Jugendforschung
Kinder- und Jugendärzte fordern: Übergewicht bei Kindern durch bessere Vorsorge verhindern
„Was die OECD-Studie jetzt wissenschaftlich belegt hat, beobachten wir in unseren Praxen schon lange: Kinder und Jugendliche, besonders Mädchen werden immer dicker. Sie bewegen sich vergleichsweise wenig, ernähren sich ungesund, viele rauchen."
09.12.2009
„Kinder und Jugendliche aus Familien mit geringem Einkommen und relativ niedrigem sozialen Status sind öfter übergewichtig als wohlhabende Kinder,“ dies sagte heute in Köln Dr. med. Wolfram Hartmann, Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) und forderte Krankenkassen und Politik auf, gezielter als bisher das Übergewicht von Kindern und Jugendlichen zu bekämpfen.
„Wir brauchen vor allem eine verbesserte Primärprävention, die Übergewicht und Fettleibigkeit von Anfang an verhindert,“ so Dr. med. Wolfram Hartmann. „Wir fordern die Krankenkassen auf, Sportkurse, Kochkurse und Ernährungsberatung für Kinder zu finanzieren. Die GEK hat im Rahmen eines Vertrages zur pädiatriezentrierten Versorgung nach § 73b SGB V mit uns vorbildlich vorgemacht, wie es gehen kann: Die GEK erlaubt uns, so genannte Präventionsrezepte auszustellen. Damit können wir Kinder in Turnvereine „überweisen“, so dass sie sich regelmäßig bewegen. Auch Überweisungen zur Ernährungsberatung und anderen vorbeugenden Maßnahmen sind möglich. Gerade Kinder aus sozial schwierigen Verhältnissen profitieren enorm davon.
Von der Politik fordern wir ebenfalls größere Anstrengungen als bisher gegen das zunehmende Übergewicht von Kindern und Jugendlichen. Der Gesetzgeber muss endlich die Ampelkennzeichnung für Lebensmittel einführen, damit sich Verbraucher besser orientieren können. In Großbritannien, wo es die Lebensmittelampel bereits gibt, hat laut OECD die Gewichtszunahme von Mädchen um 21 Prozent abgenommen.
Überfällig ist auch längst die flächendeckende Verteilung von kostenlosem Schulobst. Es ist ein Skandal, dass der Bundesrat dem Schulobst zustimmt und sich dann einzelne Länder aus finanziellen Gründen dagegen auflehnen.
Als Kinder- und Jugendärzte beteiligen wir uns gerne an allen Maßnahmen der Primärprävention, also der frühzeitigen Verhinderung von Übergewicht. Dazu müssen wir von der Politik und den Krankenkassen aber auch die nötigen finanziellen Mittel bekommen, etwa für Beratung von Eltern und Kindern. Bisher dürfen wir laut Gesetz nur im Rahmen der sekundären Prävention tätig werden, das heißt wenn Übergewicht bereits Symptome verursacht hat, können wir der Verschlimmerung des Übergewichts und dessen Folgen entgegentreten.
Zu diesen Folgen gehören schon im Kindesalter Krankheiten wie Blutgefäßschäden, die später zu Arterienverkalkung führen können. Der Blutdruck stark übergewichtiger Kinder ist höher als bei normalgewichtigen. Zudem haben fettleibige Kinder ein höheres Diabetes-Risiko.“
Quelle: Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ)
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