BZgA-Studie
Exzessive Mediennutzung im Jugendalter nimmt zu
Die problematische Computerspiel- und Internetnutzung ist bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen seit 2015 gestiegen. Dies zeigen die Ergebnisse der Drogenaffinitätsstudie 2019 der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).
16.12.2020
Daniela Ludwig, Drogenbeauftragte der Bundesregierung: „Medien-und Internetabhängigkeit ist quasi die Droge der Zukunft. Immer mehr Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene nutzen die digitalen Medien mehr als ihnen guttut. Auch wenn die Digitalisierung insgesamt ein wertvolles Gut ist – während Corona mehr denn je – müssen junge Menschen wissen, wann sie auch mal „offline“ sein sollten. Dabei hilft meine Kampagne „Familie.Freunde.Follower“ mit wertvollen und einfachen Tipps für die ganze Familie.“
Stellenwert von Prävention
Prof. Dr. med. Heidrun Thaiss, Leiterin der BZgA: „Nicht jeder Hinweis auf eine exzessive Mediennutzung sollte pathologisiert werden. Gleichwohl dürfen die Suchtrisiken von digitalen Spielen sowie eine mögliche Verknüpfung mit Glücksspielen nicht verharmlost werden. Die Studiendaten bestätigen, wie wichtig es ist, Jugendlichen die Risiken der exzessiven Nutzung von Internet, Smartphones und Computerspielen aufzuzeigen. Darüber hinaus gilt es, Eltern und andere erwachsene Bezugspersonen für ihre Vorbildrolle für Kinder und Jugendliche zu sensibilisieren.”
Die BZgA hat zur Prävention der exzessiven Mediennutzung im Jugendalter ihre Kampagne ‘Ins Netz gehen’ um weitere Angebote ergänzt. So berichten beispielsweise Bloggerinnen und Blogger über ihre Erfahrungen mit der Mediennutzung. Auch für Eltern, Lehrkräfte oder Fachkräfte für Suchtprävention bietet die Kampagne hilfreiche Informationen sowie eine individuelle E-Mail-Beratung.
Zentrale Ergebnisse der Studie
Die Studiendaten bestätigen, dass für Jugendliche und junge Erwachsene bei der Internetnutzung nach wie vor die Kommunikation und die Unterhaltung im Vordergrund stehen. 12- bis 17-Jährige nutzen Computerspiele und das Internet durchschnittlich 22,8 Stunden pro Woche und 18- bis 25-Jährige durchschnittlich 23,6 Stunden pro Woche privat – also nicht für Schule, Studium oder Arbeit.
Im Zeitraum von 2015 bis 2019 ist der Anteil der 12- bis 17-Jährigen und 18- bis 25-Jährigen mit einer problematischen Internetnutzung nochmals gestiegen. Er hat sich bei den Jugendlichen von 21,7 Prozent (2015) auf 30,4 Prozent (2019) und bei den jungen Erwachsenen von 15,2 Prozent (2015) auf 23,0 Prozent (2019) erhöht.
Internetbezogene Störungen treten im Jahr 2019 bei 7,6 Prozent der 12- bis 17-Jährigen (im Jahr 2015: 5,7 Prozent) und bei 4,1 Prozent der 18- bis 25-Jährigen (im Jahr 2015: 2,6 Prozent) auf.
Unter den 12- bis 17-jährigen weiblichen Jugendlichen und den 18- bis 25-jährigen jungen Frauen ist die internetbezogene Störung beziehungsweise die problematische Nutzung im Jahr 2019 etwas weiter verbreitet als unter männlichen Jugendlichen und jungen Männern entsprechenden Alters.
Hintergrund
Die BZgA-Studie „Die Drogenaffinität Jugendlicher in der Bundesrepublik Deutschland 2019 – Teilband Computerspiele und Internet“ findet sich auf der Webseite der BZgA.
In der Repräsentativbefragung wurden zwischen April und Juni 2019 7.000 junge Menschen im Alter von 12 bis 25 Jahren befragt. Die Situation während der Coronavirus-Pandemie im Jahr 2020 war nicht Teil des Erhebungszeitraums der Studie und wird darin nicht abgebildet.
Präventionsangebote
Informationen zur Kampagne „Familie. Freunde. Follower“ der Drogenbeauftragten der Bundesregierung mit Tipps für einen gesunden Umgang mit digitalen Medien finden sich online.
Angebote der BZgA zur Prävention der exzessiven Mediennutzung:
- Informationsportal für Jugendliche mit Selbsttest und Verhaltensänderungsprogramm: www.ins-netz-gehen.de
- Tipps zu alternativen Beschäftigungen in der Corona-Zeit für Jugendliche: www.ins-netz-gehen.de/beschaeftigung-zuhause
- Informationsportal für Eltern, Lehrkräfte und Fachkräfte mit E-Mail-Beratung: www.multiplikatoren.ins-netz-gehen.de
- BZgA-Telefonberatung zur Suchtvorbeugung: Rufnummer 0221 - 89 20 31. Montag bis Donnerstag: von 10 bis 22 Uhr und Freitag bis Sonntag: 10 bis 18 Uhr
Quelle: Drogenbeauftragte der Bundesregierung vom 15.12.2020
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