Kinder- und Jugendarbeit

5,5 Mio € weniger für Kinder und Jugendliche in Sachsen - Stadtjugendring Leipzig appeliert an die Verantwortlichen

Die Jugendpauschale soll um knapp 30 % gekürzt werden. Jeder junge Mensch unter 27 Jahren ist dem Freistaat somit nur noch 10,40 € statt bisher 14,30 € Zuschuss im Jahr wert. Besonders dramatisch dabei ist, dass dieser Zuschuss in gleicher Höhe von den Gebietskörperschaften kofinanziert wird, d.h. dass jeder „gesparte“ Euro vom Land einen zusätzlichen Euro weniger von der Kommune nach sich zieht.

12.02.2010

Die Zahlen liegen auf dem Tisch: das sächsische Sozialministerium will mit 5,5 Mio € knapp 40% seiner vom Finanzminister geforderten Kürzungen in Höhe von 14,4 Mio € an Sachsens Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene weitergeben.

Sowohl die Landesebene als auch die Kommunen trifft es hart.

Weitere Sparposten sind mit der überörtlichen Ebene sowie der Förderung der Freiwilligendienste gefunden. Auch hier werden insgesamt 1,13 Mio € gekürzt, ca. 20 % des bisherigen Fördervolumens. Nach Aussagen des Ministeriums werden insgesamt mehr als 600 Stellen (von 1111 auf 500) des FSJ (inkl. FÖJ) im Freistaat gestrichen. 

Die Kürzungsentscheidungen im Land gefährden die Jugendhilfe in Leipzig!

Für Leipzig bedeutet die neue pro-Kopf-Pauschale einen Einschnitt von mindestens 550.000 €. 

Damit werden auch die Bestrebungen des Leipziger Stadtrates, den Jugendhilfeetat der Stadt, trotz der angespannten Haushaltlage, auf ein sicheres finanzielles Fundament zu stellen, konterkariert.

Die vom Jugendhilfeausschuss der Stadt bereits beschlossene Erhöhung des Etats und die Aufstockung der Mittel für die Schulsozialarbeit sind im Gegenzug durch die Kürzungen des Landes bereits wieder aufgebraucht.

„Mit der Kürzung der Jugendpauschale versagt der Freistaat Sachsen tausenden Kindern und Jugendlichen die Chancen auf eine abwechslungsreiche, nichtkommerzielle Freizeitgestaltung.“ beschreibt die Vorstandsvorsitzende des Stadtjugendring Leipzig e.V., Dorit Roth, die Folgen der Sparpläne. „In Leipzig werden trotz der Bemühungen der Stadt viele Träger ihre Angebote sehr stark einschränken müssen und bestimmte Projekte werden völlig eingestellt.“, so Roth weiter. Personalstellen, die bisher anteilig von Freistaat und Kommune finanziert werden, würden komplett wegfallen, da die kommunale Förderung an die Landesförderung gebunden sei.

Damit wären die Bestrebungen aller Fraktionen des Leipziger Stadtrates hinfällig, die Jugendarbeit in Leipzig für die Zukunft fit zu machen: „Wir haben die Situation, dass Stadträte aller Fraktionen und auch die Verwaltung mehr Geld als bisher aufwenden wollen, um nachhaltig die Jugendhilfestrukturen in Leipzig zu sichern und damit den Kindern und Jugendlichen langfristige Perspektiven zu ermöglichen.“ sagt Anja Michael, Geschäftsführerin des Stadtjugendringes Leipzig e.V.

„Kinder und Jugendliche müssen im Sinne ihrer Persönlichkeitsentwicklung Bildungsmöglichkeiten außerhalb von Schulkontexten nutzen können. Die Arbeit der Jugendverbände und anderer freier Träger ist unverzichtbarer Bestandteil von Bildungsprozessen. So können junge Menschen eigene Ressourcen nutzen lernen, Demokratie erleben, sich ehrenamtlich engagieren und eigene Fähigkeiten ausprobieren und entwickeln - dies alles steht jetzt aufgrund der Landesentscheidung auf dem Spiel.“ so Michael weiter. 

Dies mache auch die Kürzung im Bereich der Freiwilligendienste deutlich: 600 gestrichene Stellen bedeute 600 Mal freiwilliges kulturelles, ökologisches, sportliches oder politisches Engagement junger Menschen vollkommen zu ignorieren. Der Stadtjugendring Leipzig wäre davon auch direkt betroffen - ist er doch in Leipzig der einzige Träger einer Freiwilligenstelle im Bereich Politik.

Es sei nicht verantwortbar, sagt die Vereinsvorsitzende Dorit Roth, Kinder und Jugendliche in den Wind anderer „Anbieter“ zu stellen, die sich die jetzige Situation zu Nutze machen, um antidemokratisches oder extremes Gedankengut zu verbreiten und die damit die wahren Gewinner der Sparpolitik im Freistaat Sachsen sein würden.

Der Stadtjugendring Leipzig e.V. - als Dachverband von 35 Jugendverbänden und -vereinen mit insgesamt mehr als 27.000 jugendlichen Mitgliedern sowie den ebenso zahlreichen Angebotsnutzern - appelliert daher dringend an die Verantwortlichen in Stadt und Land, für den Erhalt der Jugendhilfelandschaft einzutreten und den Kürzungsplänen des Sozialministeriums eine deutliche Absage zu erteilen.

Mehr Informationen unter: http://www.stadtjugendring-leipzig.de/presse/111-pm-sjr-1102

Quelle: Stadtjugendring Leipzig e.V., 11.02.2010

 

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