Bildungsforschung

„Deutschland braucht einen Lesepakt für Familien, Kitas und Schulen“

Die neue Grundbildungsstudie „LEO 2018 – Leben mit geringer Literalität", die am 7. Mai 2019 in Berlin präsentiert wurde, zeigt dass sich der Anteil Erwachsener in Deutschland, die nicht richtig lesen und schreiben können, in den vergangenen acht Jahren um fast ein Fünftel verringert hat. Trotzdem können noch immer 6,2 Millionen Erwachsene nicht richtig lesen und schreiben. Die Stiftung Lesen fordert daher einen von Bund und Ländern koordinierten Maßnahmenplan für das Lesen.

08.05.2019

Auf der Jahreskonferenz der AlphaDekade am 7. Mai 2019 wurden die Ergebnisse der neuen LEO-Studie zur Literalität in Deutschland präsentiert. Immer noch können 6,2 Millionen Erwachsene nicht richtig lesen und schreiben. Dafür gibt es Gründe:

  • Analphabetismus wächst nach. Auch die Lesekompetenz von Grundschulkindern hat sich hierzulande seit 2001 nicht verbessert. Nach der IGLU-Studie 2016 verfügt jeder fünfte Viertklässler über kein ausreichendes Leistungsniveau. In keinem teilnehmenden Land waren die sozial bedingten Unterschiede größer.
  • Leseförderung erreicht nicht alle. Zwar hat sich die durchschnittliche Lesekompetenz Jugendlicher in Deutschland zuletzt verbessert (PISA 2015). Die positive Entwicklung umfasst jedoch nicht die Gruppe der leseschwachen Schüler, deren Anzahl und Leistung stagnieren.
  • Lesen braucht Zeit. Lehrkräfte in Deutschland verwenden im Mittel drei Stunden pro Woche bzw. 90 Stunden pro Schuljahr für expliziten Leseunterricht. Die IGLU-Forscher konstatieren: „Deutschland liegt damit weit unter dem internationalen Mittelwert mit knapp 160 Stunden.“
  • Deutschland fällt zurück. Schon 2013 belegte Deutschland bei der internationalen PIAAC-Studie unter 24 Staaten nur den 16. Platz in Sachen Lesekompetenz. Gemessen am BIP investiert die Bundesrepublik bis heute weniger als 21 andere EU-Mitgliedsstaaten in Bildung.

Weitere Informationen zur LEO-Studie sind der Berichterstattung auf dem Fachkräfteportal der Kinder- und Jugendhilfe zu entnehmen, wie auch den Seiten der AlphaDekade.

Prävention als beste Leseförderung

„Deutschland braucht einen Lesepakt für Familien, Kitas und Schulen, damit alle die gleichen Chancen auf Bildung, Aufstieg und Gestaltung ihres Lebens haben“, so Dr. Jörg F. Maas, Hauptgeschäftsführer der Stiftung Lesen. „Denn Prävention ist die beste Leseförderung. So wichtig Angebote zur nachholenden Alphabetisierung im Erwachsenenalter sind, so entscheidend bleiben die frühe Prägung und Übung, im Sinne des einzelnen, aber auch mit Blick auf die eingesetzten Mittel. Wir begrüßen, dass die Kultusministerkonferenz 2019 einen Fokus auf die Sprach- und Leseförderung legt. Um diese nachhaltig zu stärken, braucht es konkrete Maßnahmen für die kommenden Jahre.“

Dazu gehören klare und verbindliche Standards für die Sprachförderung in Kitas und den Leseunterricht in Grundschulen, aber auch Angebote, die sich an Familien richten, sowie zur außerunterrichtlichen Leseförderung und Stärkung ehrenamtlichen Engagements. Zum Beispiel muss jeder Grundschüler neben dem Leseunterricht freien Zugang zu Büchern haben, am besten in einem Leseclub mit Betreuung und Programm, alternativ auch einer offenen Schulbibliothek oder zumindest gemütlichen Leseecke. Die Vorlesestudie 2018 hat gezeigt, dass fast jeder vierte Grundschüler keine derartigen Angebote kennt.

Quelle: Stiftung Lesen vom 07.05.2019

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