Sozialforschung

UNFPA-Weltbevölkerungsbericht 2018: Zahl der Kinder pro Frau weltweit seit 1960er-Jahren halbiert

Eine Frau bekommt heute im weltweiten Durchschnitt 2,5 Kinder - das sind halb so viele wie noch Mitte der 1960er-Jahre. In Industrieländern bringt eine Frau heute durchschnittlich 1,7 Kinder zur Welt - und damit oftmals weniger, als gewünscht. In den ärmsten Ländern der Welt hingegen bekommt eine Frau im Durchschnitt vier Kinder - oftmals mehr, als sie sich wünscht.

18.10.2018

Der unerfüllte Kinderwunsch, der in allen Ländern der Welt vorkommt, geht auf eine mangelnde Verwirklichung der reproduktiven Rechte zurück. Das geht aus dem UNFPA-Weltbevölkerungsbericht „Die Macht der freien Entscheidung - reproduktive Rechte und der demografische Wandel“ hervor.

Große Unterschiede bei der Fertilität

„Die gesunkene Fertilität zeigt, dass es in vielen Regionen der Welt stetige Fortschritte gab und heute mehr Frauen selbst bestimmen können, ob bzw. wann und wie viele Kinder sie bekommen“, sagt Bettina Maas, Repräsentantin des Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) in Äthiopien. „Doch nach wie vor bestehen bei der Fertilität große Unterschiede sowohl zwischen verschiedenen Ländern als auch innerhalb einzelner Länder. Dies zeigt, dass dringend mehr getan werden muss, um die reproduktiven Rechte sowohl in Industrie- als auch in Entwicklungsländern zu verwirklichen.“

Ungewollte Schwangerschaften in Entwicklungsländern

Von den 43 Ländern, in denen Frauen durchschnittlich mindestens vier Kinder bekommen, liegen 38 in Afrika. Die hohe Fertilität geht unter anderem auf einen Mangel an Aufklärung und Verhütung zurück. Eine der Folgen: Fast 20 Millionen Schwangerschaften pro Jahr sind in Afrika südlich der Sahara ungewollt - das sind rund zwei Fünftel aller Schwangerschaften in der Region.

„Es ist nicht hinnehmbar, dass Frauen in Afrika südlich der Sahara mehr Kinder bekommen, als sie möchten“, sagt DSW-Geschäftsführerin Renate Bähr. „Nur jede zweite Frau dort, die eine Schwangerschaft verhüten möchte, kann das auch. Diese Frauen brauchen verbesserte Angebote zu Aufklärung und Familienplanung. Außerdem muss ihre gesellschaftliche Stellung gestärkt und ihre Gesundheitsversorgung deutlich verbessert werden.“

Industrieländer in Asien, Europa und Nordamerika

Die meisten Länder und Hoheitsgebiete lassen sich ihren Fertilitätsraten entsprechend in vier große Gruppen einteilen. In den Ländern der vierten Gruppe (mit einer Fertilität unter 2,1 Kindern pro Frau) ist die Fertilität schon seit langer Zeit niedrig. Hierbei handelt es sich hauptsächlich um Industrieländer in Asien, Europa und Nordamerika. Eine lückenhafte Versorgung bezüglich hochwertiger Kinderbetreuung kann dem Bericht zufolge die Vereinbarkeit von Beruf und Familie erschweren. Dies führe dazu, dass etliche Menschen weniger Kinder haben, als sie sich wünschen. Angesichts wachsender Bevölkerungsanteile von älteren Menschen und einer schrumpfenden Erwerbsbevölkerung könnten sich die Volkswirtschaften dieser Länder in naher Zukunft abschwächen.

Was zu tun ist

Der Weltbevölkerungsbericht empfiehlt unter anderem, Gesundheitssysteme besser mit hochwertigen, allgemein zugänglichen Dienstleistungen der reproduktiven Gesundheit auszustatten. Gesundheitsdienste müssten dabei eine große Bandbreite an Verhütungsmitteln bereitstellen und umfassend über die verschiedenen Methoden informieren, ohne bestimmte Bevölkerungsgruppen wie zum Beispiel Jugendliche zu diskriminieren. Zudem müssten Familienplanungsprogramme umgesetzt werden, damit jeder Mensch seinen Bedarf an Familienplanung bis spätestens 2030 decken kann.

Der komplette Weltbevölkerungsbericht, der auch die jüngsten demografischen Indikatoren und Gesundheitsdaten für alle Länder und Regionen der Erde enthält, ist unter www.dsw.org/weltbevoelkerungsbericht verfügbar.

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Quelle: Deutsche Stiftung Weltbevölkerung vom 17.10.2018

Redaktion: Kerstin Boller

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