Hilfen zur Erziehung

„Zuflucht“ für bedrohte Mädchen und junge Frauen in Hamburg eröffnet

Mit einer Feierstunde in der Patriotischen Gesellschaft wird heute die erste anonyme Schutzeinrichtung für akut bedrohte Mädchen und junge Frauen in interkulturellen Familienkonflikten in Hamburg eröffnet.

26.01.2010

In der Unterbringung, die den Namen „Zuflucht“ trägt, finden die Betroffenen Schutz, Rat und Hilfe. Zum Beispiel in Fällen, in denen sie von Zwangsheirat bedroht sind. 

„Ich finde es selbstverständlich, dass sich jeder und jede seinen Lebenspartner selbst aussuchen kann. Eine erzwungene Heirat raubt den Betroffenen die menschliche Würde und beeinträchtigt ihre persönliche Freiheit in erheblichem Maße“, sagte Hamburgs Sozialsenator Dietrich Wersich. „Zwangsheirat darf nicht toleriert werden! Es ist daher unser Ziel, Frauen, die von Zwangsheirat bedroht oder betroffen sind, besser zu schützen und ihnen zu helfen.“

In der Einrichtung finden Mädchen und junge Frauen, die auf Grund interkultureller Familienkonflikte Gewalt ertragen oder fürchten müssen, sofortigen Schutz. Bis zu sechs Betroffene im Alter zwischen 14 und 21 Jahren werden im Rahmen einer kurzfristig angelegten anonymen Unterbringung von maximal acht Wochen begleitet und es werden mit ihnen gemeinsam Zukunftsperspektiven entwickelt. So wird beispielsweise eine mögliche Rückkehr in die Familie geprüft oder es wird nach einer geeigneten Wohn- und Betreuungsform gesucht.

Betrieben wird „Zuflucht“ vom Hamburger Jugendhilfeträger basis & woge e.V.. Über die Jugendämter und den Kinder- und Jugendnotdienst können die interkulturell erfahrenen Pädagoginnen gefährdete Mädchen und junge Frauen rund um die Uhr aufnehmen. „Die Einrichtung gibt ihnen Raum, um zur Ruhe zu kommen. Hier finden sie Verständnis und Zuwendung, Verlässlichkeit und Halt“, erklärte Myriam Schrank, Leiterin der Einrichtung. „Das Recht aller Mädchen und Frauen auf körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung ist dabei der Maßstab unseres Handelns.“ Der Träger basis & woge hat durch seine bereits seit 1993 bestehende Mädchenwohngruppe „Kardelen“ Erfahrung mit anonymisierter Unterbringung und Betreuung. Er ist Teil eines bundesweiten Netzwerkes zum Schutz von Mädchen und jungen Frauen, die von familiärer Gewalt und Zwangsheirat bedroht sind. 

Die Hamburger Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz finanziert die „Zuflucht“ durch Zuwendungen in Höhe von knapp 390.000 Euro im Jahr.  

Zwangsheiraten in Hamburg und Deutschland

In Deutschland sind vor allem Mädchen und Frauen mit Migrationshintergrund von Zwangsheirat betroffen. Eine im Jahr 2006 in Hamburg durchgeführte Studie ergab, dass in rund 60 Beratungsstellen 210 Beratungsfälle zu erfolgter oder drohender Zwangsheirat vorlagen. Eine Studie des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, bei der 143 türkische Migrantinnen befragt wurden, ergab, dass 25 Prozent ihren Partner vor der Hochzeit nicht kannten und bei 50 Prozent der Partner von Verwandten gewählt wurde. 17 Prozent von ihnen hatten das Gefühl, zur Ehe gezwungen worden zu sein.

Herausgeber: Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz der Freien und Hansestadt Hamburg - Landesjugendamt

 

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