Jugendforschung

Shell Jugendstudie 2019: Die Generation Europa meldet sich zu Wort

Eine Generation meldet sich zu Wort, fordert Mitsprache und denkt dabei grenzübergreifend - das sei die wichtigste Botschaft der neuen Shell Jugendstudie. Bei der Vorstellung der Ergebnisse betonte Bundesjugendministerin Dr. Franziska Giffey das politische Interesse der jungen Generation und die hohen Zustimmungswerte für Europa. Noch in diesem Jahr soll eine Jugendstrategie der Bundesregierung verabschiedet werden, damit die Anliegen junger Menschen mehr Beachtung findet.

17.10.2019

Am 15. Oktober wurde in Berlin die neue Shell Jugendstudie vorgestellt. Unter dem Titel „Jugend 2019 - Eine Generation meldet sich zu Wort“ zeichnet sie ein Bild der sozialen und politischen Bedingungen, unter denen Jugendliche in Deutschland aufwachsen. Gleichzeitig informiert sie darüber, welche Interessen, Einstellungen oder Werte junge Menschen haben. Bundesjugendministerin Dr. Franziska Giffey stellte gemeinsam mit der Forschungsgruppe unter Leitung von Prof. Dr. Mathias Albert die Ergebnisse der 18. Shell Jugendstudie vor.

Hohe Zustimmung für die Europäische Union

Jugendliche wollen gehört werden. Viele bezeichnen sich als politisch interessiert (41 Prozent) und messen politischem Engagement hohe Bedeutung bei (34 Prozent). Angst machen der jungen Generation vor allem die Umweltverschmutzung (71 Prozent), Terroranschläge (66 Prozent) und der Klimawandel (65 Prozent) - all das sind grenzübergreifende Probleme. Entsprechend hoch ist die Zustimmung zur Europäischen Union, nur acht Prozent haben eine negative Einstellung zur EU. Gut drei Viertel (77 Prozent) sind mit der Demokratie zufrieden. Das Vertrauen in Polizei, Bundesverfassungsgericht und Bundeswehr ist hoch. Allerdings haben 71 Prozent ein großes Misstrauen gegenüber Politikerinnen und Politikern sowie gegenüber Parteien.

Bundesjugendministerin Dr. Franziska Giffey: „Die Shell Jugendstudie bestätigt eindrücklich: Die junge Generation ist nicht politikverdrossen - und sie denkt über nationale Grenzen hinweg. Über 90 Prozent der Jugendlichen schätzen die Vorteile der Europäischen Union - egal ob beim Reisen, Studieren oder Arbeiten. Aber sie vertrauen den Politikerinnen und Politikern nicht. Ein deutliches Signal an die Jugend wäre die Absenkung des Wahlalters. Vertrauen wächst aus Vertrauen - und ich bin sicher, dass junge Leute auch schon mit 16 in der Lage sind, eine verantwortliche Wahlentscheidung zu treffen. Die Juniorwahl und die U18-Wahl, die mein Haus fördert, beweisen das immer wieder.“

Hohe Toleranz gegenüber anderen Lebensweisen

59 Prozent der Jugendlichen finden, dass es in Deutschland alles in allem gerecht zugeht. Je schwieriger allerdings die Verhältnisse sind, aus denen sie stammen, desto zögerlicher stimmen sie dieser These zu. Die Toleranz gegenüber vielfältigen Lebensweisen ist insgesamt hoch. Aber bis zu ein Drittel der Jugendlichen ist zugänglich für populistische Positionen.

Alle befragten Jugendlichen besitzen ein Smartphone. Internet und soziale Medien sind allgegenwärtig und werden teilweise dauergenutzt, auch um sich politisch zu informieren. Das Internet hat den klassischen Medien den Rang abgelaufen - auch wenn die Jugendlichen ARD, ZDF und überregionalen Tageszeitungen letztlich mehr vertrauen.

Familie ist Jugendlichen wichtig

Bei den meisten Jugendlichen steht Familie hoch im Kurs. Sie verstehen sich gut mit ihren Eltern (92 Prozent) und nennen sie als Erziehungsvorbilder (78 Prozent). Auch der Wunsch, später eine eigene Familie zu gründen, nimmt zu (68 Prozent).

Die neue Shell Jugendstudie zeigt: Junge Menschen wollen von der Politik mehr Beachtung für ihre Anliegen. Die Bundesregierung entwickelt deshalb eine Jugendstrategie, die noch in diesem Jahr vom Kabinett verabschiedet werden soll. Denn ob Jugendhilfe oder Familienpolitik, ob Mietrecht, Verbraucherschutz oder Verkehrsentwicklung, ob Bildungs- oder Arbeitsmarktpolitik - Vorhaben und Entscheidungen in allen Politikfeldern können besondere Auswirkungen auf junge Menschen haben.

Shell Jugendstudie

Die 18. Shell Jugendstudie stützt sich auf eine Stichprobe von 2572 Jugendlichen im Alter von 12 bis 25 Jahren, die zu ihrer Lebenssituation und zu ihren Einstellungen und Orientierungen befragt wurden. Die Untersuchung wurde von Professor Dr. Mathias Albert (Universität Bielefeld), Professorin Dr. Gudrun Quenzel (Pädagogische Hochschule Vorarlberg), Prof. Dr. Klaus Hurrelmann (Hertie School of Governance) sowie einem Expertinnen- und Expertenteam um Ulrich Schneekloth bei Kantar (ehemals TNS Infratest Sozialforschung) verfasst. Die Shell Jugendstudie wird seit 1953 im Abstand von etwa vier Jahren vom Mineralölkonzern Shell finanziert und herausgegeben.

Weitere Informationen zur Shell Jugendstudie finden sich in der Berichterstattung auf der Fachkräfteportal der Kinder- und Jugendhilfe und unter www.shell.de/jugendstudie.

Dort steht auch ein Videomitschnitt der Vorstellung in der Bundespressekonferenz sowie eine Zusammenfassung der zentralen Ergebnisse zur Verfügung. Die Ergebnisse werden außerdem in dem Podcast #dieseJugend diskutiert.

Quelle: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

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