Sozialforschung
DIW Berlin: Das traditionelle Alleinverdiener-Modell hat weitgehend ausgedient
Frauen in Partnerschaften leisten einen steigenden finanziellen Beitrag zum gemeinsamen Verdienst des Paares. Das geht aus einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) auf Basis von Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) hervor.
20.03.2013
Durchschnittlich 30 Prozent haben Frauen in Partnerschaften zum gemeinsamen Verdienst im Jahr 2011 beigetragen, was einem Zuwachs von drei Prozentpunkten gegenüber dem Jahr 2000 entspricht. „Dass Frauen erwerbstätig sind, wird für Partnerschaften immer wichtiger“, sagt Elke Holst, DIW-Forschungsdirektorin Gender Studies.
Der Bedeutungsgewinn des Partnerinnenverdienstes ist vor allem dadurch zu erklären, dass immer mehr Frauen berufstätig sind. Im Jahr 2000 verdienten in gut drei von zehn Partnerschaften noch ausschließlich die Männer das Geld, 2011 war dies nur noch in einem Fünftel der Paarhaushalte der Fall. Allerdings hat lediglich der Anteil jener Frauen, die höchstens 40 Prozent zum gemeinsamen Verdienst beisteuern, stark zugenommen. Diese Gruppe machte im Jahr 2000 noch einen Anteil von 37 Prozent aus, 2011 waren es bereits 44 Prozent.
Modell des Alleinernährers verliert an Bedeutung
Vor allem Frauen, deren Partner in Vollzeit arbeitet, haben zwischen 2000 und 2011 eine Teilzeitarbeit oder eine geringfügige Tätigkeit aufgenommen. Im Jahr 2000 gab es diese Kombination bei etwa einem Drittel der Paare, im Jahr 2011 bereits bei über 40 Prozent – damit ist es das häufigste Erwerbsmodell in Deutschland. Der Anteil der Paare, in denen sowohl der Mann als auch die Frau in Vollzeit arbeiten, hat sich im Vergleich zum Jahr 2000 hingegen kaum verändert. Diese Erwerbsform ist in Ostdeutschland nach wie vor am weitesten verbreitet, im gesamten Bundesgebiet ist es mittlerweile immerhin das zweithäufigste Modell. Zu dieser Entwicklung beigetragen hat der rasante Bedeutungsverlust des traditionellen Alleinernährermodells. „Andere Erwerbsmodelle, wie etwa in Vollzeit erwerbstätige Partnerinnen mit einem in Teilzeit oder geringfügig erwerbstätigen Mann, bleiben die Ausnahme“, so Holst.
Frauen sind nur selten die Hauptverdiener
Der Trend zur Aufnahme einer bezahlten Arbeit von Frauen in Partnerschaften ist vor allem in Westdeutschland zu beobachten. Denn: In Ostdeutschland waren Frauen bereits seit langem nicht nur häufiger, sondern auch mit einer höheren Wochenarbeitszeit erwerbstätig. Ihr Verdienstanteil ist deshalb im Vergleich zu Partnerinnen in Westdeutschland nach wie vor deutlich höher: 2011 lag er im Schnitt bei 39 Prozent, während es bei westdeutschen Frauen nur 28 Prozent waren. In Teilzeit oder geringfügig tätige Frauen mit einem in Vollzeit erwerbstätigen Partner trugen in Ostdeutschland im Jahr 2011 durchschnittlich 30 Prozent zum gemeinsamen Verdienst bei, in Westdeutschland waren es 22 Prozent.
Keine signifikanten Unterschiede zwischen Ost und West zeigten sich beim Verdienstanteil der Frau, wenn in der Partnerschaft beide einen Vollzeitjob hatten. Im Schnitt lag aber auch in diesem Erwerbsmodell der Verdienstanteil der Frau unter dem des Partners. „Immerhin erzielen in knapp einem Zehntel der Partnerschaften Frauen mehr als 60 Prozent des gemeinsamen Verdienstes“, so DIW-Forschungsdirektorin Holst.
Stichwort SOEP
Das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) ist die größte und am längsten laufende multidisziplinäre Langzeitstudie in Deutschland. Das SOEP ist am DIW Berlin angesiedelt und wird als Teil der Forschungsinfrastruktur in Deutschland unter dem Dach der Leibniz-Gemeinschaft (WGL) von Bund und Ländern gefördert. Für das SOEP werden seit 1984 jedes Jahr vom Umfrageinstitut TNS Infratest Sozialforschung mehrere tausend Menschen befragt. Zurzeit sind es etwa 30.000 Befragte in mehr als 14.000 Haushalten. Die Daten des SOEP geben unter anderem Auskunft über Einkommen, Erwerbstätigkeit, Bildung, Gesundheit und Lebenszufriedenheit. Weil jedes Jahr dieselben Personen befragt werden, können nicht nur langfristige gesellschaftliche Trends, sondern auch die gruppenspezifische Entwicklung von Lebensläufen besonders gut analysiert werden.
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Quelle: Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) vom 20.03.2013
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