Kindheitsforschung
Leichte Trendwende bei ADHS-Behandlung
Seit den 1990er Jahren zeigt die Verordnungsrate von Arzneimitteln gegen die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) steil nach oben. Neuere Auswertungen der Barmer GEK belegen auch für den Zeitraum 2004 bis 2009 einen starken Verordnungsanstieg. Allerdings haben sich die Verschreibungen zuletzt auf konstant hohem Niveau eingependelt.
02.05.2011
Binnen sechs Jahren hat sich die Zahl der verordneten Tagesdosierungen bei Versicherten der ehemaligen Barmer von rund 33 auf 64 Millionen beinah verdoppelt. Dabei fällt jedoch auf, dass sich die Steigerungsraten nach und nach abschwächen. 2005 liegt die Veränderung zum Vorjahr noch bei rund 43,4 Prozent. Danach fällt der Verordnungsanstieg von Jahr zu Jahr moderater aus: 2006: 20,7 Prozent; 2007: 10,8 Prozent; 2008: 2,4 Prozent. Im Jahr 2009 ist erstmals ein leichter Rückgang um 1,2 Prozent zu verzeichnen. In den Gruppen der bis vierjährigen sowie der fünf- bis neunjährigen Kinder fiel der Rückgang 2009 noch deutlicher aus (- 8,5 Prozent bzw. - 5,4 Prozent). Diese Entwicklung ist laut Dr. Ursula Marschall, Leiterin des medizinischen Kompetenzzentrums der Barmer GEK, Folge der aktuellen Verschreibungsvorgaben: „Wo vielfältige Therapiemethoden zum Einsatz kommen und die Eltern gezielt unterstützt werden, lässt sich auch der Einsatz von Arzneimitteln reduzieren. Ritalin & Co sollen nur dann verabreicht werden, wenn zuvor andere Therapiemaßnahmen nicht gegriffen haben.“
Zulassung für Behandlung von Erwachsenen
Bei Kindern und Jugendlichen zeigen sich also erste Anzeichen für eine Trendwende bei der ADHS-Behandlung. Dagegen ist der Verordnungsanstieg bei den 20- bis 29-Jährigen im Jahr 2009 mit plus fünf Prozent überdurchschnittlich – obwohl die ADHS-Medikamente bisher keine Zulassung für die Behandlung bei Erwachsenen hatten. Jedoch hat nun das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) seit April die Verordnung für Erwachsene aus der Grauzone des so genannten "Off-Label-Use" geholt. Marschall erklärt: „Methylphenidat ist nun auch für Erwachsene zugelassen. Die Zulassungserweiterung gilt allerdings nur für ein einziges Präparat, das im Sommer verfügbar sein wird." ADHS zählt zu den häufigsten kinder- und jugendpsychiatrischen Störungsbildern. Experten empfehlen eine frühzeitige und ausführliche Diagnostik sowie den kombinierten Einsatz von pharmakologischen, verhaltenstherapeutischen und edukativen Therapiemaßnahmen.
Weitere Informationen finden sich in "AD(H)S bei Kindern und Jugendlichen - Ergänzungen zur medikamentösen Therapie". Diese Materialsammlung hat das Kindernetzwerk unter Mitwirkung der Barmer GEK kürzlich veröffentlicht. Bestellmöglichkeit auf: http://www.kindernetzwerk.de/materialiensammlungen/bayern/aschaffenburg/materialiensammlung-1001812.html
Quelle: Barmer GEK
Termine zum Thema
Materialien zum Thema
-
Expertise / Gutachten
JAdigital-Expertise: "Digitalisierung im Rahmen der Psychotherapie"
-
Anleitung / Arbeitshilfe
Berufsbild Erlebnistherapeut:in
-
Monographie / Buch
Herausforderungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit. Empirische Erkenntnisse
-
Monographie / Buch
Therapeutische Heimerziehung: Grundlagen, Rahmenbedingungen, Methoden
-
Studie
Internationale Bildungsindikatoren im Ländervergleich - Ausgabe 2017
Projekte zum Thema
-
Forschungsverbund Freizeitenevaluation (EH Ludwigsburg / TH Köln)
Panelstudie zu Freizeiten und Jugendbegegnungen
-
Forschungsverbund Freizeitenevaluation (EH Ludwigsburg / TH Köln)
Freizeitenevaluation / Evaluation Internationaler Jugendbegegnungen
-
Institut für Sexualwissenschaft und Sexualmedizin der Charité - Universitätsmedizin Berlin
Du träumst von ihnen - Primäre Prävention von sexuellem Kindesmissbrauch durch Jugendliche
-
Boxprojekt Schlag Brücken
-
Therapie auf dem Bauernhof
Institutionen zum Thema
-
Fort-/Weiterbildungsanbieter
ifs – Institut für Systemische Familientherapie, Supervision und Organisationsentwicklung
-
Sonstige
Statistisches Bundesamt
-
Verband / Interessenvertretung
Deutsche Gesellschaft für Systemische Therapie und Familientherapie
-
Träger der freien Kinder- und Jugendhilfe
Therapeutisches Heim Sankt Joseph
-
Träger der freien Kinder- und Jugendhilfe
Herzogsägmühle