Kinder- und Jugendarbeit

Internationale Jugendarbeit: Kommune goes International

Mit einem Sondierungstreffen startete am 17. Mai 2010 in Köln die Initiative „Kommune goes International“. Das Ziel: Internationale Jugendarbeit in der Kommune stärken.

27.05.2010

Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Sondierungstreffens, Bild: Susanne Madelung (IJAB)

Bild: Susanne Madelung (IJAB)

Über 50 Teilnehmende von kommunalen Jugendämtern, von freien Trägern, Landesjugendämtern und -jugendringen kamen der gemeinsamen Einladung von IJAB - Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland e. V., JUGEND für Europa und transfer e. V. nach. Sie erarbeiteten sehr konkrete Vorschläge und Empfehlungen, wie die internationale Jugendarbeit als Teil der kommunalen Jugendhilfe intensiviert werden kann. Der Deutsche Städtetag und das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend unterstützten die Veranstaltung.

„Wir möchten heute den Grundstein legen für einen relevanten Beitrag zur Verbesserung unserer Gesellschaft in Sachen Bildung und Zugänge“, eröffnete Werner Müller (transfer e. V.) die Veranstaltung. Es gehe um eine Optimierung und Verbreiterung von Angeboten für junge Leute aller Bevölkerungsgruppen zur Teilnahme an begleiteten internationalen Programmen – und damit um die Stärkung der Lebenskompetenz und Zukunftschancen. „Wir glauben, dass das „Unterstützungs-Tool“ Internationale Jugendarbeit hierfür sehr geeignet ist“, so Müller.

Claudia Mierzowski, IJAB, und Christoph Kriege, JUGEND für Europa, stellten das Projekt JiVE Jugendarbeit international – Vielfalt erleben und die Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitung dar: „In den letzten zwei Jahren konnten wir mit modellhaften internationalen Jugendbegegnungen, Fachkräftemaßnahmen und Europäischen Freiwilligendiensten zeigen und wissenschaftlich bestätigen, dass Ansatz und Methoden der internationalen Jugendarbeit die Integration junger Menschen mit Migrationshintergrund erfolgreich unterstützen“, sagten die Vortragenden. Diese integrative Wirkung der internationalen Jugendarbeit soll nun auch auf kommunaler Ebene stärker bekannt und nutzbar gemacht werden. Hier setzt die Initiative „Kommune goes International“ an, denn gerade die Angebote der kommunalen Jugendhilfe werden insbesondere von Jugendlichen mit Migrationshintergrund und / oder besonderem Förderbedarf wahrgenommen. Die internationale Jugendarbeit kann hier als wichtiger pädagogischer Baustein für die Jugendarbeit vor Ort ansetzen.

Im Anschluss an diesen Vortrag diskutierten die Teilnehmenden an fünf Thementischen, wie eine Initiative „Kommune goes International“ gestaltet werden sollte und erörterten die aktuelle Situation der internationalen Jugendarbeit in den Kommunen. Ihre Interessen und Ressourcen, Änderungswünsche, Schwierigkeiten und Hindernisse sowie Anforderungen, Bedarfe und Ideen zur Initiative kamen zur Sprache. Besonderes Augenmerk wurde dabei auch auf die wechselseitige Unterstützung und Zusammenarbeit zwischen Bundes-, regionaler und lokaler Ebene gelegt.

In Kleingruppen wurden die Diskussionsergebnisse der Thementische dann noch einmal bewertet. Die Empfehlungen waren klar und deutlich:
Die Wertigkeit der internationalen Jugendarbeit soll gesteigert werden. Die Teilnehmenden begrüßen die Idee einer Kampagne für internationale Jugendarbeit. Politische Entscheidungsträger müssen hier stärker eingebunden und für die Ideen und Methoden gewonnen werden. Gerade in Zeiten, in denen die Kommunen sich vielfach auf die Erledigung der Pflichtaufgaben laut KJHG zurückziehen, gelte es, mehr politische Lobbyarbeit für die internationale Jugendarbeit zu leisten.
Darüber hinaus ist man der Auffassung, dass eine klare Haltung des Bundesministeriums die internationale Jugendarbeit in den Kommunen stärken kann. Dies könne nicht zuletzt auch durch eine bessere finanzielle Ausstattung geschehen. Ein Bundesaktionsplan könne mit Hilfe von lokalen Aktionsplänen dazu dienen, die internationale Jugendarbeit voranzubringen. Aber auch die Aufnahme der internationalen Jugendarbeit in die Bundesinitiative „JUGEND STÄRKEN“ wäre ein sinnvoller Ansatz.
Das Projektvorhaben „Kommune goes International“, müsse, so die Teilnehmenden, einen Mehrwert für die kommunale Jugendarbeit haben, z. B. zu einer besseren finanziellen Ausstattung führen oder zur besseren Qualität verhelfen durch einen Best-Practice-Wettbewerb.
Im Rahmen der bewährten Städtepartnerschaften sollten schließlich verstärkt Jugendbegegnungen (auch mit benachteiligten Jugendlichen) durchgeführt und auch finanziell gefördert werden.

