oberstufengebäude der Schule wurde dafür im laufenden Schulbetrieb vollständig umgebaut und umgestaltet.

Fabmobil – Ein fahrendes Kunst- und Designlabor (Sachsen)

Projektträger: Constitute e.V.
Fablabs als offene Kunst- und Design-Werkstätten, die Zugang zu professionellen Produktionsmitteln und -verfahren ermöglichen, gibt es bereits in mehreren deutschen Großstädten. Mit dem Fabmobil wird diese Idee nun erstmalig mobil auch für ländliche Regionen verfügbar: Das Fabmobil ist ein mit Digitaltechnik ausgestatteter Doppeldeckerbus, der als Kunst-, Kultur- und Zukunftslabor regelmäßig Schulen, Ausbildungsstätten, Kultureinrichtungen, Jugendhäuser und soziokulturelle Zentren in der sächsischen Oberlausitz anfährt. Ziel ist es, durch regelmäßiges experimentelles Entwerfen im Rahmen von Workshops und Kursen mit Jugendlichen über neue Technologien ein tieferes Verständnis für Digitalität zu vermitteln und dabei kulturelle, soziale und gesellschaftspolitische Aspekte zu thematisieren. An vielen außerschulischen Stationen sind auch ältere Menschen eingeladen, die Möglichkeiten kreativer Technologien zu erkunden.

janz schöön mutig – Filmlabs und Wettbewerb für Inklusion, gegen Ausgrenzung (Berlin)

Projektträger: Verein für inklusive Medienbildung e.V.
„janz schöön mutig“ ist ein Modellprojekt, bei dem behinderte und nichtbehinderte Jugendliche miteinander Filme produzieren. Indem sie sich mit Fragen über Ausgrenzung und Inklusion oder Chancengleichheit filmisch beschäftigen, entwickeln diese jungen Menschen Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen. Bei der Umsetzung ihrer Ideen werden sie unterstützt von behinderten und nichtbehinderten Filmprofis, wie dem Rapper Graf Fidi, der Schauspielerin und Aktivistin Carina Kühne, der Animationskünstlerin Maria Taebling oder der Drehbuchautorin Catharina Göldner. Die Jugendlichen lernen, Szenen zu entwickeln, ein Storyboard zu schreiben, mit einer Kamera umzugehen oder Musik und Ton dramaturgisch bewusst einzusetzen. Ergebnis sind: Gescheite Rap-Musikvideos, eine Doku über Rollstuhl-Skaten, ein Horrorfilm über Zombies, ein Liebesfilm über einen König, der einen König liebt. Der Höhepunkt des Projekts ist das Screening der zehn besten Filme im Kinosaal vor großem Publikum. Zu sehen sind überraschende, kraftvolle und mitreißende Filme, Filme über die Selbstverständlichkeit, anders zu sein.

Jugend hackt – gemeinsam „den Code knacken“ (bundesweit)

Projektträger: Open Knowledge Foundation Deutschland und mediale pfade.org – Verein für Medienbildung
Unter dem Titel „Jugend hackt“ finden bundesweit Workshops und Konferenzen für programmier- und technikinteressierte Jugendliche von 12 bis 18 Jahren statt. Sie entwickeln Prototypen, erfinden Programme und tüfteln an Ideen für ihre Vision einer besseren Gesellschaft. Das Schreiben von Codes ist eine Kulturtechnik, ein Mittel zur aktiven und kreativen Mitgestaltung von Gesellschaft. „Jugend hackt“ stellt auf modellhafte Weise ethische Fragen in das Zentrum einer kulturpolitischen Auseinandersetzung mit dem Thema Digitalisierung. „Jugend hackt“ ist digitales Empowerment für alle – auf spielerisch-künstlerische Weise. Anfänger sind mit ihren Fragen, Ideen und Visionen ebenso willkommen wie „alte Hasen“. Die Jugendlichen unterstützen sich gegenseitig und organisieren ihre „Hackatons“ auch selbst. Neben aktuellen Themen rund um digitale Kommunikation, Fake News oder Datensicherheit geht es um zentrale gesellschaftspolitische Herausforderungen: von Flucht und Migration über Klimawandel bis hin zu sozialer Gerechtigkeit. Das Projekt ist zukunftsweisend und innovativ: es verbindet idealtypisch Medienkompetenz mit kultureller und politischer Bildung.

KorresponDanSe (Baden-Württemberg)

Projektträger: Kunstschule Offenburg
Jugendliche aus Deutschland, Frankreich und junge Geflüchtete tanzen im Projekt KorresponDanSe kreativ vereint auf der Passerelle de Deux Rives – einer Brücke, die die Städte Kehl und Straßburg verbindet. Während Einheimische problemlos die deutsch-französische Grenze auf der Brückenmitte überqueren können, ist dieses für Flüchtlinge nicht möglich. Die spielerische Form des Tanzes macht auf berührende Weise augenfällig, wie unterschiedlich Menschen Grenzen erleben. Deshalb wurde die gemeinsame Tanzproduktion über soziale Medien, Musik- und Videotransfer und mit „Boten“ entwickelt. Die kreative Bearbeitung dieser vielschichtigen und im heutigen Europa doch alltäglichen Thematik hat die Jury überzeugt. Professioneller zeitgenössischer Tanz wird eingesetzt als künstlerische Ausdrucksform und politisches Theater zugleich.

