Jugendforschung

Szene trifft Forschung: Die Wissenschaftliche Reihe im Archiv der Jugendkulturen

Das Berliner Archiv der Jugendkulturen veröffentlicht wissenschaftliche Arbeiten von Studierenden, wenn sie Jugendszenen erforschen - und zahlt den jungen ForscheiInnen und Forschern sogar 2.000 Euro Honorar.

01.06.2010

Alljährlich entstehen Hunderte von Diplom-, Master- und anderen wissenschaftlichen Arbeiten, die zumeist nur von zwei Gutachtern gelesen werden und dann für immer unbeachtet in den Asservatenkammern der Hochschulen verschwinden. Dabei enthalten viele dieser Arbeiten neues Wissen, interessante Denkmodelle, genaue Feldstudien. Das Archiv der Jugendkulturen, Fachbibliothek und Forschungsinstitut zugleich zu allen Fragen rund um Jugendszenen und -kulturen, hat deshalb damit begonnen, wissenschaftliche Arbeiten zum Thema Jugend zu sammeln und öffentlich zugänglich zu machen. Mehr als 450 solcher Arbeiten enthält die Präsenzbibliothek des Archivs inzwischen - für jedermann kostenlos und frei zugänglich.

In der Wissenschaftlichen Reihe publiziert das Archiv der Jugendkulturen seit 2007 zudem qualitativ herausragende wissenschaftliche Arbeiten zu jugendkulturellen Zusammenhängen. Neben Dissertationen finden sich auch Diplom- und Magisterarbeiten unter den Publikationen. Oft sind oder waren die AutorInnen selbst Mitglieder der Szene, die sie untersuchten, teils agierten sie als teilnehmende BeobachterInnen und stützten sich auf Experteninterviews mit Szeneangehörigen. Was sehen Soziologen in der Indie-Szene? Wie blickt eine Kulturwissenschaftlerin auf die Fans der Backstreet Boys - wenn sie sich selbst dazu zählt? Und wie schreibt ein Punk über Punk, wenn er damit seine germanistische Magisterarbeit vorlegt? Die AutorInnen schlagen oftmals eine Brücke zwischen Szene und Forschung und liefern unvermutete Innenansichten in die Rituale, Zeichen und kulturelle Praxis verschiedener Jugendszenen.

Bislang umfasst die Wissenschaftliche Reihe sechs Bände. Das Spektrum der vertretenen Fachbereiche reicht von Pädagogik bis zur Germanistik mit einem breiten Mittelfeld im sozialwissenschaftlichen Bereich. Für die Zukunft plant Klaus Farin, Leiter der archiveigenen Archiv der Jugendkulturen Verlag KG, die Reihe weiter auszubauen. "Wir wollen Studierende anregen, sich mit Jugendkulturen zu beschäftigen", so Farin. "Denn bei der Erforschung von Jugendkulturen gibt es oft noch große Defizite. Die etablierte Forschung vernachlässigt diesen Bereich sträflich."

Die eingereichten Arbeiten werden von fachkundigen GutachterInnen gelesen und vor der Veröffentlichung professionell lektoriert. Da pro Jahr von 20 - 25 eingereichten Arbeiten im Schnitt nur zwei bis drei veröffentlicht werden, kann bereits die Aufnahme in den Verlagskatalog als Auszeichnung verstanden werden. Doch für die AutorInnen lohnt sich die Veröffentlichung auch materiell. Klaus Farin: "Wir sind keiner dieser Verlage, die von ihren AutorInnen Druckkostenzuschüsse verlangen. Im Gegenteil: AutorInnen, deren Arbeiten wir in unserer Wissenschaftlichen Reihe veröffentlichen, erhalten bereits für die Erstauflage ein Garantiehonorar von 2.000 Euro!"

Herausgeber: Archiv der Jugendkulturen e.V.

ik

 

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