Wir brauchen mehr Information und Beratung!
Die internationale Jugendarbeit ist ein wichtiges Werkzeug für die pädagogische Arbeit mit Jugendlichen. Wenn neue Zielgruppen wie benachteiligte Jugendliche oder Jugendliche mit Migrationshintergrund angesprochen werden sollen, dann müssen auch die Mitarbeiter/-innen vor Ort fortgebildet und geschult werden, die bisher nicht in der internationalen Jugendarbeit tätig waren und z. B. aus der Jugendsozialarbeit, Jugendberufshilfe oder Jugendmigrationsdiensten kommen.
Konkret äußerten die Kommunen den Bedarf und die Idee, eine Stelle als „Coach für internationale Jugendarbeit“ einzurichten. Andere empfahlen, hier auch aufsuchende Strukturen einzuführen, wie z. B. eine mobile Beratung vor Ort.
Grundsätzlich wurde mit Blick auf eine Initiative „Kommune goes International“ der Wunsch geäußert, Best-Practice-Handreichungen zu erhalten und zu internationaler Jugendarbeit breiter und intensiver zu informieren.
Auch bedarf es der Beratung, wie Jugendliche mit Migrationshintergrund besser in der internationalen Jugendarbeit erreicht werden können.

Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Sondierungstreffens, Bild: Susanne Madelung (IJAB)
Bild: Susanne Madelung (IJAB)

Finanzierung erhöhen, Zugänge zu Förderung verbessern
In Sachen Finanzen waren sich die Teilnehmenden sehr einig, wie die Initiative „Kommune goes International“ die internationale Jugendarbeit fördern könnte. Mal abgesehen von der allgemeinen Forderung, die Finanzen sicherzustellen, stellten die Teilnehmenden klar, dass es hier um den Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten geht. So sollten im Rahmen der interkulturellen Öffnung auch die Zugänge zu öffentlichen Mitteln für die Migrantenselbstorganisationen verbessert werden. Auch sollten bestimmte andere Förderkriterien überdacht werden, die z. B. die Förderung von Jugendbegegnungen im Rahmen von Städtepartnerschaften erschweren. Unter dem Stichwort Zugang wurde auch der Vorschlag gemacht, kommunale und regionale Beratungsstellen einzurichten, die über die finanzielle Förderung beraten.
Und schlussendlich erfordere die Internationale Jugendarbeit mit sogenannten benachteiligten Jugendlichen auch zusätzliche finanzielle Unterstützung.

Neue und alte Zielgruppen und Zugänge zur internationalen Jugendarbeit
Benachteiligte Jugendliche und Jugendliche mit Migrationshintergrund sind bisher von der internationalen Jugendarbeit nur schlecht erreicht worden. Gerade für diese Zielgruppen hat die internationale Jugendarbeit aber viel zu bieten, so dass die Teilnehmenden empfehlen, mit Migrantenselbstorganisationen zu kooperieren und ihre Zugänge zur öffentlichen Förderung zu verbessern. Um alle Jugendlichen besser erreichen zu können, sollte auch die Zusammenarbeit zwischen Verbänden und Schulen (non-formale und formale Bildung) verbessert werden.
Letztlich erfordert es niedrigschwellige Angebote, um benachteiligte Jugendliche anzusprechen. Dies muss in Formaten und Förderung der Internationalen Jugendarbeit berücksichtigt werden. Dennoch, so die Forderung der Teilnehmenden, sollte die internationale Jugendarbeit offen bleiben für alle Jugendlichen.

Wie geht es weiter?
Die Initiatoren von „Kommune goes International“ werden die Ergebnisse dieses Sondierungstreffens in einen Konzeptentwurf einarbeiten und diesen mit dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend abstimmen. In der zweiten Jahreshälfte soll dann das fertige Konzept vorliegen. Alle Beteiligten des Sondierungstreffens und weitere Interessierte werden über den Fortgang von „Kommune goes International“ auf dem Laufenden gehalten und darüber informiert, wie eine Teilnahme am Projekt möglich ist.

Weiterführende Informationen zum Projekt JiVE: www.jive-international.de

Anneke Schlummer (IJAB)

ch

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