Jugendforschung
Jugend – eine zu wenig beachtete Lebensphase
Das Deutsche Jugendinstitut (DJI) veranstaltete am 19. und 20. November 2019 seine wissenschaftliche Jahrestagung in Berlin. Etwa 250 Fachleute aus Praxis, Politik und Wissenschaft diskutieren zwei Tage lang über die Lebenssituation von Jugendlichen und jungen Erwachsenen.
20.11.2019
Das Jugendalter hat sich innerhalb weniger Jahrzehnte enorm verändert: Jugendliche werden zu einem Zeitpunkt volljährig, zu dem sie den Weg zum Erwachsenwerden längst noch nicht abgeschlossen haben. Im Gegensatz zu früheren Jugendgenerationen liegen viele Entscheidungen und Aufgaben noch vor ihnen: Abschluss der Schule und einer Berufsausbildung, feste Anstellung, eigene Wohnung, Gründung einer Familie.
Vor welchen Herausforderungen junge Menschen heute stehen und wie Gesellschaft und Politik sie unterstützen können, ist Thema der wissenschaftlichen Jahrestagung des Deutschen Jugendinstituts (DJI), die in Berlin unter dem Titel „Jugendwelten – Jugendforschung. Jugendpolitik. Jugendbilder“ stattfand.
Podiumsdiskussion über Jugendpolitik und Themenforen
Etwa 250 Fachleute aus Praxis, Politik und Wissenschaft sowie Interessierte diskutieren im Berliner Hotel Aquino in verschiedenen Foren über die Lebenssituationen und -bedingungen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Den Berliner Abend am 19. November 2019 eröffnete Staatssekretärin Juliane Seifert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Sie kündigte die Beschlussfassung einer gemeinsamen Jugendstrategie der Bundesregierung im Kabinett für den 3. Dezember 2019 an. Die Jugendstrategie wird im Anschluss gemeinsam mit 120 Jugendlichen der Öffentlichkeit vorgestellt.
Im Anschluss an das Grußwort der Staatssekretärin tauschen sich Vertreter und Vertreterinnen von Politik und Wissenschaft bei einer Podiumsdiskussion über das Thema „Jugendpolitik – zwischen Realität und politischer Rhetorik“ aus. Nach zehn Jahren Diskussion einer Eigenständigen Jugendpolitik und Entwicklung einer Jugendstrategie bilanzierte Dr. Christian Lüders, Abteilungsleiter Jugend und Jugendhilfe am DJI: „Die Jugendpolitik kommt in die Pubertät auf dem Weg zum Erwachsensein." Das letzte Wort hatten bei der Jahrestagung schließlich die eingeladenen Jugendlichen und jungen Erwachsenen: Zum Veranstaltungsabschluss am Mittwoch zogen sie ihr Fazit.
„Mit der zunehmenden Individualisierung und den modernen Biografie-Entwürfen ist Jugend zu einem Projekt in Eigenregie der Jugendlichen selbst geworden und hat dabei seine gesellschaftspolitischen, generationsspezifischen Besonderheiten eingebüßt“, kritisierte Institutsdirektor Prof. Dr. Thomas Rauschenbach in seiner Begrüßungsrede am Dienstag. Die wissenschaftliche, fachliche und politische Debatte der vergangenen 20 Jahre sei so stark von der Kindheit geprägt gewesen, dass das Jugendalter als eigenständige Lebensphase fast aus der Wahrnehmung gerückt sei.
Drei zentrale Herausforderungen des Jugendalters
Rauschenbach plädierte dafür, das Jugendalter künftig inhaltlich statt zeitlich zu beschreiben. Im Wesentlichen gehe es um drei zentrale Herausforderungen: Wie werden junge Menschen durch Bildungsprozesse sozial und beruflich handlungsfähig? Wie erlangen sie soziale, politische und ökonomische Eigenständigkeit? Und wie entwickeln sie ihre eigene Identität, ihre Standpunkte und ihre Urteilskraft?
An diese drei Kernherausforderungen des Jugendalters – nämlich Qualifizierung, Selbstpositionierung und Verselbstständigung – schließen sich weitere Fragen an: Wie können manifestierte soziale Ungleichheiten im Jugendalter verringert werden? Wie sieht eine jugendgerechte Gesetzgebung aus? Wie können junge Menschen beispielsweise über digitale Medien stärker an politischen Prozessen beteiligt werden? Was leistet das berufliche Übergangssystem im Hinblick auf die wachsende Erwerbsunsicherheit im Jugendalter? Diesen und anderen Fragen gingen die Referentinnen und Referenten in insgesamt neun Diskussionsforen der Tagung nach.
Weitere Informationen
Weitere Informationen zum Programm mit Abstracts zu den Foren finden sich beim DJI. Außerdem stehen Themenseiten zu den verschiedenen Forschungsschwerpunkten des Institut zur Verfügung:
- www.dji.de/themen/jugend
- https://www.dji.de/themen/queere-jugend
- https://www.dji.de/themen/politische-bildung.html
Eine Übersicht zu relevanten DJI-Forschungsprojekten findet sich auf den Seiten der Abteilungen Jugend und Jugendhilfe sowie dem Forschungsschwerpunkt Übergänge im Jugendalter.
Quelle: Deutsches Jugendinstitut e.V. vom 19.11.2019
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