Kinder- und Jugendarbeit

29 Jahre HanseMerkur Preis für Kinderschutz

Eva Luise Köhler übergibt Auszeichnungen im Gesamtwert von 50.000 Euro an vier Initiativen aus Bietigheim-Bissingen, Dollenchen und Hamburg

01.02.2010

Die HanseMerkur Preise für Kinderschutz wurden zum 29. Mal verliehen. Eva Luise Köhler, Ehefrau des Bundespräsidenten und Schirmherrin der Allianz Chronisch Seltener Erkrankungen sowie des Deutschen Komitees für UNICEF, übergab die Auszeichnungen für 2009 im Rahmen einer Festveranstaltung in der Hauptverwaltung der HanseMerkur Versicherungsgruppe. Geehrt wurden vier Initiativen aus Bietigheim-Bissingen (Baden-Württemberg), Dollenchen (Brandenburg) und Hamburg. Der Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes, Heinz Hilgers, hielt die Laudationes auf die Preisträger. Der in diesem Jahr mit insgesamt 50.000 Euro dotierte HanseMerkur Preis für Kinderschutz wird seit 1980 ausgeschrieben und von einer Jury aus renommierten Kinderschützern verliehen. Die Bilanz bisher: 29 Haupt-, 79 Anerkennungs- und 13 Sonderpreise sowie ein Preisgeld von über 840.000 Euro. Parallel zur Preisverleihung läuft bereits die Ausschreibung für Bewerbungen um den HanseMerkur Preis für Kinderschutz 2010. Als Einsendungsschluss hat die Jury den 31. März 2010 festgelegt.

Der Hauptpreisträger 

Die Kulturbrücke Hamburg e.V. organisiert seit 2005 in den Sommer- und Weihnachtsferien einen "kostenlosen und unbezahlbaren" interkulturellen Austausch für Neun- bis 14-Jährige in der Elbmetropole. "Switch - in 4 Tagen um die Welt" heißt das völkerverständigende Jugendprojekt, das mit dem Hauptpreis für das Jahr 2009 in Höhe von 20.000 Euro ausgezeichnet wird. Über 600 Kids aus 50 Nationen wurden bislang auf spannende "Weltreisen" in der eigenen Stadt geschickt. In Hamburg, wo Menschen aus mehr als 180 Ländern leben und wo 50 Prozent aller Kinder einen Migrationshintergrund haben, wird das Angebot gut angenommen. Die Organisatoren stellen dazu immer Vierergruppen zusammen, bestehend aus einem deutschen Kind und drei weiteren Gleichaltrigen mit anderen kulturellen und nationalen Wurzeln. Gemeinsam mit ihren Eltern organisieren die Gastgeberkinder an vier aufeinanderfolgenden Tagen "ihren" jeweiligen Nationaltag. Da wird landestypisch gekocht, musiziert, getanzt, in die eigene Sprache eingeführt, gebastelt oder es werden Riten und Gebräuche bzw. Glaubensrichtungen erläutert. "Fremde sind Freunde, die wir nur noch nicht kennen", sagt Hourvash Pourkian, die "Switch"-Erfinderin. "Unser Ziel ist es, Toleranz und Verständnis für die Andersartigkeit aufzubauen und schon in der Kindheit die Neugierde für andere Kulturkreise und Menschen fremder Herkunft zu wecken".

Die Träger des Anerkennungspreises

Die mit jeweils 10.000 Euro dotierten drei Anerkennungspreise gehen an folgende Projekte:

