Kinder- und Jugendarbeit

Landesjugendring NRW fordert: Einsatz gegen Armut und für kostenfreie Bildung erhöhen!

Der Landesjugendring NRW fordert von den Parteien mehr Chancengleichheit und Freiräume für Kinder und Jugendliche.

03.05.2012

Was kann die Politik gegen prekäre Arbeitsverhältnisse, Kinder- und Familienarmut und für die Grundsicherung aller Menschen im Land unternehmen? Und wie kann mehr Chancengleichheit bei Bildung und Ausbildung von Kindern und Jugendlichen unabhängig von ihrer sozialen Herkunft oder Handicaps erreicht werden? Diese Fragen stellte der Landesjugendring NRW, die Arbeitsgemeinschaft der Jugendverbände in Nordrhein-Westfalen, den im Landtag vertretenen Parteien im Rahmen seiner Wahlprüfsteine zur Wahl am 13. Mai 2012.

Grundsätzlich begrüßt der Landesjugendring NRW die Antworten der Parteien auf die Wahlprüfsteine, hält die politische Umsetzung aber für dringend ausbaubedürftig. In den Antworten zur Kinder- und Familienarmut sei eine breite Übereinstimmung der sich um politische Verantwortung im Lande bewerbenden Parteien zu erkennen. Alle äußerten Zustimmung zu dem aufgezeigten Zusammenhang zwischen Familien- und Kinderarmut und befürworteten in verschiedenen Formen eine ausreichende Grundsicherung, gesellschaftliche Teilhabe und die Einführung eines ein würdiges Leben ermöglichenden Mindestlohns.

In Nuancen seien Linke, Grüne und SPD hier mit ihren Forderungen weitergehender als FDP und CDU, insgesamt näherten sich die Parteien aber erkennbar an. Trotz vieler positiver Vorschläge fehlt es dem Landesjugendring NRW jedoch an einem Gesamtkonzept, das den Bedürfnissen nach Chancengleichheit, Gerechtigkeit, Entwicklungsmöglichkeiten und Förderung vor allem von Kindern und Jugendlichen Rechnung trägt. „Bildung und Armut hängen leider immer noch eng zusammen. Über den in den Pisa-Studien angemahnten Rückstand sind wir in Deutschland noch immer nicht hinweg“, betont Roland Mecklenburg, Vorsitzender des Landesjugendrings NRW. „Dabei gerät offenbar wieder in Vergessenheit, dass PISA nicht die Schülerinnen und Schüler bewertet hat, sondern unser Bildungssystem.“

Bei den Fragen zur Bildungsgerechtigkeit hätten die Parteien einen aus Sicht des Landesjugendrings NRW wünschenswerten Trend zu ortsnahen, qualitätsstarken und integrierenden Bildungsangeboten im Land erkennen lassen. „Der angewandte Bildungsbegriff ist aber zu eng: Es muss in Schule und Ausbildung um mehr gehen als um die bestmögliche Tauglichkeit für den Arbeitsmarkt!“, so Mecklenburg.

Bildung ist nach Auffassung des Landesjugendrings NRW mehr als Schule. Zu einem gerechten und umfassenden Bildungsangebot gehöre nämlich auch die non-formale, außerschulische Bildung, zum Beispiel in Jugendgruppen und Vereinen. „Immer mehr Schule schafft nicht mehr Bildung, Chancen und Lebensperspektiven“, verdeutlicht Mecklenburg. Der Landesjugendring NRW wünscht sich mit seinen Mitgliedsverbänden einen Ausbau der außerschulischen Kinder- und Jugendarbeit sowie Freiräume, die Platz für persönliche Entwicklung schaffen und in denen Kinder und Jugendliche sich außerhalb der Schule freiwillig engagieren und Neues ausprobieren können. Dem stehen Schul- und Studienzeitverkürzung, der Wegfall des Zivildienstes und ein Trend zum immer schnelleren Berufsstart entgegen.

Auch im Hinblick auf die Kosten für die Ausbildung von Kindern und Jugendlichen vertritt der Landesjugendring NRW einen eindeutigen Standpunkt: „Bildung muss für die Familien kostenlos sein“, sagt der Vorsitzende Roland Mecklenburg. „Auch wenn es in Nordrhein-Westfalen kein Schulgeld mehr gibt, so wird über Kopiergeld, Eigenbeiträge zu den Lernmitteln und neuerdings in Schulen, die keine ausreichende Toilettenreinigung mehr hinbekommen, von den Eltern aufzubringendes `Klogeld´ ein immer höherer Beitrag verlangt - das kann nicht sein!“

Die Vertreterinnen und Vertreter der Jugendverbände freuen sich auf eine Fortsetzung des aufgenommenen Dialogs mit den Parteien im Rahmen einer Diskussionsveranstaltung am 10. Mai 2012, 17 Uhr, im Reinoldinum (Schwanenwall 34) in Dortmund. Zugesagt haben Hendrik Schmitz, Mitglied im CDU-Landesvorstand, der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Fraktion, Mark Herter, der Landesvorsitzende der Grünen, Sven Lehmann, der bisherige jugendpolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Marcel Hafke, Dr. Carolin Butterwegge von der Linken, ebenfalls bisher jugendpolitische Sprecherin, und Christian Nissen von der Piratenpartei.

Insgesamt acht Fragen zur Bildungs-, Sozial- und Jugendpolitik hat der Landesjugendring NRW im Vorfeld der Wahl in seinen Parteiencheck aufgenommen. Alle im Landtag vertretenen Parteien haben geantwortet, eine Antwort der ebenfalls angefragten Piratenpartei steht noch aus. Die kompletten Antworten zu allen acht Themenbereichen finden sich auf <link http: www.umdenken-jungdenken.de _blank external-link-new-window external link in new>www.umdenken-jungdenken.de.

Quelle: LJR NRW vom 03.05.2012

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