Familienforschung

Familien in Baden-Württemberg: Report untersucht Lebenssituation von Familien mit Migrationshintergrund

Die FamilienForschung Baden-Württemberg hat eine neue Online-Ausgabe des Reports Familien in Baden-Württemberg zum Thema »Eltern- und Familienbildung: Aktuelle Entwicklungen – Interkulturelle Ausrichtung« herausgegeben.

21.08.2012

Der Report gibt einen Überblick über allgemeine Entwicklungen in der Eltern- und Familienbildung, nimmt die Lebenssituation von Familien mit Migrationshintergrund als Zielgruppe der Familienbildung in den Blick und bündelt Informationen und Praxisbeispiele zu bestehenden Angeboten. Der Report wird im Rahmen der Familienberichterstattung des Landes im Auftrag des Sozialministeriums erstellt und erscheint quartalsweise mit unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten.

410.000 Familien mit Migrationshintergrund im Südwesten

Nach Auswertungen des Mikrozensus 2010 hat in 37 Prozent der in Baden-Württemberg lebenden Familien mit minderjährigen Kinder mindestens ein Elternteil ausländische Wurzeln (410 Tsd. von rund 1,1 Mio. Familien). Damit liegt der Anteil der Familien mit Migrationshintergrund im Südwesten deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 29 Prozent (2,3 von 8,1 Mio. Familien). Den relativ größten Anteil der Familien mit Migrationshintergrund in Baden-Württemberg machen Familien aus, in denen mindestens ein Elternteil türkischer Herkunft ist (20 Prozent).

Familien mit Migrationshintergrund sind keine einheitliche Gruppe, sondern weisen eine große Vielfalt an kulturellen, sozialen und religiösen Prägungen auf. Häufig ist die Milieuzugehörigkeit prägender für die jeweiligen Lebensauffassungen und Lebensweisen als das Herkunftsland. Ungeachtet der Heterogenität der Familien mit Migrationshintergrund zeigen sich beim Vergleich der Lebenssituation von Familien mit und ohne Migrationshintergrund Unterschiede im Hinblick auf die Familienstrukturen, die Erwerbstätigkeit der Eltern und die finanzielle Situation: Eltern in Familien mit Migrationshintergrund sind in Baden-Württemberg häufiger verheiratet als in Familien ohne Migrationshintergrund (84 Prozent versus 75 Prozent) und haben etwas häufiger drei oder mehr Kinder (13 Prozent versus 11 Prozent). Tendenziell sind die Kinder in Familien mit Migrationshintergrund jünger, die familiäre Rollenverteilung ist eher traditionell und das Familiennettoeinkommen geringer als in Familien ohne Migrationshintergrund.

Entwicklungen in der Eltern- und Familienbildung

Zu der Frage, inwieweit Migrantinnen und Migranten bisher durch Angebote der Eltern- und Familienbildung erreicht werden, gibt es keine verlässlichen Angaben. Vorliegende Studien weisen jedoch auf die Notwendigkeit hin, Angebote der Eltern- und Familienbildung noch stärker als bisher an migrationsspezifischen Anforderungen auszurichten. Auf der Grundlage bisheriger Erfahrungen tragen eine wertschätzende Haltung, die gezielte und persönliche Ansprache und die niedrigschwellige Ausrichtung von Familienbildungsangeboten zu einer besseren Erreichbarkeit von Familien mit Migrationshintergrund bei. Weitere Erfolgsfaktoren sind unter anderem die Entwicklung eines interkulturellen Profils der Einrichtungen, eine breite Vernetzung, die Orientierung am Sozialraum sowie die Einbindung in ein kommunales Integrationskonzept. Praxisbeispiele zeigen, dass es in Baden-Württemberg vielfältige Ansätze gibt, um die Erreichbarkeit von Migrantinnen und Migranten durch Angebote der Eltern- und Familienbildung zu verbessern. Dazu gehören unter anderem die Entwicklung und Unterstützung von Bildungspartnerschaften und der Ausbau und die Weiterentwicklung von zielgruppenorientierten Angeboten in Mütter- und Familienzentren.

Wer gehört zur Bevölkerung mit Migrationshintergrund?

Zu den Personen mit Migrationshintergrund gehören:

  • Alle in Deutschland lebenden Ausländerinnen und Ausländer
  • Deutsche mit Migrationshintergrund:
    Spätaussiedler und Eingebürgerte sowie deren Kinder, Kinder ausländischer Eltern, die nach der Geburt zusätzlich die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten haben (nach der sogenannten »Ius Soli«-Regelung), Kinder mit einseitigem Migrationshintergrund, bei denen nur ein Elternteil einen Migrationshintergrund hat sowie eingebürgerte nicht zugewanderte Ausländerinnen und Ausländer.

Bei der Bestimmung des Migrationshintergrunds wird nur die Zuwanderung ab 1950 berücksichtigt. Als Familien mit Migrationshintergrund gelten Familien, in denen mindestens ein Elternteil einen Migrationshintergrund hat und minderjährige Kinder in der Familie leben.

Informationen zum Report Familien in Baden-Württemberg

Die jetzt veröffentlichte Ausgabe des Reports Familien in Baden-Württemberg zum Thema »Eltern- und Familienbildung: Aktuelle Entwicklungen – Interkulturelle Ausrichtung« gibt einen Überblick über allgemeine Entwicklungen in der Eltern- und Familienbildung und nimmt Familien mit Migrationshintergrund als Zielgruppe der Eltern- und Familienbildung in den Blick. Darüber hinaus geht der aktuelle Report der Frage nach, wie verbreitet Familienbildungsangebote für Migrantinnen und Migranten sind und stellt interessante Praxisbeispiele aus Baden-Württemberg zusammen. Ein Blick über den Tellerrand auf Strategien der Elternunterstützung in anderen europäischen Ländern am Beispiel Frankreichs rundet das Thema ab.

Der Report Familien in Baden-Württemberg wird im Rahmen der Familienberichterstattung des Landes quartalsweise von der FamilienForschung Baden-Württemberg erstellt und erscheint ausschließlich in elektronischer Form. Er steht ab sofort zum Download zur Verfügung und kann über die <link http: www.statistik-bw.de bevoelkgebiet fafo familien_in_bw external-link-new-window external link in new>Homepage der FamilienForschung kostenlos abonniert werden.

Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg vom 21.08.2012

Redaktion: Kerstin Boller

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