Familienforschung

„Väter-Studie“ vorgestellt - Dreyer will Väter stärker zur Elternzeit ermutigen

„Wir wollen Väter noch stärker ermutigen, von der Möglichkeit der Elternzeit Gebrauch zu machen“, das unterstrich Familienministerin Malu Dreyer heute bei der Vorstellung der von ihr in Auftrag gegebenen „Väter-Studie“ in Mainz.

27.11.2009

Dazu sei es einerseits nötig, Rahmenbedingungen zu setzen, die es Vätern und Müttern gleichermaßen erleichtern, Familie und Beruf besser miteinander zu vereinbaren. „Gleichzeitig muss aber auch deutlich gemacht werden, dass eine aktive Vaterschaft nicht nur für Vater, Mutter und Kind, sondern auch für Betriebe und letztlich die ganze Gesellschaft ein Gewinn ist“, sagte die Ministerin. Das erfordere ein Umdenken aller, der Verantwortlichen in Politik und Unternehmen, aber auch der Frauen und Männer selbst, die allzu oft noch in alten Rollenbildern verhaftet seien. Die Ministerin appellierte besonders an die Unternehmen, Rahmenbedingungen zu schaffen, die es Frauen und Männern ermöglichen, Beruf und Familie in Einklang zu bringen.

„Unser Ziel muss es sein, Frauen und Männern echte Wahlfreiheit zu geben, wie sie die Erziehung ihres Kindes gestalten wollen“, so Malu Dreyer. Die Studie zeige, dass Rheinland-Pfalz mit seiner Politik für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf auf dem richtigen Weg sei. Diese Maßnahmen gelte es, weiter zu verstärken und noch stärker auch auf die Väter zu richten. In Rheinland-Pfalz gab es im vergangenen Jahr 4.216 Anträge auf Elterngeld von Vätern. Dem stehen 30.966 Anträge von Müttern gegenüber. Damit betrug der Anteil von Vätern 12 Prozent und liegt 1,7 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt.

Im Rahmen der Studie des Instituts für Sozialarbeit und Sozialpädagogik e.V. wurden 301 16- bis 35-jährige Frauen und Männer zu ihren Einstellungen und Wünschen zum Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie 308 Personalverantwortliche aus Betrieben mit mehr als 20 Beschäftigten befragt. Außerdem gab es zehn qualitative Interviews mit Vätern, die Elternzeit in Anspruch genommen haben.

Das Meinungsbild der 16- bis 35-Jährigen ergab zwar einerseits den Wunsch nach partnerschaftlicher Aufteilung der Aufgaben im Haushalt und bei der Kindererziehung. Gleichzeitig ist die Vorstellung von einer engen Mutter-Kind-Beziehung vor allem in den ersten Lebensjahren bei den Befragten stark verhaftet. Traditionelle Rollenbilder sind bei Menschen mit einfacherer Bildung und bei Menschen mit Migrationshintergrund noch stärker ausgeprägt. Zudem befürchten die Befragten vor allem für Väter finanzielle und berufliche Nachteile durch die Elternzeit. Fast 60 Prozent glauben, dass eher Väter als Mütter durch Vorgesetzte keine Unterstützung erfahren, wenn sie Elterzeit in Anspruch nehmen. Die Akzeptanz im Beruf wird von den Befragten als ausschlaggebend angesehen, damit mehr Väter Elternzeit in Anspruch nehmen; die Unternehmenskultur spielt hier eine wesentliche Rolle, wie die Studie zeigt. Fast die Hälfte der Befragten hatte zudem eine falsche Vorstellung von der Elternzeit.

83 Prozent der befragten Personalverantwortlichen äußerten zwar die Bereitschaft, die familiären Belange der Beschäftigten zu berücksichtigen, aber fast 50 Prozent hatten familienbewusste Maßnahmen noch nicht so eingesetzt, wie Beschäftigte sich das wünschen. Größe und Branche eines Betriebes und der Frauenanteil haben einen starken Einfluss auf den Stellenwert und das Spektrum an familienfreundlichen Maßnahmen. Betriebe mit mehr als 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Firmen aus der Banken-, Versicherungs- und Gesundheitsbranche und Unternehmen mit einem Frauenanteil über 50 Prozent sind familienfreundlicher eingestellt. Unternehmen stehen vor allem der Elternzeit von Vätern besonders skeptisch gegenüber; sie sind eher bereit, Frauen als Männern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu ermöglichen. In wirtschaftlichen krisenhaften Zeiten sinkt diese Bereitschaft. Selten erhalten Unternehmen Informationen zum Thema über Kammern und Verbände, auch Betriebsräte und Gewerkschaften informieren eher selten über eine familienbewusste Personalpolitik.

