Kindheitsforschung
Neues Computerprogramm hilft Kindern bei Lese-Rechtschreibschwierigkeiten
Kinder mit Lese-Rechtschreibschwierigkeiten haben meist das Nachsehen. In der Schule bekommen sie oft schlechte Noten, da das Lesen und Schreiben in fast allen Unterrichtsfächern wichtig ist. Hilfe bietet nun ein computerbasiertes Training, das ein Psychologenteam an der Technischen Universität Kaiserslautern (TUK) entwickelt hat. Mehrere wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass das Programm die Lese- und Rechtschreibfähigkeiten der Kinder deutlich verbessert.
14.11.2017
18 Prozent der Grundschulkinder haben erhebliche Probleme beim Lesen- und Schreiben-Lernen
Eine im Jahre 2013 veröffentlichte Studie des Deutschen Instituts für Internationale Pädagogische Forschung in Zusammenarbeit mit den Universitäten Frankfurt, Hildesheim und Oldenburg hat ergeben, dass rund 18 Prozent der Grundschulkinder im deutschsprachigen Raum erhebliche Probleme beim Lesen- und Schreiben-Lernen haben. Es fällt ihnen zum Beispiel schwer, Wörter in Sprachlaute zu zerlegen und die Zuordnung von Buchstaben zu Lauten zu erlernen. Um betroffenen Kindern zu helfen, hat ein Team vom Fachgebiet Kognitive und Entwicklungspsychologie an der TUK ein computerbasiertes Training mit dem Namen „Lautarium“ entwickelt.
„Die Trainingsinhalte und ihre Umsetzung basieren auf dem derzeitigen Forschungsstand“, sagt Professor Thomas Lachmann, der den Lehrstuhl für Kognitive und Entwicklungspsychologie innehat. „Unser Angebot richtet sich vor allem an Erst- bis Viertklässler.“
„Lautarium“ passt sich dem Leistungsstand des Kindes an
Das Lautarium enthält aufeinander aufbauende Übungen zur Wahrnehmung und Verarbeitung von Sprachlauten, zur Buchstabe-Laut-Zuordnung und zum Lesen und Schreiben einfacher Wörter. „Um die Kinder zum konzentrierten Üben zu motivieren, haben wir ein Belohnungssystem in Form eines Aquariums entwickelt“, erklärt Projektleiterin Maria Klatte, die außerplanmäßige Professorin an der TUK ist. Hieraus leitet sich auch der Name des Programms ab. Für jede absolvierte Übung erhalten die Kinder zur Belohnung Taler. Damit können sie Zubehör für ein animiertes Aquarium einkaufen, etwa Fische, Muscheln, ein Schiffswrack oder eine Schatzkiste. „In unseren Studien hat sich gezeigt, dass das Aquarium sehr gut ankommt“, so Klatte.
Anschaulich gestaltete Erläuterungen und Erfolgsrückmeldungen ermöglichen, dass die Kinder weitgehend selbständig mit dem Programm arbeiten können. „Das Lautarium ist adaptiv, das heißt, es passt sich dem Leistungsstand des trainierenden Kindes an. Dadurch wird Über- und Unterforderung vermieden und die Trainingszeit optimal ausgenutzt“, erläutert Lachmann. „Das Training sollte an fünf Tagen in der Woche für 20 bis 30 Minuten durchgeführt werden. Dann lassen sich die Übungen in rund acht Wochen absolvieren.“
Die Wirksamkeit des Trainings hat das Kaiserslauterer Forscherteam bereits in mehreren Studien untersucht. „Die Lernfortschritte im Lesen und Rechtschreiben waren bei Kindern, die das Programm absolvierten, signifikant größer als bei Kindern der Kontrollgruppen – bei gleicher Ausgangsleistung“, resümiert Klatte.
Das Programm „Lautarium“ ist beim Psychologie-Fachverlag Hogrefe erschienen. Zum Computerprogramm gehört ein Handbuch, in dem die Übungen, der Forschungshintergrund und die Wirksamkeitsstudien ausführlich beschrieben sind.
An der Entwicklung des Programms waren neben Klatte und Lachmann auch Claudia Steinbrink, inzwischen Professorin für Entwicklungspsychologie an der Universität Erfurt, sowie Kirstin Bergström, Postdoktorandin im Fachgebiet Kognitive und Entwicklungspsychologie, beteiligt.
Das Trainingsprogramm „Lautarium“ wurde im Rahmen des Schwerpunktprogramms „Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) entwickelt und geprüft. Das BMBF hat die Arbeiten dazu finanziell gefördert.
Kontakt
apl. Prof. Dr. habil. Maria Klatte, TU Kaiserslautern
Kognitive und Entwicklungspsychologie
Postfach 3049, 67653 Kaiserslautern
E-Mail: klatte@rhrk.uni-kl.de
Telefon: 0631 205-3210
Dr. Kirstin Bergström, TU Kaiserslautern
Kognitive und Entwicklungspsychologie
Postfach 3049, 67653 Kaiserslautern
E-Mail: bergstroem@sowi.uni-kl.de
Telefon: 0631 205-4442
Quelle: TU Kaiserslautern vom 13.11.2017
Termine zum Thema
-
18.04.2024
„Kinder trauern anders“ Basisseminar für Fachkräfte zur Begleitung von trauernden Kindern
-
23.05.2024
Neue Anforderungen an politische Bildung in der Kinder- und Jugendarbeit. Erkenntnisse und Perspektiven
-
11.06.2024
Präventionsarbeit mit Kinder gestalten (Online-Workshop)
-
13.06.2024
COPE-Jahreskonferenz
-
17.06.2024
13. Baustelle Inklusion: "Entweder sind alle normal oder niemand!" - Diskriminierungskritische Perspektiven auf Inklusion und Ableismus in Kita und Grundschule
Materialien zum Thema
-
Broschüre
Was Grundschulkinder brauchen
-
Monographie / Buch
Frühkindliches Spiel und literarische Rezeption. Perspektiven der Kindheitspädagogik und der Literaturdidaktik
-
Broschüre
Dossier 1/2023 Digitale Spiele. Kinder- und Jugendschutz durch gesetzliche Altersfreigaben
-
Broschüre
fluter. "Spiele" - Heft 87/2023
-
Stellungnahme / Diskussionspapier
DKHW-Handlungsempfehlungen für eine Stärkung der digitalen Teilhabe und Beteiligung von Kindern und Jugendlichen
Projekte zum Thema
-
Reinhard Gansert
SpoSpiTo-Bewegungs-Pass an Grundschulen – Laufend zu mehr Gesundheit und Klimaschutz
-
Medienwerkstatt Potsdam im fjs e.V.
Potsdamer Kinder- und Jugendportal „Hast'n Plan“
-
Gaming und Schulaustausch
-
41Campus gGmbH
SEI DABEI – Werde GameChanger – Neue Runde startet
-
Philipps-Universität Marburg
Corona-Befragung für Familien
Institutionen zum Thema
-
Sonstige
Netzwerk Chancen NC gUG (haftungsbeschränkt)
-
Jugendamt
Servicestelle Kinder- und Jugendbeteiligung NRW beim LWL Landesjugendamt
-
Oberste Landesjugendbehörde
Ministerium für Soziales, Gesundheit, Jugend, Familie und Senioren Schleswig-Holstein - Landesjugendamt
-
Stiftung / Fördereinrichtung
hessenstiftung - familie hat zukunft
-
Träger der freien Kinder- und Jugendhilfe
Stiftung Ev. Jugendhilfe St. Johannis Bernburg