Kinder- und Jugendarbeit

BKJ: Neue Verantwortungskultur für den gesellschaftlichen Zusammenhalt

Auf einem gemeinsamen Symposium am 21. Juni 2016 in Berlin haben die BKJ, der Deutsche Kulturrat und die Kulturpolitische Gesellschaft die notwendige Weiterentwicklung der Kooperation des Staates mit der Zivilgesellschaft betont.

29.06.2016

Die Veränderung der Gesellschaft fordert Zivilgesellschaft und Staat in vielerlei Hinsicht heraus: Welche Verantwortung übernehmen die verschiedenen gesellschaftlichen Akteure für eine offene, tolerante und solidarische Gesellschaft und in welchem Verhältnis stehen dabei Zivilgesellschaft und Staat zueinander? Über diese Fragen haben Vertreter/innen der drei Kulturverbände und ihre Gäste beim Symposium "Kulturverbände in Zeiten von Governance" diskutiert.

Dr. Ansgar Klein, Geschäftsführer des Bundesnetzwerkes Bürgerschaftliches Engagement, umriss zum Einstieg die aktuellen Entwicklungen in der Zivilgesellschaft und die größten Herausforderungen für Verbände: Wie stehen innerverbandliche Interessen und Mitgliederentwicklung, gesellschaftliche Anforderungen und sich verändernde staatliche Rahmenbedingungen zueinander? Welche Allianzen zur Stärkung zivilgesellschaftlicher Eigenständigkeit müssen geschlossen und welche Konkurrenzen beachtet werden? Dies waren auch die Themen der sich anschließenden Diskussionen.

Politik steuert Zivilgesellschaft

Wenn das gesellschaftliche Gleichgewicht aus den Fugen zu geraten droht, sollte nicht nur der Staat seiner Verantwortung nachkommen. Auch die Zivilgesellschaft muss sich selbst aktivieren und dabei von der öffentlichen Hand unterstützt werden. Zivilgesellschaft, beispielsweise in Form von Kulturverbänden, schafft öffentliche und partizipative Aushandlungsorte für Konflikte und Divergenzen. Sie fördert das gesellschaftspolitische Engagement von Bürger/innen und Trägern und agiert als konstruktiv-kritischer Gegenpol zum Staat, so betonten die Teilnehmenden. Sie stellten zugleich fest: Die Bedeutung dieser Wirkungskräfte der Zivilgesellschaft, aber auch von Subsidiarität und die Wahrnehmung der Legitimation von Verbänden als Grundvoraussetzungen zivilgesellschaftlichen Handelns im öffentlichen und politischen Raum gehen zurück. Zugleich steuern politische Entscheidungen und Verwaltungshandeln zunehmend Zivilgesellschaft.

"Anwaltschaft für Interessen von Kindern und Jugendlichen steht infrage"

Gerd Taube, Vorsitzender der BKJ, sagte: "Kinder und Jugendliche haben ein Recht auf Kunst und Kultur und darauf, dass ihre Interessen in der Gesellschaft berücksichtigt werden. Kulturelle Bildung öffnet ihnen Räume für Begegnung und ermöglicht ihnen, Mitgestalter der gesellschaftlichen Gemeinschaft zu sein. Die BKJ ist mit ihren Mitgliedern wichtiger Anwalt der Interessen von Kindern und Jugendlichen und bundesweites Netzwerk von Anbietern Kultureller Bildung. Das zivilgesellschaftliche Mandat des Dachverbandes, als Interessenvertretung für die junge Generation und die Potenziale der Kulturellen Bildung, wird inzwischen durch das Handeln anderer gesellschaftlicher Akteure und des Staates zunehmend infrage gestellt. Deshalb ist es an der Zeit, das Miteinander von Zivilgesellschaft und Staat zugunsten einer lebendigen Demokratie neu auszutarieren."

"Ohne Verbände funktioniert die Demokratie nicht!"

Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats, betonte: "Kulturverbände bündeln die divergierenden Interessen ihrer Mitglieder und erarbeiten hieraus abgestimmte Positionen. Sie erbringen damit eine wichtige Integrationsleistung und bieten einen hohen Mehrwert für ihre Mitglieder und für die Gesellschaft. Sie sind damit ein wichtiger Gesprächspartner für Politik und Verwaltung. Verbände stärken, heißt Demokratie zu stärken. Ohne Verbände funktioniert die Demokratie nicht!"

"Ausgewogenes Verhältnis von Nähe und Distanz"

Norbert Sievers, Hauptgeschäftsführer der Kulturpolitischen Gesellschaft, hob hervor: "Zivilgesellschaftliche Akteure, darunter auch die Kulturverbände, brauchen Freiheit, um gesellschaftlich wirksam sein zu können. Nur wenn es ihnen gelingt, auf der Grundlage eigener Zielvorstellungen und Wertbezüge die Stimmungen, die Interessen und Ideen in der Gesellschaft und aus ihrer Mitgliedschaft aufzunehmen und zu Gehör zu bringen, können sie demokratische und konsensstiftende Mittler sein. Freiheit bedeutet dabei immer zugleich zweierlei: Freiheit vom Staat und Freiheit durch den Staat und ein ausgewogenes Verhältnis von Nähe und Distanz. Es ist notwendig, daran immer wieder zu erinnern."

Weitere Informationen

  • "Die Übernahme von Verantwortung für sozialen Zusammenhalt durch die Bürgergesellschaft gewinnt in einer Zeit an Bedeutung, in der sich Gräben zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen in Deutschland und Europa vertiefen."
     <link https: www.bkj.de news link id external-link-new-window zur>Kirsten Witt, stellvertretende BKJ-Geschäftsführerin, in einer Stellungnahme anlässlich eines Fachgesprächs zur Kulturellen Bilfung im Deutschen Bundestag (18.05.2016)

  • "Ohne organisierten Lobbyismus bricht unsere Demokratie zusammen."
    <link https: www.kulturrat.de wp-content uploads lobbyismus.pdf external-link-new-window zum>Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats, im Interview mit der Zeitschrift Verbändereport (05/2016, PDF 520 KB)

Quelle: Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (BKJ) e.V. vom 23.06.2016

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