Die qualitativen Interviews zeigten, dass die Entscheidung für Elternzeit oft sehr früh fällt und sogar Voraussetzung für die Entscheidung für eine Schwangerschaft sein kann. Wenn die Einstellung zum direkten Umgang mit dem Kind positiv ist und es entsprechende Vorbilder im Bekannten- oder Kollegenkreis gibt, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Väter in Elternzeit gehen. Durchweg positiv bewerteten die Väter die durch Elternzeit stärker entstandene Beziehung zum Kind. Auch Elternzeit erfahrene Väter sehen ihre Elternzeit keineswegs als selbstverständlich an, sondern betonen, dass einige Faktoren zusammen kommen müssen, um Elternzeit zu ermöglichen. Dazu gehören im Wesentlichen: Akzeptanz im Unternehmen, Akzeptanz im persönlichen Umfeld, finanzielle Aspekte und eine persönliche positive Einstellung zur Elternzeit. Elternzeit stärkt bei Vätern das Verständnis für die Aufgaben, die mit der Kinderbetreuung verbunden sind. Durchweg positiv bewerteten die Väter die durch Elternzeit gestärkte Beziehung zum Kind.

„Die Studie zeigt, dass es eine ganze Reihe von Punkten gibt, an denen angesetzt werden muss“, so die Ministerin. Die Gründe für die verminderte Inanspruchnahme der Elternzeit durch Väter reichten von tradierten und verfestigten Rollenbildern über nach wie vor erhebliche Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern bis hin zur mangelnden Information über die Möglichkeiten der Elternzeit. Die Ministerin will die bisherigen Initiativen in Richtung der Unternehmen fortführen. Vor allem die Regionalkonferenzen hätten sich als ein gutes Instrument zur Information für Unternehmen erwiesen; sie sollen im Jahre 2010 fortgeführt werden.

In einer engen Zusammenarbeit mit dem rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerium, den Wirtschaftskammern, den Wirtschaftsjunioren, der Beratungsstelle Zeitzeichen, den Lokalen Bündnissen für Familie und weiteren lokalen Akteuren werde die Landesregierung die Sensibilisierung von Unternehmen und die Vernetzung auf der regionalen Ebene fortsetzen und intensivieren. Die landesweite Informationsstelle für innovative Arbeitszeitmodelle „ZeitZeichen“ unterstützt kleine und mittlere Unternehmen bei der Einführung vereinbarkeitsfreundlicher und chancengerechter Maßnahmen. Die Informationsstelle trage dazu bei, Vorurteile bei Personalverantwortlichen und Beschäftigten gegenüber Männern mit aktiver, partnerschaftlicher Beteiligung an den Familienaufgaben abzubauen, so die Ministerin.

Das Kompetenzzentrum Zukunftsfähige Arbeit werde darüber hinaus Praxisbeispiele aus rheinland-pfälzischen Unternehmen zusammentragen, die zeigen, wie Väter Beruf und Familie besser vereinbaren können. Die Praxisbeispiele sollen durch eine Handreichung für Unternehmen ergänzt werden, die im Nachgang zur Studie erstellt werden soll. Im Rahmen der regelmäßigen Gespräche mit Akteuren aus Wirtschaft, Lokalen Bündnissen für Familien, Gewerkschaften, der Beratungsstelle ZeitZeichen und anderen Akteuren sollen die Ergebnisse und Handlungsempfehlungen der Väterstudie erörtert werden. Dabei werde auch die Frage diskutiert, wie Gewerkschaften und Personalvertretungen stärker in den Informations- und Beratungsprozess eingebunden werden können.

Quelle: Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Familie und Frauen des Landes Rheinland-Pfalz

 

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