Kinder- und Jugendarbeit

Bildungsoffensive Wald: Baden-Württemberg stärkt die Waldpädagogik

Für Schülerinnen und Schüler ist der Wald ein außerordentlich vielseitiger und praxisnaher außerschulischer Lernort. Das Land stärkt die Waldpädagogik in Baden-Württemberg deshalb in quantitativer und qualitativer Hinsicht mit einer „Bildungsoffensive Wald“.

23.07.2019

„Mit der ‚Bildungsoffensive Wald‘ stärkt das Land die Waldpädagogik in Baden-Württemberg in quantitativer und qualitativer Hinsicht. Mit einer klaren Orientierung der waldpädagogischen Angebote an den Bildungsplänen der jeweiligen Klassenstufen und Schularten wird die Zusammenarbeit mit der Kultusverwaltung und den Schulen intensiviert“, sagte der Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk, im Anschluss an die Sitzung des Ministerrates. „Für Schüler ist der Wald ein außerordentlich vielseitiger und praxisnaher außerschulischer Lernort. Als Ökosystem, Erholungs- und Wirtschaftsraum in einem und durch seine Vielzahl an echten und lebendigen Anschauungsobjekten, ist er ein idealer Ort des Erlebens, des Erkennens und des Lernens. Mit dieser Konzeption fördern wir daher auch bei jungen Menschen ein Bewusstsein für einen nachhaltigen und verantwortungsvollen Umgang mit unserer Umwelt und Heimat, so der Minister“, so Peter Hauk.

Bis zu 11.000 Veranstaltungstage für Schulklassen im Jahr

Die unteren Forstbehörden der Stadt- und Landkreise und die Forstbezirke der neuen Anstalt öffentlichen Rechts Forst Baden-Württemberg (ForstBW), die ab 2020 die Staatswaldflächen bewirtschaften, erhalten für diese Aufgabe die notwendigen Personal- und Sachmittel, um bis zu 11.000 Veranstaltungstage für Schulklassen im Jahr zu ermöglichen. Bereits 2017 wurden alle unteren Forstbehörden des Landes mit einer sogenannten „Waldbox“ ausgestattet. Dieser PKW-Anhänger enthalten alle erforderlichen Angebotskonzepte, Materialien und Werkzeuge für waldpädagogische Veranstaltungen mit allen Schularten und Klassenstufen. Ab 2020 steht die „Waldbox“ auch den Forstbezirken von ForstBW zur Verfügung.

Die hochwertige Qualität der waldpädagogischen Angebote wird durch ein Bildungsangebot gesichert, das von ForstBW konzipiert und koordiniert wird. Es enthält sowohl die Qualifizierung zur staatlich zertifizierten Waldpädagogin und zum staatlich zertifizierten Waldpädagogen als auch fachbezogene Seminare zu ausgewählten Themen und für bestimmte Berufsgruppen. Dies kommt nicht zuletzt auch den selbständigen Walpädagogen, den Naturschutzverbänden oder Kommunen zugute.

„Die Bildungsoffensive Wald ist keine Eintagsfliege. Wir werden einen breit besetzten ‚Runden Tisch Waldpädagogik‘ in Baden-Württemberg mit den wesentlichen Akteuren aus der waldpädagogischen Bildungslandschaft einrichten. Er wird die ständige Weiterentwicklung zu einer zukunftsorientierten, an der Bildung für nachhaltige Entwicklung orientierten Waldpädagogik vorantreiben und dient als Austauschplattform und vor allem auch als Impulsgeber für Standards, Konzepte und neue Strategien“, betonte der Minister.

Waldpädagogik

Die Waldpädagogik ist seit 1995 in § 65 Abs. 1 Ziffer 7 Landeswaldgesetz als gleichwertige Dienstaufgabe der Forstbehörden definiert. Sie hat seitdem einen enormen Aufschwung und eine Professionalisierung erfahren. Eine gestiegene Nachfrage, insbesondere seitens der Schulen, forderte und förderte diese Entwicklung.

