Jugendforschung

Präventionsarbeit trägt Früchte – Saarländische Jugendliche weniger gewaltbereit

Saarländische Jugendliche sind weniger gewaltbereit als der Bundesdurchschnitt – dies ist ein Ergebnis der repräsentativen Schülerbefragung zum Thema „Kinder- und Jugenddelinquenz im Bundesland Saarland“, die das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen (KFN) im Jahr 2010 im Saarland durchgeführt hat.

23.11.2012

Handlungsbedarf gibt es allerdings bei saarländischen Kindern, hier ist die Gewaltbereitschaft ausgeprägter als im Bundesdurchschnitt. Sozialminister Andreas Storm: „Mit dieser Studie haben wir nun erstmals valide Ergebnisse für das Saarland. Sie zeigen einerseits, dass unsere bisherige Präventionsarbeit im Bereich der Jugendlichen Wirkung zeigt, dass wir aber andererseits die Gewaltprävention noch stärker in den niedrigen Jahrgangsstufen implementieren müssen“.

„Es ist aber ein erfreuliches Ergebnis der Studie,  dass die  Integration von Menschen mit Migrationshintergrund im Saarland besser gelingt als bundesweit“, führte der Minister weiter aus. „Dies ist ein guter Indikator dafür, dass auch unsere Integrationspoltik im Saarland erfolgreich ist“.

Ein deutliches Problem zeige sich allerdings, so der Minister weiter, beim hohen Medienkonsum der saarländischen Kinder und Jugendlichen. Die Studie hat ergeben, dass Kinder und Jugendliche mehr technische Geräte im eigenen Zimmer haben, die zeitliche Nutzung größer ist und mehr gewalthaltige Inhalte rezipiert werden als im Bundesdurchschnitt.

Für die Studie wurden 691 Schülerinnen und Schülern der vierten Klassen und 2.096 Jugendliche der neunten Klassen befragt.  Die Befragung wurde in Schulen aller sechs Landkreise durchgeführt.

Als wesentliches Ergebnis der Studie formuliert Prof. Dr. Christian Pfeiffer vom Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen: „Gewaltverhalten wird von den Jugendlichen des Saarlands seltener ausgeführt als dies bundesweit der Fall ist.“

Die Ergebnisse der Studie im Einzelnen

Ein zentrales Ergebnis der Studie ist, dass Gewaltverhalten von Jugendlichen (9. Schuljahr) im Saarland seltener ausgeführt wird als dies bundesweit der Fall ist. Eine niedrigere Gewaltbelastung der Jugendlichen zeigt sich auch aus der Opferperspektive. Die Rate der Gewaltopfer in Bezug auf die letzten zwölf Monate bezogen liegt im Saarland bei 15,0% bundesweit bei 16,5%. Hinzu kommt, dass die Bereitschaft eines Gewaltopfers, sein Erlebnis der Polizei zur Anzeige zu bringen, im Saarland höher ist als in Deutschland. Das bedeutet, dass im Saarland mehr Gewalttaten als in anderen Gebieten Deutschlands polizeilich registriert werden.

Ausländerfeindlichkeit und Rechtsextremismus sind im Saarland unter deutschen Jugendlichen geringer verbreitet als im Bund.

Eltern wird im Saarland häufiger ein positiver Erziehungsstil attestiert. Dies ist deshalb bemerkenswert, weil der Zusammenhang zwischen elterlichem Erziehungsstil und Gewaltausübung von Kindern beachtlich ist.

Schüler des Saarlandes streben häufiger als im Bundesdurchschnitt höhere Schulabschlüsse an.

Konfliktschlichtung erfolgt im Saarland häufiger informell.

Die Zahl der Vereinsmitglieder ist höher als im Bundesdurchschnitt.

Die Einstellung von Jugendlichen gegenüber der Polizei ist positiver als im Bundesdurchschnitt.

Jugendliche im Saarland konsumieren weniger Zigaretten als im Bundesdurchschnitt.

In der Polizeilichen Kriminalstatistik (Hellfeld) findet sich ein Stadt-Land-Gefälle, nach dem in städtisch geprägten Landkreisen (SB, NK) mehr Jugendkriminalität registriert wird als in den ländlich geprägten Landkreisen (WND, MZG). Im Dunkelfeld (anonymisierte Befragung von Kindern und Jugendlichen) finden sich entsprechende, jedoch niedriger ausgeprägte  Unterschiede, obwohl sich die soziale Zusammensetzung der Gebiete z.T. erheblich unterscheidet.

Die Quote von Kindern (4. Schuljahr), die Gewalt ausüben, ist im Saarland höher als im Bund. Jugendliche im Saarland stimmen häufiger Gewalt legitimierenden Männlichkeitsnormen zu und sind häufiger bereit, Risiken einzugehen. Zudem berichten sowohl Kinder als auch Jugendliche häufiger von Kontakten zu delinquenten Freuden. Dies ist kritisch zu sehen, da delinquente Freunde ein wesentlicher Risikofaktor für delinquentes Verhalten ist.

Die Medienbelastung ist im Saarland bei Kindern und Jugendlichen größer als im Bund: Kinder und Jugendliche besitzen mehr Geräte im eigenen Zimmer, die zeitliche Nutzung ist größer und es werden mehr gewalthaltige Inhalte rezipiert. Gezeigt werden kann, dass ein problematischer Medienkonsum sowohl die Schulleistungen verschlechtert als auch die Gewaltbereitschaft erhöht.

Im Saarland ist die Schulbindung von Kindern und Jugendlichen geringer als im Bund. Dies erscheint problematisch, da in anderen Studien ein Zusammenhang zwischen Schulbindung und Gewalt belegt ist.

Schulschwänzen ist im Saarland etwas geringer verbreitet als im Bund. Es zeigt sich allerdings, dass das Schulschwänzen im Saarland seltener Konsequenzen von Seiten der Schulen nach sich zieht.

Quelle: Ministerium für Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie Saarland vom 23.11.2012

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