Sozialforschung

OECD-Beschäftigungsausblick: Arbeitslosigkeit in Deutschland rückläufig, Langzeitarbeitslosigkeit weiter kritisch

In kaum einem Industrieland ist die Arbeitslosigkeit in den vergangenen fünf Jahren so sehr gesunken wie in Deutschland, gleichzeitig ist der Anteil der Langzeitarbeitslosen erheblich höher als im OECD-Durchschnitt. Wie aus dem aktuellen Beschäftigungsausblick der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung hervorgeht, waren im Mai 2012 nach Definition der UN-Arbeitsorganisation ILO 5,6 Prozent der Erwerbsbevölkerung in Deutschland arbeitslos. Vor der Krise waren es noch 8,4 Prozent.

18.07.2012

Anders als in den meisten OECD-Ländern sank hierzulande auch die sogenannte strukturelle Arbeitslosigkeit. Dennoch: Fast die Hälfte der Arbeitslosen in Deutschland ist länger als ein Jahr ohne Job – der Großteil dieser Gruppe sogar länger als zwei Jahre. Zum Vergleich: Im OECD-Raum liegt der Anteil der Langzeitarbeitslosigkeit bei 35 Prozent.



Je länger ein Mensch ohne Arbeit ist, umso geringer sind die Chancen, dass er wieder in ein Beschäftigungsverhältnis gelangt: Wer weniger als zwölf Monate arbeitslos ist, findet in Deutschland mit 80-prozentiger Wahrscheinlichkeit einen neuen Job. Bei einem Langzeitarbeitslosen verringert sich die Wahrscheinlichkeit auf 40 Prozent – das ist leicht unter OECD-Mittel. Dabei ist die Effizienz der Arbeitsvermittlung in Deutschland in den vergangenen Jahren gestiegen, nicht zuletzt durch Mehr-Investitionen von 50 Prozent pro Arbeitssuchendem (zwischen 2007 und 2010).

Gesunken ist der Anteil von Löhnen, Gehältern und Sozialleistungen am Nationaleinkommen. Lag er in den frühen 1990er Jahren noch bei 67 Prozent, so steht er aktuell bei 62 Prozent. Damit einher geht eine größere Einkommensungleichheit, die sich, wie in anderen OECD-Ländern, vor allem bei Geringqualifizierten manifestiert. Für die wachsende Ungleichheit sind unter anderem die erheblich zurückgegangenen Tarifbindungen verantwortlich (von 72 auf 62 Prozent der Beschäftigten mit Tariflohnanspruch). Mini-Job-Verträge, die nachlassende Organisation von Arbeitgebern in Verbänden und der Umstand, dass Tarifverträge immer seltener automatisch auf alle Unternehmen einer Branche ausgedehnt werden, begünstigen die Erosion. Selbst Beschäftigte, die tariflich abgesichert sind, werden immer häufiger mit Ausnahmeklauseln konfrontiert, mit denen Firmen in Krisenzeiten hinter branchenüblichen Lohnerhöhungen zurückbleiben können.

Allgemein geht der Beschäftigungsausblick davon aus, dass die Arbeitslosigkeit in der OECD noch bis mindestens Ende 2013 hoch bleiben wird. Zurzeit liegt die Arbeitslosenquote bei 7,9 Prozent und wird nach Prognosen bis zum vierten Quartal 2013 auch nur minimal sinken: auf 7,7 Prozent. Besonders negativ sind die Aussichten im Euro-Raum, wo die Arbeitslosenquote im Mai ein Hoch von 11,1 Prozent erreichte. Insgesamt sind in der OECD 48 Millionen Menschen ohne Job – 14 Millionen mehr als vor der Krise.

Spanien hat mit 24,6 Prozent die höchste Arbeitslosigkeit in der OECD, aber auch Estland, Frankreich, Griechenland, Ungarn, Irland, Italien, Portugal und die Slowakei verzeichnen Arbeitslosenquoten im zweistelligen Bereich. In Australien, Österreich, Israel, Japan, Korea, Luxemburg, Mexiko, den Niederlanden, Norwegen und der Schweiz hingegen blieben die Arbeitslosenquoten auch während der Krise zwischen 3,5 und 5,5 Prozent.



So unterschiedlich die Lage in den Ländern ist, eines ist allen gemein: Die Krise macht es vor allem jungen und schlecht ausgebildeten Menschen schwer, eine Arbeit zu finden. Auch ein Trend zu Zeitarbeit zeigt sich quer durch alle Länder und deutet darauf hin, dass Unternehmen der wirtschaftlichen Entwicklung nicht genug trauen, um unbefristete Einstellungen vorzunehmen.

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Quelle: OECD

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