Mensch, willkommen! (Berlin)

Projektträger: GRIPS Werke e.V. und Jugendliche ohne Grenzen
Junge Menschen ab 14 Jahren – alteingesessene Berlinerinnen und Berliner wie neuangekommene Geflüchtete aus Erstaufnahmeeinrichtungen – können ihre künstlerischen Talente auf einer Open Stage zusammenbringen und gemeinsam entwickeln. Voller Energie und Lebensfreude findet mit den Mitteln der Kunst, von Gesang bis Tanz, von Poetry über Rap, Zirkus und Theater, Verständigung und Austausch statt, mit unterschiedlichen Geschichten, aber ähnlichen Interessen. Mensch, willkommen! ist ein Format, bei dem Kulturelle Vermittlung auf Augenhöhe stattfindet: Jugendliche mit und ohne Fluchthintergrund konzipieren und gestalten moderierend die regelmäßigen Open Stage-Abende und werden dabei von erfahrenem pädagogischen und künstlerischen Fachpersonal begleitet. Das erfolgreiche Format geht mittlerweile auf Tournee.

Neue Unternehmer braucht das Land! (Brandenburg)

Projektträger: neue Bühne Senftenberg
In der von Abwanderung geprägten Region Oberspreewald-Lausitz wurden Kinder im Alter von 6 bis 14 Jahren dazu ermutigt, sich als Unternehmerinnen und Unternehmer zu erproben. Etwa 1.000 Kinder aus fünf Grundschulen konnten in einem Unternehmermobil ihre Ideen einreichen. Aus dieser Gruppe wurden vierzig Kinder eingeladen, ihre Ideen zusammen mit Künstlerinnen und Künstlern in Workshops zu entwickeln, denen methodisch das Konzept der Brecht'schen Selbstbelehrung zugrunde lag. Die Ergebnisse des über zwei Spielzeiten laufenden Theaterprozesses wurden den anderen Kindern im Rahmen einer Messe vorgestellt und in einem „Haus der Unternehmer“ weiter ausgebaut und realisiert. Zum Abschluss der Aktion, in die neben den Schulen und der Schulverwaltung auch die Industrie- und Handelskammer Cottbus und einzelne Unternehmen involviert waren, entstand das dokumentarische Theaterlehrstück NEUE UNTERNEHMER BRAUCHT DAS LAND!

Pavillon Prison Break – das Gaming-Projekt! (Niedersachsen)

Projektträger: Kulturzentrum Pavillon (Bürgerinitiative Raschplatz e.V.)
Die Bürgerinitiative Raschplatz e.V., Kulturzentrum Pavillon hat eine kostenlose Game-App entwickelt, um in einer Science-Fiction-Geschichte die historische Entwicklung des Gerichtsgefängnisses Hannover, auf dem heute das Kulturzentrum Pavillon steht, erfahrbar zu machen. In mehreren aufeinanderfolgenden Workshops entwickeln Schüler, Senioren und Anwohner dafür Figuren und Geschichten und reflektieren dabei Themen wie Moral, Freiheit und Gerechtigkeit. Das Projekt stellt ein gelungenes Modell der Verbindung von digitaler und analoger Kulturvermittlung dar.

Sitcom Opera (Berlin)

Projektträger: junge norddeutsche philharmonie e.V.
Die Sitcom Opera ist ein neuartiges Format für die Oper im 21. Jahrhundert, entwickelt von der Jungen Norddeutschen Philharmonie. In 21 Folgen wird die Oper „MiniBar“ von Studierenden von Musikhochschulen in einer Kneipe als Videoformat inszeniert. Dadurch schafft das Projekt den innovativen Transfer der klassischen Oper in ein aktuelles Medien- und Freizeitformat, das Modellcharakter besitzt. Durch die digitale Verfügbarkeit sollen auch für Nicht-Opern-Nutzer Hemmschwellen gesenkt werden, das Genre kennen zu lernen. Ergebnis ist eine zukunftsweisende Interpretation der klassischen Kunstform Oper.

Stranger than – Aus Nachbarn werden Fremde (Bayern)

Projektträger: Spielen in der Stadt e.V.
In dem Projekt „Stranger than … Aus Nachbarn werden Fremde“ kamen so unterschiedliche Träger wie Spielen in der Stadt e.V., eine Münchner Mittelschule, das NS-Dokumentationszentrum und die KZ-Gedenkstätte Dachau zusammen. 22 Jugendliche aus neun Nationen, teils selbst vor Krieg und Terror geflüchtet, setzten sich ein Jahr lang intensiv mit verschiedenen Aspekten der NS-Zeit auseinander. Sie erkundeten Mechanismen der Ausgrenzung, suchten nach sie berührenden Themen, stellten Bezüge zu ihrem Leben her. Mit künstlerischen Mitteln entwickelten sie eine Performance und Präsentation ihrer Rechercheergebnisse aus Archiven, Bibliotheken, Theaterbesuchen, Gesprächen mit Zeitzeugen. Diese Annäherung an Themen historischer und gesellschaftspolitischer Relevanz mit den Mitteln von Tanz und Theater, mit Sprache und Körper überzeugte die Jury, die darin einen beispielhaften und zukunftsweisenden Ansatz in der Geschichtsvermittlung und Erinnerungsarbeit mit Jugendlichen und Migranten sieht.

Über den BKM-Preis Kulturelle Bildung

Der BKM-Preis Kulturelle Bildung wird in einem zweistufigen Verfahren vergeben: Mehr als 50 Vorschlagsberechtigte – darunter Stiftungen, Dachverbände und gemeinnützige Vereine – spüren geeignete Projekte auf und reichen jeweils bis zu drei Vorschläge bei der BKM ein. Anschließend werden diese von einer unabhängigen Fachjury bewertet, die der Kulturstaatsministerin die überzeugendsten Projekte zur Auszeichnung mit dem BKM-Preis Kulturelle Bildung empfiehlt.

Quelle: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung vom 16.05.2018

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