Kinder- und Jugendarbeit
Gemeinsam gegen Jugendgewalt - Erfolgreiche Prävention bei Kindern und Jugendlichen
Auf der Tagung "Gemeinsam gegen Jugendgewalt - Erfolgreiche Prävention bei Kindern und Jugendlichen" diskutierten im Stuttgarter Rathaus Experten aus Wissenschaft, Praxis und Politik über Konzepte, die der Gewaltbereitschaft von Jugendlichen entgegenwirken. Dabei wurden auch Handlungsempfehlungen vorgestellt.
19.03.2012
Die Tagung ist eine Initiative der Robert Bosch Stiftung und der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius. Beide Stiftungen haben das brisante Thema bereits Ende 2011 mit einer ersten, hochrangig besetzten Veranstaltung in Hamburg aufgegriffen. Auch für die Politik steht Jugendgewalt weit oben auf der Agenda. So war die Landesregierung Baden-Württemberg heute gleich mit drei Ministern vertreten. Innenminister Reinhold Gall, Justizminister Rainer Stickelberger und die Ministerin für Kultus, Jugend und Sport Gabriele Warminski-Leitheußer debattierten u.a. mit dem Neurobiologen und Psychiater Prof. Dr. Joachim Bauer (Uniklinik Freiburg), dem Sozialpädagogen Dr. Christian Lüders (DJI, München), dem Landespolizeipräsidenten Prof. Dr. Wolf Hammann und der Sozialunternehmerin Heidrun Mayer (Papilio e.V., Augsburg).
Zentrale Themen der Diskussion waren die Ursachen von Jugendgewalt und Möglichkeiten der Frühen Hilfen sowie von Präventionsmaßnahmen im Schul- und Jugendalter. Zudem wurden Handlungsoptionen für jeden einzelnen Bürger vorgestellt.
Innenminister Reinhold Gall hob hervor: "Jugendgewalt können wir nur dann erfolgreich verhindern oder eindämmen, wenn wir an den Ursachen ansetzen. Das gelingt durch ein möglichst breitgefächertes Netzwerk. Uns geht es weniger um Repression im klassischen Sinn. Wir setzen vielmehr darauf, präventiv wirkende Faktoren weiter zu stärken und die Risikofaktoren, vor allem gewaltfördernde Lebensbedingungen junger Menschen, zu minimieren."
Justizminister Rainer Stickelberger betonte: "Gewaltprävention ist ein Auftrag an alle und erfordert eine intensive Zusammenarbeit. In einem Haus des Jugendrechts wie in Stuttgart-Bad Cannstatt ist die enge Vernetzung deshalb das Grundprinzip. Staatsanwaltschaft, Polizei und Jugendgerichtshilfe gehen gemeinsam, schnell und unbürokratisch vor, damit Kinder und Jugendliche im besten Fall überhaupt nicht in kriminelle Milieus geraten."
Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer sagte: "In Baden-Württemberg etablieren wir derzeit an den Schulen das Präventionskonzept ,stark.stärker.WIR‘ nach Dan Olweus. Es vereint Gewaltprävention, Sucht-prävention und Gesundheitsförderung. Wir wollen damit jede Schule, jede Klasse und die einzelnen Schülerinnen und Schüler stärker machen, damit sich die jungen Menschen besser und nachhaltig gegen Gewalt- und Suchtgefahren schützen können." Das Konzept werde derzeit an 40 Schulen erprobt. Im kommenden Schuljahr steigen weitere 500 Schulen ein, als erster Schritt zu einem flächendeckenden Ausbau.
Bereits im Vorfeld der Tagung entwickelte eine Arbeitsgruppe von Vertretern aus den Bereichen Jugendarbeit, Schule, Kindergarten, Polizei, Medien und Präventionsinitiativen Handlungsempfehlungen, die der Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer, dem Landespolizeipräsidenten Prof. Dr. Wolf Hamann und dem Bürgermeister Dr. Martin Schairer übergeben wurden. Darin sind wichtige Schritte zur nachhaltigen Prävention von Jugendgewalt benannt. Kernforderungen sind ein professionelles Projektmanagement bei Präventionsmaßnahmen, Maßnahmen zur Kompetenzsteigerung bei allen, die an der Erziehung und Prävention beteiligt sind (z.B. über die Einführung von Eignungstests für alle pädagogischen Berufe), die Einführung eines Schulfachs "Sozialkompetenz" und die bessere Kooperation und Vernetzung, zu der sich Kommunen über die Einrichtung von "Kooperationsverträgen" verpflichten sollten.
Quelle: Robert Bosch Stiftung
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