Kindheitsforschung

Forschungserkenntnisse zu frühkindlicher Bildung

Zwei Hildesheimer Expertinnen stellen Forschungserkenntnisse zu frühkindlicher Bildung bei der Reihe „Forschung made in Niedersachsen“ vor. Die Veranstaltungsreihe des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur zum Thema „Was brauchen unsere Kinder? Frühkindliche Bildung in der Forschung“ findet am Donnerstag, 21. Februar 2019, in der Universität in Osnabrück statt.

20.02.2019

Die Wissenschaftlerinnen Professorin Meike Baader und Professorin Claudia Mähler diskutieren bei der Veranstaltung „Forschung made in Niedersachsen“ über frühkindliche Bildung. Das Wissenschaftsministerium möchte mit der Veranstaltungsreihe zeigen, wie Erkenntnisse der Forschung unseren Alltag beeinflussen und wie an niedersächsischen Hochschulen innovative und zukunftsweisende Lösungen für aktuelle Fragestellungen erarbeitet werden.

Die Erwartungen der Gesellschaft an die frühkindliche Bildung und die vorschulischen Einrichtungen sind vielfältig: bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie, frühzeitiges Fördern der Kompetenzentwicklung und der Chancengleichheit. Ebenso wird die Forschung zur frühkindlichen Bildung an niedersächsischen Hochschulen ausgebaut.

Die Veranstaltungsreihe findet am Donnerstag, 21. Februar 2019, in der Universität in Osnabrück statt.

Während einige Kinder für den Schulstart sehr gut gerüstet sind, zeigen andere Kinder noch Entwicklungsrückstände

„Eine besondere Herausforderung für die frühkindliche Bildung stellt die große Heterogenität der kognitiven Kompetenzen und der für den gelungenen Schulstart wichtigen Vorläuferfertigkeiten der Kinder da. Während einige Kinder sehr gut gerüstet sind, zeigen andere Kinder noch Entwicklungsrückstände zum Beispiel in Bezug auf die sprachliche Entwicklung, auf die phonologische Bewusstheit oder auch auf mathematische Basisfertigkeiten. Eine frühe Förderung macht also Sinn, um die Chancengleichheit für alle Kinder zu erhöhen. Eine besondere Rolle spielen dabei alle Formen der alltagsintegrierten Förderung, die im Kita-Alltag und wenn möglich in spielerischer Weise zur frühkindlichen Bildung beitragen. Aber auch zusätzliche Interventionsprogramme für einzelne benachteiligte Kinder können von Bedeutung sein", sagt Professorin Claudia Mähler.

Claudia Mähler forscht und lehrt als Professorin für Pädagogische Psychologie an der Universität Hildesheim und hat die Forschungsambulanz „Kind im Mittelpunkt“ aufgebaut. Sie wird Erkenntnisse aus drei Forschungsprojekten vorstellen, in denen sie sich mit Heterogenität und alltagsintegrierter Förderung befasst.

In der Langzeitstudie „Differentielle Entwicklungsverläufe kognitiver Kompetenzen (KOKO)“ hat das Forschungsteam sieben Jahre lang erfasst, wie Kinder sich entwickeln – – von der Kita über die Grundschulzeit bis in die weiterführende Schule. Die Untersuchung gibt Auskunft über Entwicklungsstadien, Entwicklungstempi und über individuelle Entwicklungsvorsprünge und Rückstände. Forschungsfragen sind unter anderem: In welchem Ausmaß bringen Kinder bei der Einschulung die nötigen Kompetenzen mit, um den Anforderungen der schulischen Bildungsmaßnahmen gewachsen zu sein? Wie entwickeln sich diese Kompetenzen im Vorschulalter? Inwieweit lässt sich die Schulfähigkeit voraussagen? Lassen sich Vorläuferfertigkeiten schulischer Kompetenzen beeinflussen?

Die Studie zeigt, dass die „schulischen Vorläuferfertigkeiten“ eine wichtige Rolle spielen bei der Vorhersage von Schulleistungen. Dazu gehören zum Beispiel die phonologische Bewusstheit und numerische Kompetenzen wie Mengenverständnis oder Zählfertigkeiten: Kann ein Kind zum Beispiel hören, dass im Wort „Auto“ kein „i“ enthalten ist, erkennt es Laute und Reime, entwickelt es ein Verständnis für Mengen und Zahlen, etwa für „mehr“ oder „weniger“.

Der Wandel von Kindheit: Was brauchen Kinder? Was brauchen Familien?

Die Erziehungswissenschaftlerin Professorin Meike Baader wurde vom Ministerium  insbesondere darum gebeten, über den Wandel von Kindheit zu sprechen und wie sich dieser beschreiben lässt. Sie wird auch die Frage beantworten: Was brauchen Familien?

„Kinder gehen heute immer früher in Einrichtungen der Kinderbetreuung, sie tun dies immer länger und immer mehr Kinder besuchen frühpädagogische Einrichtungen. Kinder gehen heute unter Umständen länger in die KiTa als in die Grundschule. Was dies für Kinder und ihre Familien heißt, ist Thema meines Beitrages. Die Veränderungen sind weitreichend, wenn man auch die Eltern einbezieht, denn schließlich wachsen Kinder heute zunehmend in pluralisierten Familien auf, in denen beide Elternteile erwerbstätig sind. Auch Alleinerziehende sind zumeist erwebstätig. Eltern betrachten KiTas aber nicht nur als Dienstleister, sondern leisten auch selbst  Beiträge zur öffentlichen frühkindlichen Bildung, Erziehung und Betreuung“, so Baader.

Zu den Fachgebieten der Hildesheimer Wissenschaftlerin gehören unterem anderem die Kindheits- und Familienforschung, die Forschung zu Übergängen im Bildungssystem und die historische Bildungsforschung. In einem vom Niedersächsischen Wissenschaftsministerium finanzierten Forschungsprojekt befasst sich die Professorin aktuell zusammen mit der Wissenschaftlerin Katharina Riechers mit Elterninitiativen in Niedersachsen, die dort 10,5% aller KiTas stellen.

„Forschung made in Niedersachsen“

Bei „Forschung made in Niedersachsen“ geben Expertinnen und Experten aus der Forschung Einblicke in dieses interdisziplinäre Forschungsfeld und diskutieren mit Bürgerinnen und Bürgern. Niedersachsens Wissenschaftsminister Björn Thümler wird die Veranstaltung eröffnen. Die Moderation übernimmt der Bildungs- und Wissenschaftsjournalist Jan-Martin Wiarda.

Weitere Statements und Informationen zur Forschung der beiden Hildesheimer Wissenschaftlerinnen finden sich online:
www.uni-hildesheim.de/neuigkeiten/hildesheimer-forschungserkenntnisse-zu-fruehkindlicher-bildung/

Quelle: Stiftung Universität Hildesheim vom 19.02.2019

Redaktion: Kerstin Boller

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