Kinder- und Jugendarbeit
Jugendhilfe inklusiv?! – Was sind Rahmenbedingungen für eine gelingende Inklusion von Mädchen mit Behinderung
Rund 20 Gäste waren zum Fachgespräch „Jugendhilfe inklusiv?!“ in die Gelsenkirchener „flora“ gekommen, und die Veranstaltung hätte durchaus mehr Aufmerksamkeit verdient.
11.12.2013
Die Fachstelle Interkulturelle Mädchenarbeit NRW und die Landesarbeitsgemeinschaft Autonome Mädchenhäuser/feministische Mädchenarbeit NRW hatten eingeladen, um darüber zu diskutieren, wie Rahmenbedingungen für eine gelingende Inklusion von Mädchen mit Behinderung aussehen müssen. Die im Kontext der Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention geforderte Inklusion ist in aller Munde, aber viele Bereiche tun sich noch schwer mit der Realisierung und suchen nach Anregungen, Leitfäden und Good Practice Beispielen – nicht zuletzt die Kinder- und Jugendhilfe.
Obwohl beispielsweise Jugendverbände wie die Pfadfinder und die Falken schon seit Jahrzehnten integrativ arbeiten (z.B. im Rahmen von Jugendfreizeiten), wie Kathrin Prassel, Referentin für Grundsatzfragen beim Landesjugendring NRW ausführt, gibt es keine verbindlichen Standards oder Maßnahmenkataloge, die die Arbeit mit Jugendlichen mit Behinderung anleiten oder unterstützen könnten. Trotzdem hat sich der Landesjugendring dem Thema gestellt und unterschiedliche Aktivitäten angestoßen, um die Inklusion in der Kinder- und Jugendhilfe weiter zu entwickeln. Unter dem Titel „Inklusion statt Illusion“ läuft ein Praxisentwicklungsprojekt, dass Jugendforen zur Mitbestimmung für ALLE jungen Menschen, Qualifizierungs- und Fortbildungsmaßnahmen für Multiplikatoren in der Jugendverbandsarbeit und den Dialog mit Expert/-innen der Behindertenhilfe und der Behindertenselbsthilfe vorsieht. Darüber hinaus soll auch systematisch erfasst werden, welche Praxis zur Inklusion in der Jugendverbandsarbeit bereits existiert. Ein Film, der bei einem inklusiven Jugendforum entstanden ist, zeigt sehr lebendig, wie Jugendliche mit und ohne Behinderung mit großer Begeisterung gemeinsam diskutieren und agieren.
In einem Podiumsgespräch, in dem neben Kathrin Prassel noch Vertreterinnen des Bundesverbandes für körper- und mehrfachbehinderte Menschen (bvkm.), der Fachstelle interkulturelle Mädchenarbeit und dem Netzwerk Frauen und Mädchen mit Behinderung/chronischer Erkrankung NRW diskutieren, geht es auch immer wieder um die Finanzierung von Maßnahmen. Dass für Kinder- und Jugendhilfe und Behindertenhilfe zwei unterschiedliche Sozialgesetzbücher und dementsprechend andere Fördertöpfe zuständig sind, wird immer wieder als Problem genannt. Es kommen Ideen auf, dass die Förderung von Projekten grundsätzlich von einer inklusiven Ausrichtung abhängig gemacht werden müsste. Gleichzeitig besteht auch die Sorge, dass Inklusion zu einer Phrase verkommen könnte, ähnlich wie es mit dem Begriff Gender Mainstreaming geschehen sei. Großen Wert legen alle Beteiligten auf die Notwendigkeit, Mädchen mit Behinderung selber nach ihren Bedürfnissen zu fragen und sie in die Gestaltung ihrer Lebensräume einzubeziehen. Wie selbstorganisiert das geschehen könne, darüber gingen die Meinungen ein bisschen auseinander.
Die Moderatorin, Cornelia Benninghoven, regte an eine Art „Baustellenliste“ zusammen zu tragen, um eine Übersicht darüber zu erhalten, wo überall Handlungsbedarf bestehe. Lisa Eisenbarth vom bvkm. entgegnete daraufhin, dass man sich auch nicht von den vielen vermeintlichen Hindernissen lähmen lassen dürfe, sondern einfach mal vor Ort loslegen und eigene Erfahrungen sammeln sollte.
Einig waren sich alle darin, dass es wichtig sei, Netzwerke zu bilden und möglichst viele unterschiedliche Akteure wie Schule, Kindergärten, Behindertenverbände, Verwaltung etc. mit ins Boot zu holen.
Als die Veranstalterin, Renate Janßen, von der Fachstelle interkulturelle Mädchenarbeit NRW, gebeten wird, am Ende der Podiumsdiskussion, den Sack zuzumachen, sagt sie, der Sack sei ja gerade erst aufgemacht worden. Und das sei gut so.
Quelle: Anneli Starzinger
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