Kinder- und Jugendarbeit

20 Jahre Aktionsgemeinschaft „Junge Flüchtlinge in NRW“

Die Aktionsgemeinschaft „Junge Flüchtlinge in NRW“ feiert am 7. Oktober in Köln ihr 20-jähriges Bestehen.

06.10.2011

Sie setzt sich seit 1991 dafür ein, das Leben von Flüchtlingskindern im Land zu verbessern. Mitglieder der Aktionsgemeinschaft sind derzeit acht große Organisationen der Jugendhilfe und der Migrationsdienste, unter anderem das Paritätische Jugendwerk NRW und der Landesjugendring NRW.

„Wir haben in den Jahren schon einiges erreicht“ bilanziert Christiane Trachternach vom Landesjugendring NRW, der derzeit die Federführung in der Aktionsgemeinschaft hat. Flüchtlingskinder und ihre Probleme seien im gesellschaftlichen Bewusstsein angekommen. Dennoch gebe es noch viele Bereiche, in denen junge Flüchtlinge ungerecht behandelt würden, so Trachternach. Dazu gehört etwa das ungesicherte Bleiberecht. Zahlreiche Kinder und Jugendliche, die vor Krieg und Verfolgung aus ihren Heimatländern fliehen mussten, leben schon seit Jahren in Deutschland und sind sozial integriert. Sie sind aber nur „geduldet“, leben also ständig in der Angst, abgeschoben zu werden. Dagegen wendet sich die Aktionsgemeinschaft „Junge Flüchtlinge in NRW“ vehement und fordert ein großzügiges Bleiberecht.

Der „Vater“ der Aktionsgemeinschaft ist Georg Bienemann von der Katholischen Landesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz Nordrhein-Westfalen. Er erfuhr Anfang der 1990er Jahre von Flüchtlingen, die in menschenunwürdigen Zuständen in Turnhallen oder engen Wohncontainern leben mussten. Bienemann suchte Mitstreiter, um die Lage der Flüchtlingskinder zu verbessern – und wurde bei Organisationen wie dem Deutschen Kinderschutzbund oder dem Flüchtlingssozialdienst der Caritasverbände in NRW fündig. Im Herbst 1991 startete die erste landesweite Kampagne der damals sechs Organisationen mit dem Titel „Komm, wir reißen Zäune ein!“

Die Aktionsgemeinschaft, deren „Besetzung“ sich im Laufe der Jahre gewandelt hat, arbeitet einerseits pädagogisch. Sie schafft es immer wieder, Kinder und Jugendliche zu motivieren, Kontakt zu Flüchtlingskindern aufzunehmen, sie kennenzulernen und sie zu gemeinsamen Ferienfreizeiten einzuladen. Andererseits betreibt die Aktionsgemeinschaft Lobbyarbeit für junge Flüchtlinge und stellt regelmäßig politische Forderungen, um deren Situation zu verbessern.

Auf zwei Erfolge sind die Mitglieder der Aktionsgemeinschaft besonders stolz. Für Flüchtlingskinder war jahrelang der Schulbesuch nicht geregelt, obwohl in der UN-Kinderrechtskonvention das Recht auf Bildung ohne Diskriminierung eindeutig festgeschrieben ist. Seit 2005 besteht auch für Kinder von Asylbewerbern und allein lebende minderjährige Flüchtlinge Schulpflicht in Nordrhein-Westfalen. Ein weiterer Erfolg der Arbeitsgemeinschaft: Seit Ende des Jahres 2010 gilt die „Residenzpflicht“ nicht mehr. Flüchtlingskinder können sich in NRW frei bewegen, ohne die Behörden informieren oder um Erlaubnis bitten zu müssen. Trotz dieser Veränderungen sei das Engagement für
Flüchtlingskinder manchmal sehr herausfordernd, so Christiane Trachternach vom Landesjugendring NRW. Viele Kommunen verstecken sich hinter den gesetzlichen Bestimmungen und beharren darauf, dass es nicht in ihrer
Macht liege, die Situation der jungen Flüchtlinge zu verbessern. Dabei sei doch die UN-Kinderrechtskonvention auch eine gesetzliche Grundlage – und die schreibt minderjährigen Flüchtlingen dieselben Rechte zu wie anderen Kindern.Die Aktionsgemeinschaft „Junge Flüchtlinge in NRW“ fordert in diesem Zusammenhang mehr Zivilcourage.

Beim Jubiläumsfest am 7. Oktober (ab 13.30 Uhr) blickt die Aktionsgemeinschaft auf ihre 20-jährige Tätigkeit zurück. Außerdem gibt es Fachvorträge zum Thema, Gedichte, Prosa und Musik. Der Ort des Festes ist mit Bedacht gewählt: Es
ist „Amaro Kher“ in Köln, ein Schulprojekt für Romakinder (Venloer Wall 17, 50672 Köln).

Quelle: Katholische Landesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz NW e.V. vom 06.10.2011

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