Kindheitsforschung

Jungenhaft – mädchenhaft: „Orientierung am Kind“ bringt neue geschlechtsspezifische Unterschiede

on wegen „Barbies für Jungen“ und „Spielzeugautos für Mädchen“: Jungen wachsen nach wie vor „jungenhaft“ und Mädchen nach wie vor „mädchenhaft“ auf. Allerdings schreiben ihnen ihre Eltern keine festen Rollenbilder mehr vor. Viele Eltern stärken und fördern heute die individuellen Interessen und Begabungen ihrer Kinder.

27.08.2010

 

Diese „Orientierung am Kind“ bringt jedoch neue geschlechtsspezifische Unterschiede ans Licht. „Richtige Jungen“ und „richtige Mädchen“ haben nach wie vor ganz eigene Lebenswelten.

Mädchen neigen mehr zu differenzierter Kommunikation und sprachlichem Ausdruck als Jungen. Die Artikulation von Gefühlen und persönlicher Befindlichkeit fällt ihnen leichter. Die Freizeitinteressen von Mädchen richten sich eher auf Malen, Zeichnen und Basteln. Der Umgang mit Tieren und die Verständigung mit Freundinnen hat für sie große Bedeutung. Jungen sind dagegen lieber körperlich aktiv. Sie sind von elektronischen Medien fasziniert und verbringen mehr Zeit am Computer oder vor dem Fernseher. In ihren Cliquen spielen weniger der persönliche Austausch, denn Fantasien von Dominanz und Abenteuer eine besondere Rolle. Wettbewerbsorientierung, Sportlichkeit und technisches Interesse markieren die Entwicklung von Jungen.

Das untermauert das GENERATIONEN-BAROMETER 2009, eine große Feldstudie des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag des FORUMs FAMILIE STARK MACHEN e. V. Sie zeigt, dass die veränderten Erziehungsziele und -stile die Unterschiede der Mädchen- und Jungenwelten nicht verringern. Sichtbar wird auch: Der Erziehungswandel nützt eher den Mädchen als den Jungen. Auch in Schulen bewegen sich die Geschlechter wie in unterschiedlichen Welten. Die Vorliebe für den Sport- und Mathematikunterricht bleibt eher eine Jungen-, die Hinwendung zu Sprachen, Kunst- und Musikunterricht eher eine Mädchendomäne.

Dabei erreichen Mädchen inzwischen signifikant häufiger höhere Bildungsabschlüsse als Jungen. Das GENERATIONEN-BAROMETER 2009 zeigt wichtige Gründe für diesen neuen Unterschied: Eltern fordern Töchter heute eher zu besonderen Bildungsanstrengungen heraus als Söhne. Weil die aktuelle Erziehung die ohnehin bestehenden Vorlieben der Kinder aufgreift, verstärkt sie die geschlechtsspezifischen Unterschiede. Beispielsweise ermutigen Väter und Mütter ihre ohnehin eher am Lesen interessierten Töchter eher dazu, etwas Gedrucktes in die Hand zu nehmen. So berichten 45 Prozent der jungen Frauen, aber nur 26 Prozent der jüngeren Männer, dass ihre Eltern besonderen Wert auf das „Lesen von Büchern“ gelegt hätten. 60 Prozent aller Eltern von Töchtern wollen heute ihren Kindern die Freude an Büchern vermitteln. Eltern von Söhnen tun dies nur zu 48 Prozent. Mütter und Väter halten ihre Töchter heute zudem häufiger zu Selbstbewusstsein und Durchsetzungsfähigkeit an als ihre Söhne.

Sprachliche Überzeugung, Kommunikation sowie argumentative Aushandlung von Interessengegensätzen kennzeichnen heute die Erziehungsstile im Elternhaus und in der Schule. Die in dieser Hinsicht stärker begabten Mädchen ziehen daraus größere Vorteile als die Jungen. Der Wandel der Erziehung begünstigt deshalb besonders die Mädchen.

Die Ergebnisse des GENERATIONEN-BAROMETERs 2009 erscheinen im November 2010 als Taschenbuch und kostenloses E-Book im PDF Format.

Quelle: FORUM FAMILIE STARK MACHEN e. V.

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