Kinder- und Jugendarbeit
Europa wählen und Weichen stellen – IJAB-Mitgliederversammlung in Bonn
Im unmittelbaren Vorfeld zur Europawahl eröffnete IJAB seine Mitgliederversammlung am 22. Mai 2019 mit der eindeutigen Botschaft, Parteien zu unterstützen, die im Sinne der Internationalen Jugendarbeit für ein weltoffenes, starkes Europa eintreten. Bei dem Treffen der 36 Mitgliedsorganisationen ging es außerdem um Fragen der bilateralen Zusammenarbeit mit Griechenland und China und das 70-jährige Bestehen des Europarats.
04.06.2019
Die 36 Mitgliedsorganisationen von IJAB – Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland e.V. diskutierten verschiedene Themen der europäischen und internationalen Jugendarbeit, wie die bilaterale Zusammenarbeit mit Griechenland und China und das 70-jährige Bestehen des Europarats als Motor für Demokratie und Menschenrechtsbildung, sowie um Perspektiven der nationalen und europäischen Förderprogramme für den internationalen Jugendaustausch.
Aus aktuellem Anlass der Europawahlen erklärte der IJAB-Vorsitzende, Lothar Harles, gleich zu Beginn der Versammlung: „IJAB setzt sich für ein geeintes, demokratisches und friedliches Europa ein. Die U18-Wahlen haben uns in Deutschland gezeigt, dass junge Menschen bei aller Kritik und Änderungswünschen ihre Hoffnung in die Zukunft Europas setzen. Mit überwältigender Mehrheit haben sie sich für Parteien entschieden, die für ein gemeinsames, friedliches, weltoffenes Europa stehen. Wir appellieren an alle, diesem Beispiel zu folgen.“
Europarat – Modell für Zusammenarbeit zu Europas Jugendfragen
Doch nicht nur die Europawahlen werden maßgeblich die Zukunft Europas und damit auch die Zukunft junger Menschen beeinflussen. Auch die dramatische finanzielle Situation des Europarates wird sich deutlich auf Wohl und Weh der Internationalen Jugendarbeit und Jugendpolitik auswirken. Antje Rothemund, Leiterin der Jugendabteilung des Europarates, und Sebastian Vogt, Mitglied des Europäischen Jugendforums und des Gemeinsamen Ausschusses beim Europarat, waren eingeladen, um einen Input zum Thema „Demokratiebildung in Europa - Chancen und Herausforderungen der europäischen und internationalen Jugendarbeit“ zu geben. Der Europarat hat seit den 1960er-Jahren ein Co-Management im Jugendbereich, das heißt, Jugendvertreter/-innen und Regierungsvertreter/-innen arbeiten auf Augenhöhe gleichberechtigt zusammen und entscheiden im Konsens. Neben den vielfältigen Angeboten des Europarats für Demokratie- und Menschenrechtsbildung und den aktuellen Herausforderungen, vor denen der Europarat angesichts zunehmender Nationalismen und Menschenfeindlichkeit steht, berichteten die beiden Referent(inn)en auch über den aktuell vorliegenden Vorschlag des Europarats, den Jugendbereich aus dem regulären Haushalt herauszunehmen, da die Mittel immer knapper werden. Dies hätte verheerende Auswirkungen auf die Strukturen und eine erfolgreiche Arbeit des Jugendbereichs im Europarat.
Aus der Mitgliederversammlung wurde schließlich gefordert, dass sich alle Beteiligten für den Erhalt des Jugendbudgets im Europarat auf allen Ebenen stark machen. Ute Trentini, Referentin im Bundesjugendministerium, unterstrich: „Die Bundesregierung setzt sich dafür ein, dass der Jugendbereich weiterhin umfassend finanzierter Bestandteil des Europarats bleiben wird.“
Internationale Jugendarbeit braucht noch mehr Unterstützung!
Neben den inhaltlichen Debatten rund um Europa wurden auch die Schwierigkeiten der Träger Internationaler Jugendarbeit thematisiert. In den letzten Jahren sind von IJAB und seinen Mitgliedern vielfältige Anstrengungen unternommen worden, um neue Zielgruppen für den internationalen Jugendaustausch zu gewinnen. Begrüßt werden auch die Erhöhungen für die bilateralen Jugendwerke und die bereitgestellten Mittel für ein Deutsch-Israelisches Jugendwerk im Bundeshaushalt 2019. Das Problem ist aber, dass die existierenden Strukturen und Fördersätze inzwischen kaum mehr ausreichen, um internationale Begegnungen gut vorzubereiten und darüber hinaus noch auszubauen. Dies kann nur über einen substanziellen Aufwuchs der KJP-Mittel für Internationale Jugendarbeit erreicht werden. Bei den EU-Programmen Erasmus+ und Europäisches Solidaritätskorps sind die finanziellen Spielräume deutlich größer, allerdings sind die Zugänge zu Fördermitteln aus Trägersicht deutlich schwieriger. Insgesamt, so stellte die Versammlung fest, sei mehr Lobbyarbeit notwendig. In diesem Kontext stellte Knut Möller, Geschäftsführer von YFU ein Beispiel für eine neue Form dazu vor. Bei einer Informationsreise für politische Entscheidungsträger/-innen ist es gelungen, erfolgreiche Überzeugungsarbeit für das Arbeitsfeld zu leisten, sodass eine Reihe von Abgeordneten im Anschluss der Reise neue Initiativen für mehr Austausch in ihren Bundesländern auf den Weg bringen wollten.
Die Mitglieder verständigten sich schließlich darauf, eine eigene Arbeitsgruppe zu bilden, die den Bedarf und das Potenzial für die Internationale Jugendarbeit bundesweit zusammenträgt und aufbereitet. Ziel ist es, im Dialog mit Abgeordneten Probleme und Lösungen gezielt benennen zu können und diese auch in einen künftigen „Aktionsplan Weltoffen leben“ einfließen zu lassen. Die Aktionswoche #internationalheart vom 16.-22. September 2019 sowie das Parlamentarische Frühstück der Internationalen Jugendarbeit am 24. September 2019 werden gute Gelegenheiten bieten, diese Themen anzusprechen.
Nicht zuletzt wurden auch die Weichen für die Vorstandswahlen des IJAB-Vorstands Ende des Jahres gestellt. Ein von der Mitgliederversammlung einberufener Wahlausschuss kümmert sich in den nächsten Monaten um Kandidat(inn)en.
Die Meldung „Europa wählen und Weichen stellen – IJAB-Mitgliederversammlung in Bonn“ wurde bei IJAB erstveröffentlicht und steht dort mit weiterführenden Informationen zur Verfügung.
Quelle: IJAB – Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland e.V., Stephanie Bindzus
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