Familienforschung

Mütter als Expertinnen für Baby-Ausstattung

Eine Bachelor-Arbeit mit dem Titel "Wenn Eltern für ihr Baby einkaufen. Eine ethnografische Untersuchung zu vorgeburtlichen Elternschaftspraxen" zum Thema Baby-Kommerz zeigte, dass Frauen beim Einkauf des Baby-Equipments mehr Vorwissen mitbringen als Männer.

20.10.2014

Die Bachelor-Arbeit mit dem Titel: "Wenn Eltern für ihr Baby einkaufen. Eine ethnografische Untersuchung zu vorgeburtlichen Elternschaftspraxen" zum Thema Baby-Kommerz, einem bislang kaum erforschten sozialwissenschaftlichen Feld, wurde als beste Abschlussarbeit ihres Jahrgangs im Bereich Frauen- und Geschlechterforschung mit dem Henriette-Fürth-Preis des Gender- und Frauenforschungszentrums der Hessischen Hochschulen (gFFZ) ausgezeichnet.

Zentrale Fragestellung der Bachelor-Arbeit

Wie stellen sich Elternschaft und Geschlechterunterschiede bei werdenden Eltern an Orten des Konsums von Babyausstattungsprodukten her? Dazu betrieben Preisträgerin Sonja Urban, Absolventin des Bachelor-Studiengangs Soziale Arbeit der Frankfurt University of Applied Sciences (FRA-UAS), und ihre Kommilitonin Kerstin Schlesinger umfangreiche Feldforschungen in Geschäften für Säuglings- und Kleinkindausstattung sowie auf Flohmärkten, auf denen gebrauchtes Baby-Equipment verkauft wird. Das Ergebnis: Der gemeinsame elterliche Einkauf für das kommende Kind ist sehr verbreitet und normal. Diese Tätigkeit ist ein Paarprojekt, oftmals noch unterstützt durch weitere Personen wie beispielsweise die Großeltern. Auch wenn sich hierbei typische Geschlechterasymmetrien nicht unbedingt klar und eindeutig zeigen und die jeweiligen Paarkonstellationen vielfältig sind, lassen sich zumindest gewisse Indizien für eine stärkere Expertisierung der Frauen ausmachen. Die werdenden Mütter wissen besser Bescheid bei den Baby-Requisiten sowie den Ausstattungserfordernissen und dominieren damit die Einkaufssituation.

Ein weiterer Aspekt der Arbeit beleuchtete die Bedeutung des Themas "Sicherheit" für werdende Eltern. Hier wird differenziert dokumentiert, welche Gefährdungsängste die Freude auf das kommende Baby beeinflussen können und wie kommerzielle Angebote diese Ängste aufgreifen: moderne Elternverantwortung spiegelt sich im Warenkonsum wider, "gute Eltern" zeichnen sich dadurch aus, dass sie kaufen "müssen"! Diese Care-Aufgabe wird von Müttern und Vätern übernommen, wobei sich ein – wenn auch nicht dramatischer (und überraschender) – mütterliche Kompetenzvorsprung und damit verbundener Dominanzanspruch abzeichnet. Insgesamt lässt sich der Babyausstattungskommerz jedoch durchaus als Ort der Inszenierung egalisierter Elternschaft bezeichnen.

Die von Prof. Dr. Lotte Rose und Prof. Dr. Christine Huth-Hildebrandt am Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit der FRA-UAS betreute Arbeit entstand im Rahmen des durch das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst geförderten Projekts von Prof. Dr. Lotte Rose und Dr. Rhea Seehaus, das sich der „Statuspassage Elternschaft. Zur Herstellung geschlechtsspezifischer Ungleichheiten in den pränatalen Praxen von Müttern und Vätern" widmet. Das Projekt wird seit 2013 im gFFZ durchgeführt. Es untersucht die Frage, mit welchen Praktiken Mütter und Väter sich in der Zeit der Schwangerschaft auf ihr Elternwerden einrichten und wie sie von den Natalitätsinstitutionen wie Geburtskliniken und Vorbereitungskursen als Mütter und Väter angesprochen werden.

Henriette-Fürth-Preis für herausragende Frauen- und Genderforschung

Der vom gFFZ verliehene Henriette-Fürth-Preis prämiert die beste Diplom-, Bachelor- oder Masterarbeit zur Genderthematik an hessischen Fachhochschulen. Die Arbeit muss qualitativ herausragend sein, ein für die Frauen- und Genderforschung relevantes Thema bearbeiten und damit besondere Erkenntnisgewinne liefern. Die mit 500 Euro dotierte Auszeichnung wird seit 2004 jährlich an Studierende der hessischen Fachhochschulen vergeben. Ausgewählt wird die Arbeit von einer Jury aus externen Gutachter(inne)n.

Namensgeberin des Preises ist Henriette Fürth (1861-1938), die in Gießen als Tochter jüdischer Eltern geboren wurde. Die Publizistin, Sozialpolitikerin und Frauenrechtlerin lebte in Darmstadt und Frankfurt am Main.

Weitere Informationen:

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  • <link http: www.gffz.de external-link-new-window>gFFZ – Gender- und Frauenforschungszentrum der hessischen Hochschulen

Quelle: Frankfurt University of Applied Sciences vom 20.10.2014

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