Kinder- und Jugendarbeit
Jugendarbeit trifft Politik: Landtagsgespräch in NRW zu jugendgerechter Bildungspolitik
Schulpolitik und Jugendpolitik brauchen einen gemeinsamen Bildungsbegriff auf Landesebene. Ein Austausch zwischen Landtagsabgeordneten sowie Vertreter(inne)n aus Wissenschaft, Jugendhilfe und Kommunen ebnete den Weg. Diskussionsanlass bildete der Zukunftsplan Bildungslandschaften, den das Dialogforum Bildungslandschaften gemeinsam erarbeitet hat.
25.06.2019
„Bildung ist ein offener und unabschließbarer Prozess, der von den Menschen selbst gestaltet wird.“ So lautete das Eingangsstatement von Erich Sass von der Technischen Universität Dortmund im Gespräch mit Jugend- und Schulpolitiker(inne)n im Landtag, zu dem der Ausschuss für Familie, Kinder und Jugend das Dialogforum Bildungslandschaften eingeladen hatte.
Auch non-formale und informelle Bildungsprozesse berücksichtigen
Peter Bednarz, stellvertretender Vorsitzender des Landesjugendrings NRW, beschreibt das Ziel des Zukunftsplans damit „eine gemeinsame Plattform für alle Bildungsakteurinnen und -akteure zu installieren und die Belange von Kindern und Jugendlichen in den Mittelpunkt zu stellen“. Denn Bildungsprozesse laufen in formalen, non-formalen aber auch in informellen Kontexten ab und müssen als solche bei der kommunalen Bildungsplanung stärker berücksichtigt werden.
Dabei ist es wichtig, dass Bildungsakteurinnen und -akteure auf kommunaler Ebene gut vernetzt und junge Menschen aktiv eingebunden sind. Dies gelingt „wenn Jugend als eigene Lebensphase anerkannt wird und Freiräume als Teil der Persönlichkeitsbildung betrachtet werden“, so Sabrina Küchler, stellvertretende Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Offenen Türen NRW. Im Rahmen von Praxisprojekten mit jungen Menschen z.B. in Gelsenkirchen-Bismarck, Hagen, Gladbeck, im Kreis Siegen-Wittgenstein und im Kreis Lippe gewannen die Mitwirkenden des Dialogforums bildungspolitische Erkenntnisse, die sie im Zukunftsplan Bildungslandschaften beschreiben.
Handlungsmöglichkeiten auf Landesebene
Eine wichtige Rolle in der Diskussion spielte der Umgang mit Schule. Ihr Einfluss auf die Gestaltung von Bildungsprozessen wurde von den Abgeordneten unterschiedlich bewertet. Einigkeit herrschte darüber, dass es Politik gelingen müsse, die Schulzentriertheit der Bildungslandschaften in NRW abzubauen und die Wahrnehmung außerschulischer Bildungsträger zu stärken. Eine wichtige Voraussetzung dafür sei nicht zuletzt die verlässliche finanzielle Absicherung von vielfältigen Bildungsangeboten.
Die Frage, wie es gelingen kann
Schule und Jugendarbeit im Rahmen der Offenen Ganztagsschule zusammenzubringen, blieb für den Moment offen. Zur Schaffung von langfristigen Partizipationskanälen für junge Menschen standen die Idee der Wahlalterabsenkung, die Verankerung von Kinderrechten im Grundgesetz, ein Jugendcheck sowie strukturell verankerte Beteiligungsgremien im Raum. Die Bereitschaft der Landtagspolitiker/-innen, stabile Grundlagen für beteiligungsorientierte kommunale Bildungslandschaften zu schaffen, wurde in jedem Fall deutlich. Einige Abgeordnete kündigten an, die Ergebnisse in ihren jeweiligen Arbeitskreisen weiter zu diskutieren und fundierte Antworten zu den Fragen des Dialogforums zu formulieren. Am Ende der Veranstaltung stimmte die Mehrheit den Worten von Elisabeth Büning, Fachbereichsleiterin für Bildung, Schule, Kultur und Sport im Kreis Borken, zu: „Wir brauchen einen gemeinsamen Bildungsbegriff, der sowohl von Jugendpolitik als auch von Schulpolitik getragen wird.“ Diesen gilt es nun gemeinsam zu erarbeiten.
Hintergrund
Im Dialogforum kommen Vertreter/-innen folgender Institutionen zusammen: Arbeitsgemeinschaft Offene Türen NRW, Arbeitsstelle Kulturelle Bildung in Schule und Jugendarbeit NRW, Landesjugendring NRW, Landesvereinigung Kulturelle Bildung NRW, LVR-Landesjugendamt Rheinland, LWL-Landesjugendamt Westfalen-Lippe, Kreis Lippe, Regionales Bildungsbüro Borken. Das Dialogforum wird beraten und begleitet durch: das Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration NRW, das Ministerium für Schule und Bildung NRW, die Technische Universität Dortmund, die Freie Universität Berlin, die Bergische Universität Wuppertal, die Transferagentur Kommunales Bildungsmanagement NRW.
Quelle: Landesjugendring NRW vom 04.06.2019
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