Das Institut Ampu-Vita e.V. in Hamburg ist Anlaufstelle für von Amputation bedrohte und amputationsbetroffene Menschen. Jährlich werden bundesweit rund 70.000 Amputationen von Gliedmaßen durchgeführt, davon 1.000 bei Kindern und Jugendlichen. Die Gründe sind in der Regel Unfälle, bösartige Tumorerkrankungen oder angeborene Fehlbildungen an Armen und Beinen. Da die jungen Betroffenen vor und nach einer Amputation nur wenig begleitet werden, reagieren viele Familien mit Isolation und Rückzug. Um dem entgegen zu wirken, macht der von Andrea Vogt-Bolm gegründete Verein seit Anfang 2007 mit dem Projekt AmpuKids ein bundesweit einmaliges Angebot. Unter dem Motto "Ich bin anders, aber stark", gibt AmpuKids den Betroffenen ihr Selbstvertrauen zurück, leistet Aufklärungsarbeit in Kindergärten und Schulen zur Akzeptanz von Prothesen, organisiert integrative Bewegungs-, Freizeit- und Familienaktivitäten, vermittelt Kontakte zu Fachkliniken, medizinischen, physiotherapeutischen und orthopädietechnischen Spezialisten, führt Kurse, Seminare und Fachvorträge durch und fördert den Erfahrungsaustausch in Selbsthilfegruppen. 

Seit Oktober 2007 verfolgt JuKi - Jugend für Kinder, eine selbstorganisierte Jugendgruppe aus Bietigheim-Bissingen, das Ziel, in sozialen Brennpunkten ihres näheren Umfeldes Kindern mit Migrationshintergrund den Einstieg in die Grundschule zu erleichtern. Die zehn Schülerinnen und Schüler im Alter zwischen elf und 14 Jahren begeistern Zwei- bis Sechsjährige aus Zuwandererfamilien während der Schulferien in drei Kindertagesstätten für die deutsche Sprache. Die jungen Ehrenamtlichen lesen ihnen vor, basteln mit ihnen und schaffen Gesprächsanlässe, um Sprachdefizite auszugleichen. Sie haben eine "JuKi"-Bibliothek mit zweisprachigen Büchern und kreativen Spielen eingerichtet und übernehmen außerhalb der Ferien Patenschaften für besonders benachteiligte Kinder, was auch Hausaufgaben- und Nachhilfe einschließt. Alle Aktivitäten haben für "JuKi"-Initiatorin Julika Pfeiffer (14) nur ein Ziel: "Wir setzen uns für gleiche Bildungschancen für alle Kinder von Anfang an ein, unabhängig von ihrer Nationalität, ihrer Herkunft, ihrem Elternhaus und ihrem Wohnort".

Dass Dollenchen, ein Ortsteil der Gemeinde Sallgast im Landkreis Elbe-Elster, im Jahre 2009 vom Land Brandenburg zur "familien- und kinderfreundlichen Gemeinde" gekürt wurde, ist dem 2007 gegründeten Verein Kinderland Dollenchen e.V. zu verdanken. Mit dem Projekt "Lichtpunkte KILADO - Zeit für Kinder" wurde für die knapp 50 Kinder und Jugendlichen des 260-Seelen-Dorfs, als Alternative zu den weitgehend kommerziellen Angeboten der mit öffentlichen Verkehrsmitteln schwer erreichbaren Nachbargemeinden, ein umfangreiches und kostenloses Freizeitangebot entwickelt. Dabei ziehen von Feuerwehr über Volkssolidarität bis zum Traditionsverein alle an einem Strang und unterstützen die 14 ehrenamtlich tätigen Vereinsmitglieder nach Kräften. Entstanden ist ein monatlich variierendes Angebot, das von einem breiten Sport- und Spieleprogramm über Holzarbeit- und Fahrradreparaturgruppen bis zu Ferienfreizeiten und Präventionsveranstaltungen reicht. Auch dörfliche Traditionen werden intensiv gepflegt und den jungen Menschen nahegebracht. "KILADO" trägt Früchte. Der respektvolle Umgang zwischen den Generationen ist für junge Familien so attraktiv, dass Sallgast seit der Wende die einzige Gemeinde Brandenburgs ist, die keinen Bevölkerungsrückgang zu verzeichnen hat.

Ausführliche Texte zu den vier Preisträgern sowie Fotos zum Download finden Sie unter: http://www.hansemerkur.de 

Quelle: PM HanseMerkur Versicherungsgruppe vom 29.01.2010

 

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