Kinder- und Jugendarbeit

Internationale Jugendarbeit: „Das ist nicht einfach nur ein Spiel“

„Mehr Austausch und Begegnung – Jugend gestaltet Information und Beratung“: Unter diesem thematischen Schwerpunkt wurden in den vergangenen zwei Jahren 14 Projekte aus dem Bereich der Internationalen Jugendarbeit entwickelt und ihre Umsetzung mit Mitteln des Innovationsfonds im Kinder- und Jugendplan des Bundes gefördert. In München diskutieren die beteiligten Akteure im Rahmen eines Planspiels über neue Wege für Information und Beratung.

19.09.2019

Vom 10. bis 12. September 2019 kamen die beteiligten Akteure aus dem Feld der Internationalen Jugendarbeit in München zusammen, um auf Grundlage ihrer Projekterfahrungen mithilfe eines Planspiel nochmals neu zu denken, wie junge Menschen an Informationen zu internationalem Austausch kommen können. Das Problem ist bekannt und alle wissenschaftlichen Studien der letzten Jahre haben es bestätigt: Nicht alle Jugendlichen wissen, welche Möglichkeiten ihnen mit Jugendaustausch, Freiwilligendiensten oder Workcamps im Ausland offenstehen. Zu gering ist die Reichweite bestehender Informationsdienste, zu wenig jugendgerecht die Ansprache der Zielgruppe. Der Innovationsfonds im Kinder- und Jugendplan des Bundes nimmt sich solcher Themen an und gibt Trägern und Institutionen die Möglichkeit, Neues zu erproben. 2 Jahre lang haben 14 Träger und Institutionen Projekte durchgeführt, von denen sie hoffen, dass sie die Verbreitung des Wissens um internationale Angebote verbessern werden. Das Besondere dabei: an allen Projekten waren Jugendliche unmittelbar an Konzeption und Umsetzung beteiligt. Eine Jugendredaktion berichtete darüber hinaus über die fortschreitende Umsetzung und nahm sie aus jugendlicher Sicht unter die Lupe.

Das Wissen der Teams abrufen und nutzbar machen

Zum Abschluss der Projektphase 2017-2019 kamen nochmal alle Akteure in München zusammen – Jugendliche und Erwachsene. Das in den Projekten akkumulierte Wissen sollte zusammengeführt werden, um weiter in die Zukunft zu denken. Als Methode hatte man sich für ein Planspiel mit dem Ansatz des sogenannten „Design Thinking“ entschieden. Aufgabe der fünf vor Ort gebildeten Teams war, ein Start-up auf die Beine zu stellen und dafür Prototypen eines Produkts zur Information junger Menschen zu entwickeln.

Die Teams fanden anhand von Themen zueinander: Für jugendgerechte Kommunikation, Verknüpfung von Jugendaustausch mit dem Alltag junger Menschen, Wissensvermittlung an Fachkräfte und Eltern, Motivation von Peers und für die Unterstützung durch die Politik sollten eigene Produkte entworfen werden. In Anbetracht des knappen Zeitrahmens erschien das als Herausforderung. Doch es zeigte sich schnell: In den Teams war ein ungeheures Wissen vorhanden. Schnell füllten sich die Wände mit bunten Zettel und den Aspekten, die es zu berücksichtigen galt. Dieses Wissen zu mobilisieren und in einem strukturierten Prozess in ein originelles Produkt einfließen zu lassen, das war die Herausforderung für die Moderatoren.

Fünf überzeugende Produkte für mehr Information und Kommunikation

Am Abend des ersten Tages wurde noch gerätselt, ob in einem so begrenzten Zeitrahmen tatsächlich ein brauchbares Konzept für ein Produkt entstehen könnte, am Abend des zweiten Tages wurden die Prototypen präsentiert.

Die erste Überraschung: Vier von fünf Produkten berücksichtigten soziale Medien und Apps für mobile Endgeräte. Die stake Präsenz von jungen Menschen in den fünf Teams mag ein Grund dafür sein.

Vorgestellt wurde das Konzept für eine „Social Media Servicestelle“. Sie sei das „neue Herz für die digitale Sichtbarkeit von Austausch und Begegnung“ versicherten die Urheber und soll Organisationen bei der Produktion geeigneter Beiträge in sozialen Netzwerken unterstützen.

Als „Online-Tool mit Offline-Impact“ bezeichneten die Schöpfer/-innen des „Volunteer-Wallets“ ihre Erfindung. Mit dessen Hilfe soll das Engagement von jungen Menschen honoriert werden – mit virtuellen „Badges“, die aber auch in ganz reale Gutscheine eingetauscht werden können. Zugleich soll eine Community entstehen, in der sich junge Menschen gegenseitig unterstützen können. Auf die Verknüpfung von Online und Offline setzt auch „Search Burn Share Support“. Die Entwickler dieses Produkts setzen vor allem darauf, internationale Angebote an die Bedürfnisse von Jugendlichen anzupassen und ihnen den Einstieg durch Schnupperangebote zu erleichtern.

„Mit Herz und Verstand, digital und persönlich“, so möchte das Team von #reallife junge Menschen erreichen und direkt in Thematik und Planung eines Austauschs einbeziehen. Erste Abstimmungen erfolgen digital und werden dann in ein Planungsgespräch überführt. Die Werbung für den Austausch erfolgt dann wieder online über soziale Medien.

Wie man Politik für solche Ideen, vor allem aber für die nachhaltige Unterstützung Internationaler Jugendarbeit und non-formaler Bildung erwärmen kann, darüber machte sich ein weiteres Team Gedanken. Unter dem Titel „Welcome to the Jungle“ sollen Politiker/-innen zu Influencer/-innen in Sachen Internationale Jugendarbeit ausgebildet werden. Sie sollen selbst Erfahrungen bei einem Jugendaustausch oder einem Workcamp sammeln können, um ihr Anliegen glaubwürdig vermitteln zu können.

Und jetzt?

Zwei Tage Planspiel, das hatte es in sich. Aber den meisten hat es offenbar auch Spaß gemacht. Dass es eine gemeinsame Erfahrung von sehr unterschiedlichen Vertreter(inne)n von Trägern und Institutionen und von jungen Menschen war, hat sicher zum Charme der Veranstaltung beigetragen. Nur, was wird jetzt aus den fünf schönen Ideen?

„Wir werden die Vorschläge nochmal auf einem Fachtag im kommenden Jahr einem größeren Publikum vorstellen und die Träger dabei unterstützen, ihre Ideen weiterzudenken“, sagte IJAB-Projektkoordinator Christoph Bruners. Und Albert Klein-Reinhardt vom Bundesjugendministerium versicherte: „Für uns ist das nicht einfach ein Spiel. Wir nehmen Ihre Vorschläge und Ideen mit in die weiteren Überlegungen des Ministeriums zur jugendgerechten Ausgestaltung von Information und Beratung zum Jugendaustausch“. Es lohnt also doch, auch mal Ungewöhnliches und Neues zu denken.

Einen guten Überblick über die Innovationsfondsprojekte im Bereich der Internationalen Jugendarbeit vermitteln die Reportagen der Jugendredaktion, die von 2017 bis 2019 das Gesamtprojekt begleitet hat: www.innovativ-international.de.

Weiterführende Informationen stellt außerdem IJAB – Fachstelle für Internationale Jugendarbeit zur Verfügung. 

Quelle: IJAB Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland e.V., Christian Herrmann 

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