Kinder- und Jugendarbeit

Mehr Engagement für die jugendpolitische Debatte in Europa

"Wir brauchen mehr Engagement aus Deutschland für die europäische jugendpolitische Debatte!" So lautete der Tenor der Fachveranstaltung "Kein soziales Europa ohne eine starke Jugendarbeit", zu der JUGEND für Europa während des 2. Bundesweiten Fachkongresses Kinder- und Jugendarbeit in Dortmund eingeladen hatte.

06.10.2016

Ziel der Veranstaltung war es, die deutsche Fachöffentlichkeit über die europäische Youth Work-Debatte zu informieren, die Diskussionsstränge und Erkenntnisse der beiden europäischen Jugendarbeitskongresse von 2010 und 2015 zu skizzieren sowie die Relevanz und mögliche Folgen und Konsequenzen der Abschlusserklärung des 2. Europäischen Jugendarbeitskongresses von 2015 für die deutsche Debatte zu erörtern.

Jugendarbeit elementarer Bestandteil von guter Jugendpolitik 

Antje Rothemund, Leiterin der Jugendabteilung des Europarates, erläuterte die Kernelemente der Abschlusserklärung, auf deren Grundlage derzeit eine Entschließung des Europarates vorbereitet wird. Sie verwies darauf, dass nicht nur Forderungen an die Jugendarbeit gestellt werden dürften, sondern dass es einer existenzsichernden Förderung von Jugendarbeit bedürfe, damit diese weiterhin ihre wichtige Rolle für eine soziale Gesellschaft spielen könne. Jugendarbeit sei aus der Sicht des Europarates ein elementarer Bestandteil jeder guten Jugendpolitik. Und derzeit habe das Thema auf europäischer Ebene in Hinblick auf die vielfältigen Herausforderungen, zu denen Jugendarbeit in Stellung gebracht wird (wie z.B. als Beitrag gegen religiösen Extremismus, zur Bekämpfung von Jugendarbeitslosigkeit u.a.), hohe politische Relevanz. In diesem Zusammenhang bereitet der Europarat eine große Konferenz 2018 in Finnland zum Thema  Jugendarbeit und Jugendpolitik vor.

Rezeption europäischer Entwicklungen notwendig

Andreas Thimmel, Professor an der TH Köln und Mitglied der deutschen Delegation auf dem 2. Europäischen Jugendarbeitskongress, bezeichnete die Rezeption der europäischen Entwicklungen in Deutschland als "Jammertal" und als "beschämend". Es gäbe kaum Wertschätzung für die europäischen Entwicklungen. Die Debatte in Deutschland sei gekennzeichnet durch Provinzialismus auf allen Ebenen. Thimmel würdigte die bemerkenswerten Fortschritte in der europäischen Debatte um das Arbeitsfeld Youth Work. Es sei gelungen, eine gemeinsame Grundlage herzustellen, was angesichts der sehr heterogenen Realitäten des Arbeitsfeldes in den verschiedenen Ländern keine Selbstverständlichkeit sei. Damit gäbe es für das in Deutschland mit einer klaren rechtlichen Rahmung versehene Handlungsfeld Anschlussfähigkeit hinsichtlich der Begrifflichkeiten und Akteure in vielen anderen Ländern.

Anschlussfähigkeit an Europa

Anschlussfähigkeit an Europa ist auch das Thema des Bayrischen Jugendrings (BJR), der gerade dabei ist, als erster Jugendring Deutschlands eine Vertretung in Brüssel aufzubauen. Für Lea Sedlmayr, die Referentin für Europäische Jugendpolitik des BJR, bestehen immer noch Schwierigkeiten in der Übersetzung europäischer Strukturen und Begrifflichkeiten. Auch sie begrüßt daher die in der europäischen Debatte gemachten Fortschritte und Entwicklungen. Und für die Mitgliedsverbände des BJR sei Anschlussfähigkeit eigentlich auch gar nicht so schwierig, denn für sie bedeute Europa v.a. die konkrete Austauscharbeit mit Partnerorganisationen in anderen Ländern.

Europa braucht den Beitrag Deutschlands

Die Veranstaltung hat insgesamt deutlich gemacht, dass die deutsche Fachöffentlichkeit zu wenig Kenntnis von den europäischen Entwicklungen hat. Dabei kann Deutschland durchaus von der gestiegenen politischen Relevanz für das Arbeitsfeld in der europäischen Debatte profitieren. Und die europäische Debatte braucht den Beitrag Deutschlands, das mit seinen gewachsenen Strukturen und Traditionen im Feld der Jugendarbeit viele Impulse für Europa liefern kann. Zudem gibt es erste Überlegungen, 2020 in Deutschland die dritte "European Youth Work Convention" auszurichten. Etwas mehr als drei Jahre verbleiben also, dass die deutsche Fachöffentlichkeit im Bereich Jugendarbeit aus dem "Jammertal der Rezeption" (Thimmel) herauskommt.

Quelle: JUGEND für Europa

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