Kinder- und Jugendarbeit

Kommunale Finanzen: Jugendarbeit unter Druck

Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen gilt manchem Kämmerer als verzichtbar

12.02.2010

Demonstration vor dem Bezirksrathaus in Köln-Nippes
Bild: Ja!Zum Jugendzentrum

Protest vor dem Rathaus im Kölner Stadtbezirk Nippes: Die Initiative "Ja!Zum Jugendzentrum" demonstriert gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen aus Kölner Jugendeinrichtungen gegen geplante Kürzungen.

Die Folgen der internationalen Finanzkrise haben den Druck auf den Haushalt vieler Kommunen weiter erhöht. Auf den Prüfstand kommt alles, was Kämmerer und Verwaltungen für verzichtbar halten. Dazu gehört auch die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Besonders dramatisch ist die Situation im Freistaat Sachsen. Um knapp 30% will das sächsische Sozialministerium seine Bezuschussung lokaler Jugendarbeit kürzen. Die Kommunen haben kaum Spielräume dies aus eigenen Mitteln auszugleichen. Aber auch in anderen Städten und Gemeinden drohen Kürzungen, gegen die sich Widerstand formiert.

Ein paar Streiflichter: 

Leipzig

Für Leipzig bedeutet die neue pro-Kopf-Pauschale einen Einschnitt von mindestens 550.000 €. Damit werden auch die Bestrebungen des Leipziger Stadtrates, den Jugendhilfeetat der Stadt, trotz der angespannten Haushaltlage, auf ein sicheres finanzielles Fundament zu stellen, konterkariert.

Die vom Jugendhilfeausschuss der Stadt bereits beschlossene Erhöhung des Etats und die Aufstockung der Mittel für die Schulsozialarbeit sind im Gegenzug durch die Kürzungen des Landes bereits wieder aufgebraucht.

„Mit der Kürzung der Jugendpauschale versagt der Freistaat Sachsen tausenden Kindern und Jugendlichen die Chancen auf eine abwechslungsreiche, nichtkommerzielle Freizeitgestaltung.“ beschreibt die Vorstandsvorsitzende des Stadtjugendring Leipzig e.V., Dorit Roth, die Folgen der Sparpläne. „In Leipzig werden trotz der Bemühungen der Stadt viele Träger ihre Angebote sehr stark einschränken müssen und bestimmte Projekte werden völlig eingestellt.“, so Roth weiter. Personalstellen, die bisher anteilig von Freistaat und Kommune finanziert werden, würden komplett wegfallen, da die kommunale Förderung an die Landesförderung gebunden sei.

Damit wären die Bestrebungen aller Fraktionen des Leipziger Stadtrates hinfällig, die Jugendarbeit in Leipzig für die Zukunft fit zu machen: „Wir haben die Situation, dass Stadträte aller Fraktionen und auch die Verwaltung mehr Geld als bisher aufwenden wollen, um nachhaltig die Jugendhilfestrukturen in Leipzig zu sichern und damit den Kindern und Jugendlichen langfristige Perspektiven zu ermöglichen.“ sagt Anja Michael, Geschäftsführerin des Stadtjugendringes Leipzig e.V. 

Quelle: Stadtjugendring Leipzig 

Sächsische Schweiz-Osterzgebirge

Wie das Landratsamt Sächsische Schweiz-Osterzgebirge mitteilte, wird die Reduzierung der Jugendpauschale eine Kürzung von über 265.000 € für die Region zur Folge haben. Da der Landkreis Sächsische Schweiz/Osterzgebirge dies nicht aus eigenen Haushaltsmitteln ausgleichen kann, haben diese Einsparungen des Freistaates katastrophale Folgen für die lokale Jugendarbeit. Jugendhäuser, mobile Jugendsozialarbeit, Schulsozialarbeit und weitere wichtige Projekte können nicht länger finanziert werden. 

Aktion Zivilcourage, ein Verein, der sich gegen Rechtsextremismus in der Region engagiert, warnt: Mit derart drastischen Kürzungen der Jugendpauschale öffnet man den Rechtsextremen die Türen der Jugendclubs. Der positive Weg, den der Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge in den letzen Jahren im Bereich der Gewalt- und Rechtsextremismusprävention beschritten hat, scheint nun mehr als in Frage gestellt. 

Quelle: Aktion Zivilcourage e.V. 

Köln

Um 12,5% soll nach dem Willen des Kämmerers die offene Jugendarbeit in der Stadt gekürzt werden. Die Kürzungen sind noch nicht beschlossen, sorgen jedoch für Beunruhigung unter den freien Trägern und den dort beschäftigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Der Kölner Jugendring nimmt dazu Stellung: 

”Obwohl die Förderung der Kinder- und Jugendarbeit in Köln meist noch eine freiwillige Leistung ist, muss die Stadt dafür sorgen, dass ihre jüngsten EinwohnerInnen eine Zukunft in dieser Stadt haben“, fordert der Kölner Jugendring. Zahlreiche Verbände und Initiativen, die sich auch im Kölner Jugendring zusammengeschlossen haben, tragen Sorge, dass Kinder und Jugendliche in Köln Möglichkeiten geboten bekommen, vielfältige Spiel- und Freizeit-, kulturpädagogische und Bildungsangebote vorfinden, oder Orte, in denen sie sich eigenverantwortlich und selbstorganisiert verwirklichen können. ”Nehmt der Jugend nicht diese FreiRäume“, appelliert die Vollversammlung des Kölner Jugendrings. Die außerschulische Bildungs- und Jugendarbeit sei eine wichtige Säule für die Sozialisation und Integration der heranwachsenden Zukunft, und an der Zukunft dürfe nicht gespart werden. Die Vollversammlung des Kölner Jugendring e.V. vom 01.02. 2010 hat darum beschlossen, dass alle Mitgliedsverbände und der Vorstand des Kölner Jugendring e.V. sich gegen Kürzungen im Kinder und Jugendbereich aussprechen. 

Quelle: Kölner Jugendring

Back to Top