Im Bildungsplan 2016 für die allgemeinbildenden Schulen in Baden-Württemberg sind sechs Leitperspektiven formuliert, die Fähigkeitsbereiche beschreiben, die nicht einem einzelnen Fach zugeordnet, sondern übergreifend in allen Fächern entwickelt werden sollen. Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) ist eine dieser sechs Leitperspektiven. Diese hat zum Ziel, Schüler zur verantwortungsvollen und aktiven Gestaltung einer zukunftsfähigen Welt zu befähigen.

Durch die Verbindung von naturnahem Lebensraum und multifunktionaler Forstwirtschaft eignet sich die Waldpädagogik in besonderer Weise, Bildung für nachhaltige Entwicklung in einem realen und natürlichen Lernumfeld zu operationalisieren und zu konkretisieren. Mit der Konzeption Waldpädagogik, die am 16. Juli vom Ministerrat beschlossen wurde, stärkt das Land die Waldpädagogik in Baden-Württemberg in quantitativer und qualitativer Hinsicht und wird damit der gestiegenen Bedeutung der Waldpädagogik für die Bildungslandschaft gerecht:

  • Die Waldpädagogik als Bildungsauftrag bleibt im Landeswaldgesetz gleichberechtigt im Aufgabenspektrum der unteren Forstbehörden erhalten und wird als gleichberechtigte Aufgabe für die Forstbezirke von ForstBW definiert.
  • ForstBW und die Forstbehörden haben ein gemeinsames Bildungsverständnis. Waldpädagogik ist Teil der Bildung für nachhaltige Entwicklung und damit auch Klimaschutz. Waldpädagogik ist Lernen im Wald, Lernen durch den Wald und Lernen für den Wald, verbunden mit einem intensiven Naturerlebnis. Der Mensch mit seinen verschiedenen Nutzungsformen beeinflusst das Waldökosystem und ist dadurch Teil desselben.
  • Die Waldpädagogik der Landesforstverwaltung und von ForstBW ist qualitativ hochwertig, entspricht den aktuellen Anforderungen und berücksichtigt wesentlich die Aspekte der Inklusion und Migration.
  • Das quantitative Ziel ist, dass künftig ein Drittel der Schüler in Baden-Württemberg die Möglichkeit erhalten, während der Schulzeit zweimal an einer waldpädagogischen Veranstaltung und einem mehrtägigen Projekt teilnehmen zu können, was ca. 11.000 Veranstaltungstagen entspricht.
  • Die Kernzielgruppen der waldpädagogischen Arbeit von Landesforstverwaltung und ForstBW sind Schulen aller Art und aller Altersstufen, Familien, Multiplikatoren und Gruppen mit besonderem Förderbedarf. Da Bildung für nachhaltige Entwicklung eine Leitperspektive im Bildungsplan 2016 ist, rücken weiterführenden Schulen künftig stärker in den Fokus.
  • Die waldpädagogischen Angebote für die genannten Zielgruppen stehen flächendeckend durch die Forstverwaltung und ForstBW in Baden-Württemberg zur Verfügung. Mit dem Waldpädagogik-Anhänger ‚Waldbox‘ stehen Materialien und Methoden zur Verfügung, um diese Angebote entsprechend der Bildungspläne durchführen zu können.
  • Es erfolgt eine fortlaufende Qualitätsentwicklung, wozu auch das waldpädagogische Fortbildungsangebot von ForstBW zählt. Wesentlicher Bestandteil ist hier der Qualifizierungslehrgang zur/zum staatlich zertifizierten Waldpädagogin/Waldpädagogen.
  • Fortbildungsangebote sind auch ein wesentliches Instrument, die waldpädagogische Arbeit von Dritten zu unterstützen und zu stärken. Gerade im non-formalen Bildungsbereich, wie beispielsweise dem Tourismus oder des neuen Bereiches des Waldbadens, ergibt sich für die Dritten ein attraktives Betätigungsfeld
  • Der Zusammenarbeit mit der Kultusverwaltung und den Schulen kommt eine besondere Bedeutung zu, sei es in Form der Abordnung von Lehrkräften oder der Abstimmung des gesamten Qualifizierungsangebotes.
  • Um die Kooperationen und den Austausch zwischen allen Akteuren in der Waldpädagogik zu stärken, wird ein breit besetzter ‚Runder Tisch Waldpädagogik in Baden-Württemberg‘ initiiert.

Quelle: Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg vom 17.07.2019

Redaktion: Kerstin Boller

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